fpg302 – Remote Work: Mitarbeiter arbeiten von zu Hause: Durchbruch oder Albtraum?
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Heute geht es um das Thema Remote Work.
Sie erinnern sich: Während der Pandemie mussten viele Mitarbeiter zu Hause bleiben und gezwungenermaßen aus dem Home Office arbeiten. Tja, und jetzt?
Sind oder kommen jetzt die meisten Mitarbeiter wieder zurück ins Büro und es wird so schön oder weniger schön wie zuvor?
Funktioniert Remote Work?
Viele Führungskräfte und Unternehmer sind ja der Meinung, dass Remote arbeiten durchaus funktioniert, aber halt nur für ganz wenige Mitarbeiter.
Die meisten Mitarbeiter können damit gar nicht umgehen, die können sich nicht selbst organisieren und dadurch wird Remote Work zum unproduktiven Albtraum im Unternehmen – so zumindest in der Vorstellung dieser Führungskräfte.
Aber vielleicht ist es ja doch ganz anders und wir haben es wirklich mit einem Durchbruch zu tun.
Vielleicht ist das Arbeiten von zu Hause oder von unterwegs doch der neue Trend, die revolutionäre Innovation in der Arbeitswelt, die auch nicht mehr einfach so weg gehen wird. Es tauchen ja auch neue Begriffe auf wie Hybrides Arbeiten, also abwechselnd mal zu Hause und mal im Büro zu arbeiten.
Der Sponsor dieser Podcastfolge, die Firma Personio, hat vor Kurzem den HR Trend Report für 2023 herausgebracht mit 9 wichtigen HR Trends – und einer dieser Trends lautet:
„Hybrides Arbeiten wird ausgedehnt.“
Sie können sich den Report hier gratis herunterladen.
Es werden dort einige HR Experten zitiert unter anderem Vaso Parsinou, Chief People Officer von Ravio. Sie sagt:
„Hybride Arbeitsmodelle auszubauen und zu verfeinern, wird weiterhin wichtig für Unternehmen bleiben – vor allem in der aktuellen wirtschaftlichen Lage…“
Tja, was bedeutet das denn jetzt für Sie als Führungskraft und Unternehmer in einem KMU?
Lassen Sie uns die Thematik „Remote Work“ strukturiert angehen, denn es stellen sich viele Fragen:
Was genau ist Remote Work?
Welche Arten von Remote Work gibt es eigentlich? Für welche Tätigkeiten, welche Unternehmen, welche Mitarbeiter und welche Führungskräfte ist es praktikabel und für welche nicht?
Und wie passen da die neuen Schlagworte rein wie „Hybrides Arbeiten“?
Fragen über Fragen. Deshalb fangen wir mal mit dem Versuch einer Definition an. Was bedeutet Remote Work?
Und da fängt es schon an schwierig zu werden, denn wenn ich mir Remote Work vom deutschen Wikipedia erklären lassen will, komme ich auf einen Artikel mit der Überschrift: „Telearbeit“. Das ist so „70er-Jahr-mässig“. – Und was steht da?
„Die Telearbeit (englisch telework; umgangssprachlich Homeoffice; mitunter auch Mobilarbeit oder mobile Arbeit, was jedoch teilweise weiter zu verstehen ist) ist eine Arbeitsorganisation, bei der Arbeitnehmer ihre Arbeitsaufgaben ganz oder teilweise außerhalb der Geschäftsräume oder Betriebsstätten des Arbeitgebers überwiegend durch Telekommunikation ausüben…“
Oh mein Gott. Das ist so bürokratisch deutsch und unverständlich. Wer benutzt den heute noch den Begriff „Telekommunikation“ ausser vielleicht in verstaubten deutschen Behörden oder in der Juristischen Bürokratiesprache?
Faxanbieter?
Wo wir gerade bei Bürokratie sind, wussten sie, dass heute, also Februar 2023 die Bundesnetzagentur neue Fax Anbieter sucht?
Ne ehrlich! Kein Witz! Es gibt hierzu eine offizielle Ausschreibung. Gesucht wird ein Anbieter zur Erbringung von Faxdienstleistungen. Die Bundesnetzagentur schätzt mit einem Aufkommen zwischen 3.000 und 4.000 Faxen pro Monat. Die Laufzeit soll zwischen 12 und 60 Monaten liegen.
Wir machen Faxen in Deutschland. Soweit also zur Digitalisierung.
Aber ich schweife ab.
Definition Remote Work
Die Schwierigkeit bei der Definition von Remote Work ist, dass Remote Work und Homeoffice nicht ganz dasselbe sind, obwohl beide Begriffe oft als Synonyme verwendet werden. Das richtige Wording ist aber wichtig, vor allem in Arbeitsverträgen. Die Bürokratie lässt grüßen.
Wenn Sie also solche Begriffe in den Arbeitsvertrag schreiben, lassen Sie das unbedingt von einem Juristen klären, denn es gibt da unterschiedliche Auflagen, je nachdem welche Begriffe Sie nutzen: Remote Work, Telearbeit oder Home Office.
