Sondersendung: Interview mit Edgar Trump über „Fake Führung“
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Vorsicht Satire
Vor kurzem bin ich auf den deutschen Unternehmer Edgar Trump aufmerksam geworden.
Edgar Trump ist Vorstandsvorsitzender und Inhaber des deutschen Konzerns Trumpel Engineering. Trumpel Engineering verkauft technologische Produkte und ist besonders stark im Russlandgeschäft tätig.
Als Cousin dritten Grades ist er mit dem neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump verwandt.
Im Gegensatz zu Donald Trump meidet Edgar Trump den öffentlichen Auftritt. Kein Wunder also, dass es bislang keine Berichte von ihm in der Presse gibt und nur wenige ihn überhaupt kennen.
Fake Führung
Es freut mich sehr, dass er sich trotzdem heute bereit erklärt hat, mir ein Interview zum Thema Mitarbeiterführung und „Fake-Führung“ zu geben.
Klicken Sie hier, um sich das Interview anzuhören!
Hier das zugehörige Video:
Das transkribierte Interview
Bernd Geropp:
Herr Trump, demnächst kommt Ihr erstes Buch heraus und zwar zum Thema Mitarbeiterführung. Es trägt den Titel „Fake Führung“. Warum dieser Titel und was hat es damit auf sich?
Edgar Trump:
Das Problem heutzutage ist doch: Vielen Führungskräften wird eingeredet, als guter Chef müssten Sie Ihre Mitarbeiter unterstützen, sie weiterentwickeln und für jeden ein offenes Ohr haben. Quatsch. Das ist „Fake Führung!“. Genauso wie „fake news“, Lügenpresse.
Es ist schon schlimm heutzutage. Wenn Sie Führungskraft werden, dann sind Sie Chef. Und Chef sind Sie doch geworden, um endlich was zu sagen zu haben und nicht um auf jeden und alles Rücksicht zu nehmen.
Was höre ich da aber immer wieder? Als Führungskraft sollen Sie empathisch und einfühlsam führen. – Lächerlich. Wer nicht spurt, der fliegt:
„You are fired!“
Diese ganze „Fake Führung“ ist der Grund, warum ich mein Buch geschrieben hab: Es reicht mit dem Schmusekurs. Mein Cousin Donald zeigt es doch gerade im politischen, wie’s geht. Ich mit meinem Buch will im Bereich Mitarbeiterführung das Gleiche tun:
„Make German Leadership great again“.
Was da die ganzen Coaches und Führungskräftetrainer erzählen. Alles Unsinn. Wir brauchen doch nur bei Machiavelli nachlesen. Der hat das schon vor hunderten von Jahren verstanden, wie’s läuft.
Bernd Geropp:
Ja, was genau meinen Sie den jetzt. Wie soll sich denn eine gute Führungskraft verhalten?
Edgar Trump:
Das hab ich ausführlich in meinem Buch dargelegt. Ich gebe da direkt anwendbare, wirklich großartige Tipps für richtiges Führen in der Postfaktischen Zeit. Wirklich großartige Tipps, glauben Sie mir.
Bernd Geropp:
Könnten Sie uns da mal einige Beispiele nennen?
Edgar Trump:
Seien Sie authentisch, aber bleiben Sie unverbindlich.
Lassen Sie Ihre Mitarbeiter im Dunklen und halten Sie wichtige Informationen immer zurück. Mitarbeiter dürfen nicht alles wissen. Wo kämen wir denn da hin, wenn die genau so viel wüssten und könnten wie der Chef?
Halten Sie sich immer alle Optionen offen. Sie als Chef müssen nicht die Wahrheit sagen. Die Wahrheit machen Sie.
Ein französischer König hat das vor Jahrhunderten schon gesagt:
„Die Wahrheit: das bin ich.“
Bernd Geropp:
Moment mal: ging der Spruch nicht anders…
Edgar Trump:
Unwichtig. Was wirklich wichtig ist, ist was Sie als Chef unbedingt tun müssen: Überraschen Sie Ihre Mitarbeiter immer wieder mit gegensätzlichen Aussagen.
Machen Sie Versprechungen. Reden Sie über großartige Strategien, die sich aber widersprechen. Es geht doch darum, dass Ihre Mitarbeiter keinesfalls erahnen sollen, was Sie wirklich planen. Mitarbeiter sollen nicht mitdenken, Mitarbeiter sollen gehorchen!
