fpg344 – Zuverlässigkeit ist eine Entscheidung
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„Wir hatten einen Termin für einen Video-Call vereinbart. Und der Interessent ist dann einfach nicht zum Termin erschienen. –
Nein, er hat auch nicht abgesagt oder sich entschuldigt. Er ist einfach nicht erschienen – und jetzt ghostet der mich.“
Kennen Sie das auch? Solche Aussagen höre ich in letzter Zeit immer häufiger.
Und ja, mir ist das in letzter Zeit auch schon mal passiert.
Da vereinbart man einen Termin, verschickt eine E-Mail Einladung, die wird auch bestätigt – und dann kommt der Gesprächspartner deutlich zu spät oder er kommt gar nicht.
Termine einhalten?
Klar, kann so etwas mal vorkommen. Natürlich.
Vielleicht hatte man kurz vor dem vereinbarten Termin einen Autounfall oder der Rechner ist abgestürzt oder man hat den Termin einfach übersehen.
Kann alles vorkommen. Ist mir auch schon passiert. Aber ein solches Vorkommnis sollte dann doch die absolute Ausnahme sein, oder?
Wenn ich einen Termin verdaddle, dann ist mir das extrem peinlich. Wenn es vorkommt, dann entschuldige ich mich zigmal und dann achte ich peinlichst darauf, dass mir das nicht wieder passiert.
Der Wert Pünktlichkeit
Nun ist Pünktlichkeit ein sehr wichtiger Wert für mich. Da bin ich vielleicht auch etwas pingelig.
Ja, ich weiß schon, dass es Menschen gibt – und auch ganze Kulturkreise – bei denen der Wert Pünktlichkeit nicht so hoch aufgehängt ist. Pünktlichkeit wird da eher großzügig ausgelegt.
Aber sich dann gar nicht mehr melden und den anderen ghosten?
Da fällt es mir doch schon sehr schwer, Verständnis für ein solches Verhalten aufzubringen. Schließlich haben wir alle viel zu tun. So mit der Zeit und Energie von anderen Menschen umzugehen, ist aus meiner Sicht eine Unverschämtheit.
Aber es geht mir heute nicht nur um Pünktlichkeit.
Es geht um Zuverlässigkeit.
Denn mein Eindruck ist, dass die Zuverlässigkeit der Menschen wie auch der Organisationen in Deutschland deutlich abgenommen hat.
Hier einige Beispiele:
Wenn Sie reisen müssen und termingerecht ankommen wollen, dann sollten Sie nicht die Deutsche Bahn nutzen. Verlässt man sich auf die Bahn, dann ist man verlassen. Ja, das ist meine Erfahrung der letzten 2 Jahre mit diesem Unternehmen. Und das war vor 10-20 Jahren noch deutlich anders.
Oder, wenn Sie aktuell ein Haus bauen wollen und sich bei den diversen Gewerken auf Termine und Qualität von Handwerkern verlassen, dann wünsche ich Ihnen viel Spaß.
Die Zuverlässigkeit in der Bauindustrie war früher schon nicht so dolle, aber heute? Es ist schlimmer geworden.
Auch in der Industrie hat das Qualitätsverspechen:
„Deutsche Wertarbeit: Made in Germany“
schon sehr gelitten international. Exportweltmeister sind wir schon lange nicht mehr.
Und Servicequalität in Deutschland? Ja ok, die war auch früher schon bescheiden.
All das hat viele Gründe. Ja, es ist komplex. Keine Frage. Ich will da jetzt auch gar nicht drauf eingehen, wer oder was woran schuld ist und was man im Großen tun könnte, um das zu verändern.
Was können Sie tun?
Ich möchte drauf eingehen, was wir als Einzelne tun können – sei es als Führungskraft, als Unternehmer oder als Mitarbeiter.
Was können wir tun, um in unserem persönlichen Umfeld für eine höhere Zuverlässigkeit zu sorgen. Was können wir tun, um als Person zuverlässig zu sein?
Zuverlässigkeit ist eine Entscheidung. Mit unserem Verhalten entscheiden wir uns jeden Tag aufs Neue zuverlässig zu sein – oder eben nicht.
Aber warum ist Zuverlässigkeit so wichtig?
Schon immer verlassen sich Menschen auf diejenigen, die zuverlässig sind, weil sie sicher sein können, dass von solchen Menschen Vereinbarungen eingehalten werden. Zuverlässigkeit schafft Vertrauen.
Vertrauen bildet die Basis stabiler Beziehungen – sei es im persönlichen, beruflichen oder gesellschaftlichen Umfeld.
