FPG160 – Hilfe! Mein Chef ist ein Mikromanager!
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In Podcastfolge 133 bin ich bereits auf die fatalen Auswirkungen von Mikromanagement eingegangen. Heute soll es darum gehen, wie Sie als Mitarbeiter mit einem Mikromanager als Chef am Besten umgehen.
Demotivation durch Mikromanager
Als Mitarbeiter, der unter einem Mikromanager leidet, verliert man mit der Zeit den Spaß an der Arbeit. Und das trifft ja nicht nur Sacharbeiter. Nein, selbstverständlich kann auch eine Führungskraft unter einem mikromanagenden Chef leiden.
Solche Chefs haben keine Führungskompetenz und demotivieren und frustrieren durch übertriebene Detailvorgaben und durch fehlendes Vertrauen. Sie erziehen ihre Mitarbeiter geradezu zur Unselbstständigkeit.
Kreativität bei den Mitarbeitern? Fehlanzeige. Wie auch – das ist ja anscheinend auch nicht erwünscht. Nach einiger Zeit machen Mitarbeiter nur noch Dienst nach Vorschrift und verlieren ihre Motivation überhaupt noch etwas zu tun.
Das Verhalten von Mikromanagern hat diverse negative Auswirkungen auf Mitarbeiter – bis hin zur Verunsicherung, zur Über- wie auch Unterforderung.
Es gibt sogar besonders gemeine Chefs, die Mikromanagement bewusst einsetzen als Machtinstrument – das ist eine besonders fiese Art des Mobbings. Allerdings ist das eher die Ausnahme.
Die meisten Chefs mikromanagen nicht, weil sie ihre Mitarbeiter quälen wollen. Manchen ist gar nicht bewusst, dass Sie es überhaupt tun.
Nicht immer ist es die Persönlichkeit…
Detailbesessenes Mikromanagement hat seinen Grund nicht immer in der Persönlichkeit der Führungskraft. Unsinnige organisatorische Vorgaben wie auch gesetzliche Vorgaben, sogenannte Compliance Regeln, können aus einem sonst vernünftig agierenden Chef einen Mikromanager machen.
Letztes Jahr erschien hierzu ein Artikel in der FAZ unter dem Titel „Kernkompetenz verzetteln!“ Ich zitiere:
„…Besonders drastisch wird dies am Extrembeispiel des amerikanischen „Sarbanes-Oxley-Gesetzes“ sichtbar, das solchen Unternehmen, die an einer amerikanischen Börse notiert sind, umfassende Auflagen zu Berichtswesen und Risikomanagement auferlegt.
Die hiermit betrauten Manager werden für Fehler und Verstöße persönlich zur Rechenschaft gezogen, was im Extremfall sogar zu Gefängnisstrafen führen kann. Daß eine solche Arbeitssituation die Neigung zum Delegieren nicht gerade bestärkt, liegt auf der Hand…“
Das ist natürlich extrem. In solchen Positionen bleibt der Führungskraft gar nichts anderes übrig als zu mikromanagen.
Als gemikromanagter Mitarbeiter gibt es in einer solchen Situation nur die Möglichkeit „Love it“ or „Leave it“. Da man die Gesetzeslage nicht so einfach verändern wird, ist die Option des externen „Change“ hier nicht gegeben.
5 Typen von Mikromanagern
Aber wie können Sie als Mitarbeiter mit einem Chef umgehen, den man nicht zum Mikromanagement gezwungen hat sondern der aufgrund seiner Persönlichkeit so agiert?
Was können Sie tun, um sich bei so jemandem Freiräume zu schaffen und den Spaß an der Arbeit nicht zu verlieren? Können Sie sojemanden vom Mikromanagen abbringen?
Bevor wir darauf eingehen, will ich Ihnen 5 Typen von Mikromanagern vorstellen. Dabei ist es wichtig deren Motivation zu verstehen, um zu wissen, warum sie es tun.
Die wenigsten dieser Mikromanager treten in der Realität in Reinform auf. Natürlich gibt es auch Überlappungen und viele sind nicht so extrem wie ich das im Folgenden schildere.
Der Erste Typ des Mikromanagers ist der
Der Kontroll-Suchti
Ihn prägt, dass er alles unter Kontrolle haben möchte. Er hat eine fast panische Angst vor Kontrollverlust. Er will Klarheit und Berechenbarkeit.
Er will über alles und jeden informiert werden. Für ihn ist Planung und Kontrolle ganz entscheidend im Leben. Diese Angst vor Kontrollverlust hängt häufig mit fehlendem Selbstvertrauen und somit mit Angst zusammen.
Der 0-Fehler Fordernde
Es ist jemand der fast körperliche Schmerzen empfindet, wenn irgendwo Fehler in einem System auftreten. Denn Fehler sind per se böse. Fehler sind für ihn immer und überall unbedingt zu vermeiden.
