fpg199 – Wie Sie als Führungskraft respektiert werden
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Sie wurden zum Gruppenleiter befördert? Herzlichen Glückwunsch. Sie sind nun Führungskraft und haben deutlich mehr Gestaltungsfreiraum und auch Verantwortung als bisher. Sie freuen sich auf die neuen Aufgaben und auf Ihre neue Rolle.
Allerdings nagt da vielleicht ein kleiner Zweifel an Ihnen. Sie fragen sich, ob Sie respektiert werden:
„Werden meine Mitarbeiter mich respektieren? Bisher war ich ja schließlich einer von Ihnen. Nun bin ich ihr Vorgesetzter?“
So geht es den meisten in dieser Situation. Nur wenige Menschen sind von sich selbst so überzeugt, dass Sie sich diese Frage gar nicht stellen. Ich glaube, es ist sehr sinnvoll sich mit dieser Frage zu beschäftigen, wenn Sie Erfolg haben wollen als Führungskraft. Denn einfach nur von sich überzeugt zu sein à la:
„Ich bin ja richtig gut und kompetent. Von daher werden die mich schon respektieren. Da mach‘ ich mir keine Sorgen.“
Das wird nicht reichen. Chef werden ist schließlich etwas anderes als Chef sein.
Sie sollten sich schon überlegen, was respektiert werden wirklich bedeutet.
Respektiert werden bedeutet nicht Höflichkeit
Respekt ist nicht gleichzusetzen mit Höflichkeit. Höflichkeit ist ein rein äußeres Verhalten. Zum Beispiel kann ich durchaus höflich gegenüber meinem Vorgesetzten sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich ihn respektiere.
„Ich verlange Respekt.“
Mit einer solchen Äußerung will jemand, dass Sie ihn für wichtig erachten und Sie sich entsprechend verhalten.
Aber Respekt zu verlangen ist Unsinn. Es mag zwar sein, dass Sie sich dieser Aufforderung beugen und sich demjenigen gegenüber danach höflich oder sogar verschüchtert verhalten. Derjenige mag dann das Gefühl haben, dass Sie ihn respektieren. Das ist aber ein Trugschluss.
Wirklicher Respekt ist verbunden mit einer inneren Haltung. Wenn Sie jemanden wirklich respektieren, dann sind Sie davon überzeugt, dass derjenige etwas getan hat, was Ihre Anerkennung verdient. Respekt muss man sich verdienen. Respekt kann man nicht einfordern.
Wie also können Sie sich Respekt verdienen, wenn Sie neu in die Führungsrolle kommen?
Aus meiner Sicht sollten Sie an drei Bereichen arbeiten: Klarheit, Vertrauen und Entscheidungsstärke.
Klarheit
Es geht dabei um die Klarheit im Denken und in der Kommunikation. Zu aller erst ist es notwendig, dass Sie sich selbst kennen – erkennen – also Ihre Stärken, Ihre Schwächen wie auch Ihre Motivation, Ihre Werte und Ihre Ziele kennen. Das ist Ihre Basis. Das ist Ihre Klarheit über sich selbst.
Menschen, die sich wirklich selbst kennen, brauchen anderen nichts vorzuspielen. Sie strahlen Selbstbewusstsein aus. Sie sind sich Ihrer selbst bewusst. Sie wissen, worum es ihnen geht.
Self-Awareness
Im Englischen gibt es dafür den Begriff „Self-Awareness“ Der beinhaltet das, was ich meine, noch besser als der deutsche Begriff Selbstbewusstsein.
Um es zu verdeutlichen: Kennen Sie auch diese Menschen, die in einen Raum reinkommen und einfach da sind – präsent sind? Die haben eine Ausstrahlung auch ohne dass sie überhaupt etwas sagen. Diese Personen wissen um sich selbst.
Dabei meine ich nicht arrogantes Auftreten oder übersteigertes Selbstbewusstsein. Ich meine nicht das von manchen dargestellte gockelhafte Auftreten. Ich spreche von Personen, die in sich ruhen und dadurch charismatisch wirken. Wie schaffen die das? Die kennen sich selbst sehr genau und wissen um ihre Wirkung ohne sie bewusst einzusetzen. Die haben eine Art Balance.