Wenn eine Person zuverlässig ist, dann steht sie zu den von ihr getroffenen Absprachen. Andere können sich dann zu 100 % auf ihr Wort verlassen.
Dazu gehört natürlich, dass man Zusagen wohlüberlegt gibt. Hat man sein Wort gegeben, so hält man sich daran und erfüllt seine Zusagen gewissenhaft und pünktlich.
Eine Welt wie die unsere ist aktuell von Veränderung, Komplexität und teilweise Chaos geprägt. Da gibt Zuverlässigkeit eine gewisse Sicherheit.
Denn verlässlichen Menschen vertraut man. Durch ihr Verhalten schaffen verlässliche Menschen Ordnung und Stabilität in einem chaotischen Umfeld.
Insbesondere wenn Sie Unternehmer oder Führungskraft sind, sollten Sie deshalb unbedingt zuverlässig sein.
Sind Sie das? Kann man sich auf Sie verlassen?
Warum sind so viele unzuverlässig?
Warum entscheiden sich viele Menschen in ihrem täglichen Tun dafür, nicht zuverlässig zu sein?
Die Gründe für Unzuverlässigkeit sind vielschichtig. Häufig ist es eine Kombination aus persönlichen, sozialen und situativen Faktoren wie Überforderung, schlechte Zeitplanung, Stress und Druck oder unklare Kommunikation.
Auch sagen viele Menschen „ja“ zu Verpflichtungen, obwohl sie wissen, dass sie diese wahrscheinlich nicht einhalten können. Sie tun dies häufig aus Angst andere zu enttäuschen.
Was können Sie tun, um zuverlässiger zu werden?
Es gibt eine Vielzahl von Tipps, um zuverlässiger zu werden. Ich möchte hier auf die aus meiner Sicht drei wichtigsten eingehen:
1. Übernehmen Sie Verantwortung!
Gehen Sie offen mit Ihren Fehlern um. Wenn Sie merken, etwas läuft schief, handeln Sie proaktiv, bevor Sie darauf angesprochen werden. Arbeiten Sie daran Fehler zu korrigieren, statt Ausreden zu suchen.
Gerade wenn etwas schief läuft, Sie aber sich aktiv um eine Lösung bemühen, werden Sie als zuverlässig wahrgenommen.
2. Behalten Sie den Überblick!
Kümmern Sie sich um Ihr Zeitmanagement.
Verwenden Sie Tools wie Kalender oder To-Do Listen, um den Überblick über Ihre Verpflichtungen zu behalten. Was haben Sie wem bis wann zugesagt?
3. Lernen Sie „Nein“ zu sagen!
Nein zu sagen kann besonders schwierig sein, wenn man anderen helfen oder Erwartungen erfüllen möchte. Aber es ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, um zuverlässig zu sein, sich selbst zu schützen und Prioritäten richtig zu setzen.
Manche glauben, „Nein“ zu sagen, sei egoistisch. Meist ist das Gegenteil der Fall. Sie sind nicht egoistisch, wenn Sie dadurch Unzuverlässigkeit, Burnout und Überforderung vermeiden.
Machen Sie sich immer klar:
Ein „Nein“ bedeutet nicht Ablehnung der Person, sondern der Aufgabe bzw. der Anfrage.
Ein wichtiger Tipp hier:
Geben Sie keine langen Erklärungen oder Ausreden an beim „Nein Sagen“. Stattdessen sagen Sie es direkt und klar.
Ein einfaches
„Ich kann das leider nicht übernehmen“
und eine daran anschließende Pause, ist oft effektiver als eine komplizierte, verschwurbelte Begründung.
Hier mal drei Beispiele für höfliche, aber bestimmte Antworten:
„Danke, dass Du mich gefragt hast, aber ich habe momentan leider keine Kapazität.“
„Ich würde gerne helfen, aber mein Zeitplan lässt es momentan nicht zu.“
„Das klingt interessant, aber ich muss mich auf andere Aufgaben konzentrieren.“
Denken Sie nach dem Satz daran, eine Pause zu machen und halten Sie diese Pause durch.
Es ist besser ehrlich „nein“ zu sagen, als eine Aufgabe zu übernehmen, die Sie am Ende nicht erfüllen.
Wie wird Ihr Unternehmen zuverlässiger?
Was können Sie als Unternehmer tun, um dafür zu sorgen, dass Ihr Unternehmen zuverlässiger wird?
Als Erstes mal: Leben Sie Zuverlässigkeit vor. Wenn Sie nicht zu 100 % verlässlich sind, sind es Ihre Mitarbeiter auch nicht. Sie wissen ja:
„Nach spätestens 2 Jahren hat jede Führungskraft genau die Mitarbeiter, die sie verdient!“
Wenn Ihre Mitarbeiter nicht zuverlässig sind, woran liegt es wohl?