Und da er niemandem traut, so auf Fehlerfreiheit zu achten wie er selbst, muss er vieles selbst in die Hand nehmen oder zumindest sehr engmaschig kontrollieren. Sonst wird das nix.
Einen Satz hört man häufig von ihm:
„Vertrauen mag gut sein, Kontrolle ist immer besser!“
Der Unterdrücker
Das ist jemand, der im Endeffekt Macht ausüben will, um gegenüber den anderen gut da zu stehen. Wenn seine Mitarbeiter alles selbst könnten, tja dann bräuchte man ihn vielleicht nicht. Das kann ja nicht sein.
Und deswegen behält er gerne wichtige Infos für sich und muss deshalb leider mikromanagen, weil die Mitarbeiter können es ja nicht. Tja, wie auch, wenn die Mitarbeiter die wichtigen Infos nicht bekommen.
Zu diesem Typ von Mikromanagern gehört auch der vorhin erwähnte fiese Chef, der Mikromanagement als eine Art des Mobbings einsetzt, z.B. um unerwünschte Mitarbeiter langfristig in die Kündigung zu treiben.
Der Künstler
Er hat eine klare Vorstellung, wie das Endergebnis eines Projekts oder eines Produkts aussehen muss – und zwar bis auf das kleinste Detail. Er ist fast verliebt in das Projekt oder das Produkt und deshalb ist die 80:20 Regel dabei so gar nicht seine Sache.
In manchen Bereichen kann so jemand hoch erfolgreich sein. Steve Jobs kommt einem da z.B. in den Sinn. Der war jemand, der in manchen Bereichen extrem mikrogemanagt hat, um exakt das Endergebnis zu bekommen, was er wollte.
Ich denke aber, er war eine Ausnahmeerscheinung und er hat sehr wohl gewusst, wo er sehr ins Detail gehen musste und wo genau das umgesetzt werden musste, was er wollte – und wo nicht.
Wenn Sie als Chef jetzt glauben sollten:
„Ja genau: das bin ich. Ein Künstler. Ich kann ja nicht anders.“
Ähh. Sorry, das glaube ich nicht. Gehen Sie eher davon aus, dass Sie nicht zum Typ des Künstlers gehören – oder haben Sie schon ein Apple vergleichbares Unternehmen aufgebaut?
Der Experte
Genau in dieser Kategorie habe ich mich zu Beginn meiner Karriere befunden. Experten sind meistens Manager, die zuvor jahrelang erfolgreich als Sacharbeiter Fachaufgaben erledigt haben, also Experten waren. Nun sind sie befördert worden oder haben sich selbstständig gemacht und jetzt müssen sie diese Fachaufgaben delegieren.
Das ist aber nicht einfach. Wenn ich jahrelang der beste Programmierer war, dann fällt es mir naturgemäß schwer, die Programmieraufgaben abzugeben, wenn ich jetzt Gruppenleiter bin.
Denn ich bin ja überzeugt, dass meine Mitarbeiter die Aufgaben nicht so gut machen werden wie ich. Also gebe ich ihnen alles Haarklein vor und kontrolliere die Umsetzung. Als Experte ist die Gefahr immer groß ein Mikromanager zu werden bei den Tätigkeiten, die einen früher ausgezeichnet haben.
Wie gesagt, ich spreche hier aus Erfahrung. Wer den Podcast schon länger hört, kennt da meine Geschichte mit dem Delegieren. Wenn nicht, hören Sie sich die Podcastfolge 10 an.
Was tun als Mitarbeiter?
Was können Sie als Mitarbeiter nun tun wenn Sie unter einem Mikromanager leiden? Ich habe da einige Tipps für Sie.
Bauen Sie Vertrauen auf!
Ein Mikromanager möchte die Gewissheit haben, dass alles funktioniert. Er möchte immer genügend Informationen haben.
„Das weiß ich nicht.“
Wenn er das sagen müsste, dann wäre das ganz schlecht für sein Selbstvertrauen, besonders wenn er vom Typ „Kontroll-Suchti“ ist. Deshalb gehen Sie auf Ihren Chef zu und bieten sie ihm aktiv an, über den aktuellen Stand Ihrer Projekte regelmäßig zu berichten.
Klären Sie genau, was Ihr Chef haben möchte? Was braucht er wirklich und zu welcher Zeit? Was sind seine Erwartungen, damit er das gute Gefühl hat, es läuft gut. Wie bekommen Sie es hin, dass Sie seine Motivation befriedigen?
Verstehen Sie die Ängste des Mikromanagers
und versuchen Sie durch Ihr Verhalten dem Mikromanager diese Ängste zu nehmen oder zumindest abzubauen.