Lassen Sie sie deswegen unbedingt im Ungewissen. Diese Unsicherheit verängstigt Ihre Mitarbeiter maximal. Und wir wissen es alle: Ängstliche Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter. Sie tun genau das was man ihnen sagt.
Mitbestimmung, Ideen der Mitarbeiter oder New Work? Das ist was für Weicheier. Sie sind Chef und Sie wissen genau, was richtig ist. Schließlich haben sie die großartigen Ideen und deshalb sagen Sie auch genau, wo es lang geht.
Bernd Geropp:
Nun, das widerspricht jetzt schon sehr den gängigen Führungsleitlinien und passt auch nicht zu den bekannten Untersuchungen über Mitarbeitermotivation…
Edgar Trump:
Das ist es ja. Alles Quatsch. Alles Fake Führung. Die Leute lassen sich da einlullen. So wird das nichts mit Deutschland. Ich stehe mit meinem Buch für
„Make German Leadership great again!“
und da muss ich einfach mit vielen Führungslügen radikal aufräumen. Klartext reden. Sonst macht’s ja keiner.
Als Chef weisen Sie an und kontrollieren im Detail. Beteiligen Sie bei Entscheidungen bloß nicht Ihre Mitarbeiter.
Als Chef geben Sie nicht nur das Ziel sondern auch den Weg dahin im Detail vor. Die Mitarbeiter haben das genauso umzusetzen, wie Sie es vorgeben. Mitarbeitern kann man schließlich nicht vertrauen. Die können gar nicht eigenständig denken. Wenn sie das könnten, wären Sie ja Chef. Sind sie aber nicht. Sehen Sie?
Bernd Geropp:
Moment aber…
Edgar Trump:
Eine andere Sache, die immer wieder von diesen Lügentrainern behauptet wird: Als Chef sollen Sie genau zuhören. Was für ein Unsinn. Dafür haben Sie als Chef doch gar keine Zeit.
Bernd Geropp:
Aber Ihre Mitarbeiter haben doch auch Ideen…
Edgar Trump:
Unsinn. Sie sind doch Chef weil Sie die Ideen haben. Sie sind Chef weil Sie ein aktiver Macher sind. Sie haben das „Sagen“. Zuhören hingegen ist passiv. Das wirkt unterwürfig.
Als Chef sind sie nicht unterwürfig. Konzentrieren Sie sich auf das Sprechen statt auf das Zuhören und bilden Sie sich schnell eine Meinung. Zeit ist schließlich Geld.
Bernd Geropp:
Sehr wertschätzend ist das aber nicht…
Edgar Trump:
Wertschätzung? Das müssen Sie wenn es nötig ist vorspielen, aber wirklich brauchen tun das nur Weicheier. Wenn es mal gar nicht anders geht, dann tun Sie nur so, als ob Sie zu hören. Nutzen Sie die Zeit und beschäftigen Sie sich frühzeitig im Kopf schon mit der Problemlösung, anstatt lang und breit hinzuhören, was Ihr Mitarbeiter da redet.
Zuzuhören, was ein Mitarbeiter sagt, das ist Zeitverschwendung. Mitarbeiter haben keine Ahnung.
Bernd Geropp:
Das ist jetzt aber schon harter Tobak…
Edgar Trump:
Das ist die Wahrheit. Glauben Sie mir.
Übrigens: Sollte Ihr Mitarbeiter Ihnen sagen, dass Sie ihn missverstanden haben, dann machen Sie ihm klar, dass das seine Schuld ist. Soll er sich halt klarer ausdrücken.
Bernd Geropp:
Herr Trump, was ist denn Ihrer Meinung nach, das größte Problem eines Chefs?
Edgar Trump:
Ganz klar: Ich kenn das ja von mir selbst. Als Chef haben Sie wenig Zeit. Deshalb brauch man als Chef die richtige Einstellung. Darum geht es in meinem Buch. Der Mindset ist entscheidend: Und wie ist der richtige Mindset?
Bernd Geropp:
Ja, also, ich bin mir nicht ganz klar, was Sie da bereit sind, von mir sich anzuhören…
Edgar Trump:
Ganz einfach: als Chef sind Sie großartig: per Definition. Sie als Chef sind richtig wichtig und Sie sind was besonderes. Sonst wären Sie nicht Chef. Ohne sie läuft nichts.