Das ist schwierig zu erreichen, aber daran zu arbeiten und sich damit zu beschäftigen, diese Klarheit über sich selbst zu bekommen, ist meiner Ansicht nach wichtig. Es geht darum auf dem Weg dahin zu sein. Wenn man sich damit beschäftigt, mit sich beschäftigt, ist man den meisten anderen Menschen schon weit überlegen und hat deshalb eine große Chance allein schon deswegen respektiert zu werden.
Klarheit über das Umfeld
Es geht aber noch weiter. Es geht nicht nur darum sich selbst zu erkennen, sondern auch Klarheit über sein Umfeld zu bekommen und Klarheit über seine Rollen zu haben, die man ausfüllt oder spielt.
Wenn Sie die Rolle der Führungskraft übernehmen, sollte Ihnen klar sein, welche Erwartungen in Sie in dieser Rolle, in Ihrem Umfeld, in Ihrem Unternehmen gesetzt werden.
Es geht nicht darum, all diesen Erwartungen zu entsprechen, aber Sie sollten die Erwartungen zumindest kennen. Was erwartet Ihr Chef von Ihnen? Was erwarten Ihre Mitarbeiter? Was erwarten Ihre Kollegen? Machen Sie sich das klar und wenn es Ihnen nicht klar ist, fragen Sie nach und lernen Sie zwischen den Zeilen zu lesen.
Vertrauen
Der zweite Punkt ist Vertrauen. Führungskräfte, die respektiert werden, denen wird vertraut. Die sind vertrauenswürdig. Wie bekommt man Vertrauen? Wie wird man vertrauenswürdig?
Wir vertrauen Menschen, die verlässlich sind, Menschen, die ihre Zusagen einhalten.
„Ja, ja, klar. Selbstverständlich halte ich meine Zusagen ein. Natürlich bin ich vertrauenswürdig.“
Wirklich? Denn das ist manchmal gar nicht so einfach.
Stellen Sie sich vor, Sie sind neu in Ihrer Führungsrolle. Nach wenigen Monaten haben Sie ein Jahresgespräch mit einem Ihrer Mitarbeiter, der auch noch nicht sehr lang dabei ist.
Beispiel Gehaltserhöhung
Der hat in den letzten Monaten herausragende Leistungen erbracht und fragt nach einer Gehaltserhöhung. Sie wissen, dass der Mitarbeiter mit relativ niedrigem Gehalt eingestiegen ist. Er möchte moderate 2.000 EUR zusätzlich auf sein Jahresgehalt. Sie können das durchaus nachvollziehen. Sie wollen den Mitarbeiter nicht verlieren und sagen:
„Nun, Herr Müller. Momentan kann ich Ihnen noch keine Erhöhung geben. Da sind Sie noch zu kurz dabei. Aber ich bin mir sicher, dass wenn Sie im nächsten halben Jahr Ihre Ziele weiterhin so erreichen, wie bisher, dann kriegen wir das hin.“
Nun arbeitet Ihr Mitarbeiter in den nächsten 6 Monaten viel und hart. Er kniet sich richtig rein und er übererfüllt sogar die mit ihm vereinbarten Ziele.
Im nächsten anstehenden Gespräch fragt Ihr Mitarbeiter verständlicherweise wieder nach der Gehaltserhöhung:
„Ich habe ja die Ziele erreicht, teilweise sogar übererfüllt. Ich wollte nun fragen, wie es denn jetzt mit der versprochenen Gehaltserhöhung aussieht?“
Tja, und jetzt haben Sie ein Problem. Denn der Markt ist eingebrochen und deshalb hat der Vorstand Budgetkürzungen entschieden. Gehaltserhöhungen sind nicht machbar. Das haben Sie schon vorher weiter oben angesprochen, aber es ist ganz klar: Das bekommen Sie in diesem Jahr nicht durch.
Was sagen Sie jetzt Ihrem Mitarbeiter?