Also hier mal meine Definition, die wahrscheinlich nicht juristisch korrekt ist, aber ich hoffe brauchbar für unsere weitere Diskussion:
Home Office
Beim Home Office arbeitet der Mitarbeiter von zuhause aus bzw. an einem Arbeitsplatz im privaten Umfeld. Dort muss der Arbeitnehmer in der Regel erreichbar sein.
Remote Work
Beim Remote Work oder mobilen Arbeiten kann der Mitarbeiter seine Arbeit von jedem beliebigen Ort erledigen, ist dabei aber weder an das Firmenbüro noch an sein heimisches Büro gebunden. Home Office ist also eine besondere Form des Remote Work.
Hybrides Arbeiten
Und Hybrides Arbeiten ist das nebeneinander von Arbeit im Betrieb beziehungsweise Büro oder zu Hause oder von unterwegs.
Es gibt verschiedene hybride Arbeitsmodelle, die sich aufgrund des Arbeitsorts, der Arbeitszeit und der Flexibilität unterscheiden:
- Office First:
Primär wird im Büro gearbeitet. Das Arbeiten außerhalb des Büros ist die Ausnahme. - Teil-Flexibel:
Mitarbeiter haben die Freiheit an festgelegten Tagen auch außerhalb des Büros zu arbeiten. - Voll-Flexibel:
Die Mitarbeiter wählen täglich neu, von wo aus sie ihre Arbeit erledigen wollen. - Remote First:
Gearbeitet wird grundsätzlich remote. Nur in Ausnahmefällen kann das Büro als Arbeitsort genutzt werden.
Für wen ist Remote Work geeignet?
Für welche Arbeitsfelder ist Remote Work denn prinzipiell geeignet und vor allem für welche nicht?
Eigentlich ist die Antwort trivial: Alle Arbeitsfelder sind im Rahmen hybrider Arbeitsmodelle für Remote Work geeignet, zumindest wenn sie keine ständige Präsenz am Arbeitsplatz erfordern.
Also ein Mitarbeiter, der den ganzen Tag an der Werkzeugmaschine arbeitet, wird voraussichtlich nicht Remote arbeiten können.
Aber bereits der Vorarbeiter, der nicht notwendigerweise die ganze Zeit in der Werkshalle an Maschinen verbringen muss, der könnte durchaus zeitweise remote arbeiten, also hybrid, nämlich dann wenn der die Schichtplanung an seinem Laptop ausarbeitet. Das muss er ja nicht zwangsläufig im Büro machen.
Prinzipiell sind erstmal alle Wissensarbeiter remote fähig, also Entwickler, Programmierer, Marketingmitarbeiter, Redakteure, Übersetzer wie auch Berater.
Aber auch Finanz- und Buchhaltungsfachleute, Kundensupport und Projektleiter können ihre Tätigkeiten aus der Ferne erledigen ohne ständig vor Ort im Büro sein zu müssen.
Bedenken gegen Remote Work?
Warum haben denn trotzdem so viele Unternehmen und Führungskräfte Bedenken gegenüber Remote Arbeit oder Home Office?
Nun, da gibt es verschiedene Gründe dafür – und manche davon sind auch nicht ganz von der Hand zu weisen.
Beispielsweise wird die Kommunikation innerhalb des Teams umständlicher, wenn einige oder alle Mitarbeiter remote arbeiten. Auch der Teamzusammenhalt und das Zugehörigkeitsgefühl kann durch Remote Work beeinträchtigt werden, wenn man da nicht geeignete Gegenmaßnahmen ergreift.
Auch für neue Mitarbeiter, die direkt remote arbeiten müssen, ist das herausfordernd. Denn die Einarbeitung der Neuen gestaltet sich remote aufwändiger als in Teams, bei denen alle gemeinsam im Büro sind und man mal eben den Kollegen etwas fragen kann.
Kontrollverlust bei Remote Arbeiten?
Ein Bedenken gegen Remote möchte ich hier aber ausräumen – und dass ist der Kontrollverlust. Manche Führungskräfte befürchten ja, dass sie den Überblick über die Arbeit verlieren, wenn die Mitarbeiter remote arbeiten würden.
Diese Chefs haben das Gefühl, dass sie dann nicht mehr die Effizienz und Produktivität ihrer Mitarbeiter einschätzen und überwachen können.
Hier unterstellt der Chef also den Mitarbeitern, dass die nur richtig arbeiten, wenn er sie überwacht. Ansonsten arbeiten die nicht richtig. Die machen sich einen lauen Lenz und gammeln zu Hause nur rum, arbeiten an privaten Dingen aber nicht für die Firma.
Lieber Chef, wenn Ihre Mitarbeiter so drauf sein sollten, dann sind die mit Sicherheit auch im Büro nicht produktiv – selbst wenn Sie da glauben, Ihre Mitarbeiter besser im Auge zu haben.