Hier mal einige Tipps von mir an Sie, wenn Sie wirklich Chef sein wollen:
Sie müssen sich Dinge herausnehmen, die sich Ihre Mitarbeiter nicht erlauben dürfen. Beispiel: Alle müssen pünktlich zum Meeting erscheinen, aber als Chef kommen Sie natürlich zu spät. Logisch.
Wehe einer Ihrer Mitarbeiter liest während einer Besprechung E-Mails. Dann kracht’s.
Natürlich gilt das nicht für Sie als Chef. Sie dürfen das, ja Sie müssen das tun. Sie haben ja so wenig Zeit und seien wir ehrlich: Wenn einer Ihrer Mitarbeiter eine Präsentation hält, sollten Sie sich nicht darauf konzentrieren. Das ist sowieso nicht wichtig, was Mitarbeiter sagen.
Bernd Geropp:
Also…
Edgar Trump:
Wie gesagt, als Chef haben Sie wenig Zeit und da muss man halt an allen Stellen versuchen Zeit zu sparen.
Formalitäten wie „Danke“ und „Bitte“: Auch so ein „Fake-Führung Gutmenschentum Killefit“:
Danke und Bitte zu sagen als Chef: Das ist überflüssig. Sie sagen, was gemacht wird. Da brauchen Sie nicht zu bitten. Lassen Sie das einfach weg. Spart Zeit.
Das was Sie von Ihren Mitarbeitern verlangen, müssen Sie noch lange nicht vorleben. Wo kämen wir denn da hin. Machen Sie Ihren Mitarbeitern durch Ihr Auftreten und durch Ihre Handlungen klar: „Ich bin wichtig. Du bist es nicht!“
Bernd Geropp:
Nun, das hört sich doch sehr unfair an, oder?
Edgar Trump:
Fairness ist für Weicheier. Was Sie brauchen sind Mitarbeiter, die sich Ihnen gegenüber absolut loyal verhalten und nie Widerrede geben und vor allem keine Fehler machen.
Deshalb: Wenn ein Mitarbeiter einen Fehler macht, machen Sie es publik und kanzeln Sie ihn ordentlich vor der gesamten Mannschaft ab. Damit machen Sie allen klar, dass Fehler unter Ihrer großartigen Führung nicht geduldet werden.
Bernd Geropp:
Naja, also das geht doch etwas zu weit. Mit vernünftiger Feedbackkultur hat das ja nichts mehr zu tun…
Edgar Trump:
Paperlapapp. Ganz wichtig ist auch: Machen Sie finanziell nur gute Deals. Knausern Sie bei der Bezahlung. Die sollen froh sein, dass sie für sie als großartigen Chef arbeiten dürfen.
Achten Sie darauf, dass möglichst viel Geld bei Ihnen hängen bleibt. Sie sind Chef und Ihr Ziel ist es, dass Sie möglichst viel verdienen.
Bernd Geropp:
Wenn ich Sie recht verstehe, dann sind Mitarbeiter für Sie quasi nur ausnutzbare Maschinen, die genau das tun sollen, was Sie wollen…
Edgar Trump:
Langsam begreifen Sie’s. Great Leadership bedingt, dass Sie ein guter Dealmaker sind und Ihre Mitarbeiter über den Tisch ziehen.
Dabei gibt es durchaus noch andere Funktionen eines Mitarbeiters, die wir noch gar nicht angesprochen haben. Ich gebe Ihnen ein Beispiel:
Es kann ja mal vorkommen, dass Sie als Chef eine Entscheidung getroffen haben, die sich im Nachhinein als ungünstig für Sie erweist. Da Sie ja als Chef großartig sind, kann das eigentlich nicht sein beziehungsweise zumindest nicht Ihre Schuld sein: diese Fehlentscheidung.
Deshalb schieben Sie die Verantwortung dafür ganz schnell einem Ihrer Mitarbeiter in die Schuhe. Im Zweifel lassen Sie den halt über die Klinge springen. Sie sind Chef. Da ist doch verständlich, dass Sie nicht für Fehlentscheidungen gerade stehen können. Dafür haben Sie ja schließlich Mitarbeiter.
Bernd Geropp:
Ähhhh – Herr Trump, Danke für das aufschlussreiche Gespräch.
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