„Ja, Sie haben Recht. Sie haben Ihre Ziele in den letzten 6 Monaten erreicht. Sie machen einen super Job. Trotzdem, es tut mir sehr leid, aber ich kann Ihnen keine Gehaltserhöhung geben. Sie wissen ja: Wir haben überall Budgetkürzungen. Es werden im gesamten Unternehmen keine Gehaltserhöhungen gegeben. Also kann ich Ihnen auch keine Erhöhung geben.“
Tja, das ist nicht nur unschön für den Mitarbeiter. Viel schlimmer hierbei ist, dass Sie Ihre Zusage nicht einhalten. Sie haben dem Mitarbeiter ja gesagt: „Wir kriegen das hin“. Und jetzt, können Sie das nicht liefern. Das Vertrauen in Sie ist nachhaltig gestört – und zwar nicht nur bei diesem Mitarbeiter. Der wird schließlich darüber mit seinen Kollegen sprechen.
„Meinem Chef kannst Du nicht trauen. Wenn der Dir was zusagt, das kannst Du vergessen. Der erzählt viel, wenn der Tag lang ist.“
Sind Sie vertrauenswürdig?
Wenn Sie sich Ihrem Mitarbeiter gegenüber so verhalten, sind Sie nicht vertrauenswürdig. Respektieren wird man Sie schon gar nicht. Vielleicht sagen Sie jetzt:
„Ja aber da konnte ich doch dann nichts dafür. Der Markt ist schließlich eingebrochen und der Vorstand hat entschieden.“
Dann hätten Sie aber nichts versprechen dürfen. Sie als neue Führungskraft haben schon vorher einen Fehler gemacht. Sie haben sich nicht klar gemacht, für was Sie wirklich verantwortlich sind und welche Entscheidungen sie treffen dürfen. Ihnen fehlte es an Klarheit über Ihre Rolle.
Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen. Was tun? Sie haben eine Zusage gegeben, aber das Unternehmen kann oder will sie nicht einhalten. Wie können sie in einer solchen Situation trotzdem Vertrauenswürdig bleiben und weiterhin respektiert werden?
Meine Lösung wird Ihnen vielleicht nicht schmecken, aber wenn Sie etwas versprechen, müssen Sie es einhalten. Eine Möglichkeit bestände darin, dass Sie Ihrem Mitarbeiter die Gehaltserhöhung von Ihrem eigenen Gehalt zahlen.
Ich meine das ernst. Vielleicht können Sie nicht die 2.000 EUR zahlen. Das haben Sie aber auch nicht versprochen. Sie haben gesagt, dass Sie etwas machen können – und das tun sie auch.
„Herr Müller, ich habe Ihnen zugesagt, dass Sie eine Gehaltserhöhung bekommen, wenn Sie die Ziele erreichen. Sie haben die Ziele erreicht. Leider habe ich mich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Ich dachte ich könnte das entscheiden, habe da aber einen Fehler gemacht. Das Unternehmen wird Ihnen in den nächsten 12 Monaten keine Gehaltserhöhung geben können. Ich möchte aber trotzdem meine Zusage einhalten. Deswegen werde ich Ihnen in den nächsten 12 Monaten jeweils 100 EUR pro Monat von meinem privaten Konto überweisen.“
Sie haben einen Fehler gemacht und stehen dafür gerade. Sie können davon ausgehen, dass dieser Mitarbeiter Sie zukünftig respektieren wird.
Wahrscheinlich spricht sich das auch rum. Sie haben nicht nur einen Fehler zugegeben sondern auch versucht so gut es geht, den Fehler auszubügeln.
Entscheidungsstärke
Eine respektierte Führungskraft zeichnet sich also aus durch Klarheit, durch Vertrauen und die dritte Basis ist Entscheidungsstärke.
Als Führungskraft ist es Ihre Aufgabe Entscheidungen zu treffen. Das ist in manchen Situationen nicht einfach. Obwohl Sie das Gefühl haben, nicht alle Informationen vorliegen zu haben, müssen Sie trotzdem eine Entscheidung fällen. Übrigens: Wenn Sie sich nicht entscheiden und abwarten, ist das auch eine Entscheidung – allerdings in vielen Fällen die schlechtere.