WWW
Etablieren Sie Zuverlässigkeit als Ihre Unternehmenkultur. Wie? Setzen Sie konsequent WWW um.
Ziele, Maßnahmen und Arbeitspakete sollten Sie immer klar, präzise und eindeutig definieren – sei es in Projekten oder beim Delegieren von Aufgaben.
Dafür steht WWW: „Wer macht Was bis Wann?“
Wer?
Sie vereinbaren Maßnahmen, um eine reibungslose Zusammenarbeit sicherzustellen. Entscheidend hierbei ist das Wort „vereinbaren“.
Achten Sie darauf: Derjenige der sich um die Maßnahme kümmert, macht eine Zusage.
Das ist ein Versprechen, quasi ein Pfadfinderehrenwort: Ich kümmere mich drum! Das ist das Wer! Entscheidend dabei ist: Es kann nur einen geben.
Das bedeutet nicht, dass diese Person all die Arbeit tun muss. Sie ist aber dafür verantwortlich, dass sie gemacht wird.
Was?
Wer macht Was? Hier muss detailliert beschrieben werden, was gemacht werden soll. Entscheidend ist, dass die Maßnahme und/ oder deren Ergebnis präzise formuliert ist.
Anhand der Beschreibung müssen alle Beteiligten nachher eindeutig erkennen können, ob die Maßnahme umgesetzt wurde.
Wann?
Eine Maßnahme hat immer eine Terminierung, eine sogenannte Deadline. Diese Deadline sollte möglichst präzise sein. Wenn nicht, kommt es zu Missverständnissen.
Hier ein Beispiel: Der Chef legt fest:
„Unser Projekt muss im Herbst 2025 fertig sein! Tom schaffst Du das?“
Tom bejaht dies. Für den Chef ist somit klar: Das Projekt ist spätestens Ende September erfolgreich umgesetzt.
Warum dann? Er assoziiert mit Herbst 2025: Die Blätter der Bäume werden langsam gelblich und es wird kälter. Aus seiner Erfahrung passiert das spätestens Ende September.
Also ist das Projekt dann beendet! Tom hingegen weiß, dass der Winter am 21.12. beginnt. Ergo glaubt er Zeit bis zum 20. Dezember zu haben, um das Projekt fertig zu stellen. Das gibt noch Streß.
Sie sehen also: „Im Herbst 2025“ taugt nicht als Deadline.
So schnell wie möglich?
Bitte beachten Sie auch, dass die Angabe „so schnell wie möglich“ keine Deadline ist. Im Englischen finden Sie hierfür häufig die Abkürzung „asap“ („as soon as possible“).
In manchen Projektlisten lese ich manchmal diese Abkürzung an den Stellen, wo eigentlich ein Termin stehen müsste. Fatal! Für den einen bedeutet „asap“ in spätestens 2 Stunden, für den anderen in 4 Tagen.
Mit „asap“ ist also nichts abgestimmt. Vermeiden Sie das unbedingt.
Verantwortung
Wer die Verantwortung für eine Maßnahme oder ein Projekt übernimmt, der gibt den anderen Teilnehmern ein Versprechen, ein „Commitment“.
Eine solche Zusage ist einzuhalten. Unzuverlässig wäre es, die Zusage nicht einzuhalten. Das kostet dann meist Zeit, Geld und Image.
Durch Unzuverlässigkeit entsteht eine Kultur der Resourcenverschwendung, der Überlastung und des Misstrauens.
Natürlich kann es passieren, dass mal ein Projekt aus dem Ruder läuft und abzusehen ist, dass es nicht rechtzeitig fertig wird. Dann muss der Verantwortliche dies aber unverzüglich allen Beteiligten mitteilen und einen Alternativtermin vorschlagen.
Entscheidend bei der Delegation von Aufgaben ist es, dass der Mitarbeiter nicht nur das Recht sondern die Pflicht hat, „Nein“ zu sagen, wenn er die Aufgabe nicht rechtzeitig umsetzen kann.
Das bedingt aber, dass es keine negativen Konsequenzen hat für den Mitarbeiter, wenn er aus guten Gründen „Nein“ sagt.
Ob Sie und Ihr Unternehmen zuverlässig sind oder nicht, ist Ihre Entscheidung. Sie haben es in der Hand.
Das inspirierende Zitat
„Zuverlässigkeit heißt nicht, das zu tun, womit andere rechnen, sondern das, worauf sie zählen.“
Walter Jakoby
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