Das Problem ist ein ganz anderes: Nämlich:
Ihre Führung
Viele Führungskräfte glauben, dass es ja so viel schwieriger ist, Remote Mitarbeiter zu führen. Das stimmt aber nicht. Wenn Sie Remote Mitarbeiter führen müssen, zeigt sich nur viel offensichtlicher, ob Sie gut führen oder nicht.
Wer Mitarbeiter remote führen muss und dabei mikromanagt, schlecht kommuniziert und unkoordiniert agiert, dem fliegt sein Remote Team halt ziemlich schnell um die Ohren.
Remote Work zeigt gnadenlos typische Führungsfehler auf, wie Mikromanagement, fehlendes Vertrauen, chaotische Kommunikation und schlechte Koordination.
Ja, ich höre Sie jetzt schon sagen:
„Ja Moment, Geropp. So einfach ist das nicht. Ich kann schon führen. Aber meine Mitarbeiter können sich nicht selbst organisieren. Die zeigen keine Selbstverantwortung.“
Ok, schauen wir uns den Fall mal genauer an: Sie haben bisher Ihre Mannschaft im Büro gehabt.
Und jetzt dürfen Ihre Mitarbeiter ab sofort zumindest teilweise Remote arbeiten. Und jetzt erkennen Sie, dass Ihre Mitarbeiter nicht selbstständig arbeiten können? Sich die Arbeit zu Hause nicht selbst organisieren können?
Merken sie selbst, oder? Da stimmt was nicht. Könnte es sein, dass Sie Ihre Mitarbeiter über die Zeit so erzogen haben, dass die keine Eigenverantwortung mehr zeigen?
Vielleicht kennen Sie ja meinen Spruch:
„Jede Führungskraft hat nach spätestens 2 Jahren genau die Mitarbeiter, die sie verdient. Was für Mitarbeiter haben Sie?“
Natürlich können Sie, wenn Sie das erkennen, das Ruder noch rumreisen. Sie fangen damit an, dass Sie Ihren Mitarbeitern auf der einen Seite Freiheit geben, Vertrauen in sie haben und nur deren vereinbarten Ergebnisse kontrollieren.
Eigenverantwortung der Mitarbeiter
Auf der anderen Seite entwickeln Sie Ihre Mitarbeiter weiter. Sie helfen Ihren Mitarbeitern in die Eigenverantwortung zu kommen. Sie zeigen Ihnen, wie sie sich im Büro wie auch Remote selbst organisieren können und Selbstverantwortung übernehmen.
Das dauert wahrscheinlich etwas. Ist ja klar, denn Sie haben ja die Jahre vorher Ihre Mannschaft zur Unselbstständigkeit erzogen. Also beschweren Sie sich nicht.
Und ja, natürlich wird es auch vorkommen, dass es Mitarbeiter gibt, die unselbstständig bleiben und keine Eigenverantwortung zeigen können oder wollen trotz vielfacher Versuche sie dahin zu entwickeln.
So leid es mir tut, aber von solchen Mitarbeitern müssen Sie sich dann trennen – aber bitte erst, wenn Sie sich ausreichend bemüht haben, ihnen zu helfen.
Wann und warum müssen Sie sich von Mitarbeitern trennen?
Warum müssen Sie sich von solchen Mitarbeitern trennen? Als KMU Unternehmer sollten Sie Ihr Unternehmen inkl. Ihrer Organisation und Ihrer Prozesse so aufbauen, dass Sie so viel wie möglich automatisieren und Mitarbeiter haben, die selbstständig arbeiten und Verantwortung übernehmen – nicht nur einfache Tätigkeiten abarbeiten. Denn diese Tätigkeiten können Maschinen besser.
Wenn Sie trotzdem Mitarbeiter halten, die unselbstständig sind, müssen Sie Ihre Organisation und Ihre Prozesse so aufbauen und anpassen, dass diese Mitarbeiter kontrolliert und eng an der Hand geführt werden.
Das ist nicht nur ist ineffizient und unproduktiv. Es frustriert auch die Mitarbeiter, die selbstständig arbeiten wollen und können.
Deshalb entwickeln Sie alle Ihre Mitarbeiter zum selbstständigen Arbeiten. Dann haben Sie auch eine bessere Chance, dass das mit dem Remote Arbeiten funktioniert.
Remote Arbeiten wird zunehmen!
Ich bin mir sicher, dass Remote Arbeiten stark zunehmen wird. Wenn Sie das als Unternehmen in Zeiten von Fachkräftemangel und Arbeitnehmermarkt nicht bieten, werden Sie keine geeigneten Kandidaten mehr bekommen, wenn Sie Mitarbeiter suchen.
Und Ihre guten Mitarbeiter werden mit der Zeit zu anderen Unternehmen wechseln, die Remote Work anbieten.
Schauen Sie in den HR Trend Report für 2023 von Personio rein. Sie finden dort die 9 wichtigen HR Trends in 2023 – und einer dieser Trends lautet:
„Hybrides Arbeiten wird ausgedehnt.“
Laden Sie sich hier den Report gratis herunter!
Weiterführende Links
Das inspirierende Zitat
„Freiheit wollen ist nicht schwer, sie zu leben dagegen sehr.“
Querulix
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