Abwarten ist meist eine schlechte Alternative
Wenn Sie abwarten bis sowieso nur noch eine Alternative übrig ist, dann haben Sie Ihre Entscheidungsmacht abgegeben. Die Situation oder jemand anderes hat für Sie entschieden. Sie sind dann im wahrsten Sinne des Wortes ohne Macht, also ohnmächtig. Das wollen Sie nicht.
Akzeptieren Sie, dass Sie als Führungskraft Entscheidungen selbst dann treffen müssen, wenn Sie aufgrund fehlender Informationen nicht die gesamte Sachlage überblicken können.
Haben Sie keine Angst davor, Fehlentscheidungen zuzugeben und zu revidieren. Es gehört dazu, auch mal falsche Entscheidungen zu treffen.
Als Führungskraft müssen Sie entscheiden und Sie müssen auch für Ihre Entscheidungen gerade stehen. Das gehört dazu. Sie müssen die Konsequenzen Ihres Tuns und Ihrer Entscheidungen tragen. Wer das in vollem Umfang wirklich tut, dem zollt man Respekt. Ich habe es hier im Podcast schon häufiger gesagt: Führungskraft sein, heißt im schlimmsten Fall “accept to get fired!“
Es geht nicht um Beliebtheit
Manchmal müssen Sie auch Entscheidungen treffen, die Ihren Mitarbeitern nicht gefallen. Wichtig hierbei ist, sich immer bewusst zu machen: Als Führungskraft geht es nicht darum, geliebt zu werden oder beliebt zu sein. Es geht darum, respektiert zu werden. Und respektiert werden Sie dann, wenn Sie sich fair und wertschätzend verhalten, dabei aber konsequent sind und sich auch trauen mal unpopuläre aber notwendige Entscheidungen zu treffen.
Eine notwendige Entscheidung kann zum Beispiel sein, dass Sie Überstunden und Wochenendarbeit anordnen, weil ein Großprojekt termingerecht fertig gestellt werden muss.
Ja, vorher sind Fehler von anderen außerhalb Ihres Teams gemacht worden. Ja, und der Vertrieb hat viel zu viel versprochen, was Ihr Team jetzt mit Überstunden ausbaden muss.
Es hilft aber nichts: Sie müssen entscheiden, dass Ihr Team jetzt am Wochenende arbeitet. Beliebt machen Sie sich damit bei Ihren Leuten nicht, aber wenn Sie es nachvollziehbar erklären, warum Sie so entscheiden, erhalten Sie langfristig Respekt dafür. Kurzfristig mag der eine oder andere sauer auf Sie sein – und Sie das auch spüren lassen. Das müssen Sie aushalten.
Konsequenz
Entscheidungsstärke bedeutet auch, dass Sie konsequent sind und in vielen Situationen bereit sind „nein“ zu sagen.
In Podcastfolge 36 bin ich im Detail auf das Thema eingegangen
„Vom Kollegen zum Chef! Wie Sie als frischgebackene Führungskraft von Ihren Mitarbeitern respektiert werden!“ eingegangen. Dort habe ich 10 Tipps und Situationen beschrieben, was man tun kann, um sich Respekt von seinen Mitarbeitern zu verdienen. Hören Sie da unbedingt nochmal rein.
Die Basis aber für all diese Tipps sind die 3 wichtigen Punkte, die wir heute behandelt haben: Klarheit, Vertrauen und Entscheidungsstärke.
Weiterführende Links
- „Vom Kollegen zum Chef! Wie Sie als frischgebackene Führungskraft von Ihren Mitarbeitern respektiert werden!“
- Die ersten 100 Tage als Führungskraft
- Die Online-Leadership-Platform
Das inspirierende Zitat
„Eine Voraussetzung für den Frieden ist der Respekt vor dem Anderssein und vor der Vielfältigkeit des Lebens.“
Dalai Lama
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