Die Angst des Kontroll-Suchtis
Der Kontroll-Suchti hat panische Angst, vor anderen – speziell vor der Situation, sollte er vor Kollegen oder sogar vor dem eigenen Chef blöd da stehen, weil er etwas nicht genau weiß, was in seinem Bereich vorgefallen ist.
Die Angst des 0-Fehler Fordernden
Beim 0-Fehler Fordernden ist es etwas anders. Er will sich nie nachsagen lassen, Fehler gemacht zu haben. Das ist seine Angst, dass man ihm das vorwerfen könnte.
Die Angst des Unterdrückers
Der Unterdrücker hat Angst davor, entmachtet zu werden. Er verbindet Wissen und Informationen mit Macht und Autorität. Seine Angst kann auch darin bestehen, dass er glaubt überflüssig zu sein, wenn er als Chef keinen Informationsvorsprung mehr hat.
Also hält er Informationen zurück. Ihm diese Angst – zumindest zum Teil zu nehmen – ist ein langfristiger Prozess und nicht einfach – aber möglich.
Die Angst des Künstlers
ist die Befürchtung, dass sich die Mitarbeiter mit einer minderwertigen Lösung zufrieden stellen könnten. Und eigentlich sind alle Lösungen, die nicht auf seinem Mist gewachsen sind, minderwertig.
Haben Sie den Typ des Künstlers als mikromanagenden Chef, versuchen Sie genau herauszufinden, welche Bereiche ihm wirklich wichtig sind und bei welchen Bereichen er unter Umständen doch einer 80:20 Regel oder einer Lösung von jemand anderem zustimmen kann.
Die Angst des Experten
Er hat Angst vor dem Delegieren. Meist hat er in der Vergangenheit damit schon mal schlechte Erfahrungen gemacht. Er gibt deshalb im Detail vor, wie etwas zu erledigen ist.
Es kann auch sein, dass er die Rolle der Führungskraft noch nicht richtig angenommen hat. Er braucht es noch, als Experte gebraucht und angesehen zu werden.
Sein Selbstwertgefühl basiert noch hauptsächlich darauf, dass er sich als den Experten sieht, anstatt dass er sich als Führungskraft und Manager definiert. So war das bei mir zu Beginn meiner Karriere.
Ist das meine Aufgabe?
Vielleicht sagen Sie jetzt:
„Aber Herr Geropp, es kann doch nicht meine Aufgabe sein, meinem Chef die Angst zu nehmen.“
Natürlich steht das nicht so in Ihrer Stellenbeschreibung. Es ist aber günstig, wenn Sie sich so verhalten und lernen, wie Ihr Chef tickt.
Ja, Sie haben Recht. Sie müssen sich Ihrem Chef anpassen – ob Ihnen das gefällt oder nicht. Sie sind abhängig beschäftigt – und ich betone dabei das Wort: abhängig.
Sie haben immer die Wahl: „Love it, Change it, leave it“. Und wenn es gar nicht anders geht, tja dann müssen Sei die Konsequenz ziehen und sich einen anderen Job besorgen. Aber probieren Sie es doch erst mal aus. Es kann auch spannend sein, zu lernen, seinen Chef zu führen.
Ein weiterer Tipp:
Kommen Sie mit Lösungen!
Wenn es Schwierigkeiten gibt, dann berichten Sie sofort an Ihren Chef – aber schlagen Sie immer auch eine oder mehrere Lösungen vor. Ihr Chef wird entscheiden wollen. Aber er wird es wohlwollend aufnehmen, wenn Sie mit Lösungsvorschlägen kommen.
Wenn Sie das eine Zeit lang so machen, bauen Sie Wohlwollen und Vertrauen auf. Nach einiger Zeit und unter der Beachtung der typischen Feedbackregeln – können Sie ihm dann auch vorsichtig mitteilen, dass und wo sie sich gemikromanagt fühlen. Machen Sie einen Vorschlag, wie sie es gerne hätten und welche Vorteile es für Ihren Chef hätte.
Wenn Sie das geschickt machen und besonders auch auf seine Vorteile hinweisen, haben sie eine gute Chance, etwas zu ändern.
Seien Sie nachsichtig!
Aber – seien Sie nachsichtig mit Ihrem Chef. Fangen Sie mit kleinen Veränderungen an und bauen Sie weiter Vertrauen auf.
„Die gute Nachricht ist: Nur wenige Menschen werden als Mikromanager geboren. Die meisten können sich zum Positiven ändern. Die schlechte Nachricht ist: Sich zu ändern das braucht Zeit!“
Kostenloses Webinar
Weil dieses Thema eine solche große Bedeutung hat, halte ich kostenlose Webinare mit dem Titel:
„So vermeiden Sie Mikromanagement!“
Hier können Sie sich das Replay des Webinars anschauen:
Das inspirierende Zitat
„Wer weiß, was er übersehen darf, gewinnt an Weit- und Übersicht“
Ernst Ferstl
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