Unternehmensvision: Beispiele für gute und schlechte
Brauchen Sie für Ihr Unternehmen eine Vision?
Ich glaube ja. Mit einer guten Unternehmensvision können Sie ungeahnte Kräfte freisetzen. Mit einer Vision malen Sie ein großes Bild der Zukunft.
Sie beschreiben, wo es hingehen soll. Eine richtige Vision begeistert Menschen und stellt ein gemeinsames Verständnis her.
Eine Vision ist dann gut, wenn viele diese Vision als wichtig und als bedeutend empfinden. Eine Vision gibt den Mitarbeitern Orientierung und bietet Sinn.
Im folgenden Video zeige ich Ihnen Beispiele für richtige und falsche Unternehmensvisionen:
Falsche Visionen
Vergessen Sie Pseudo-Unternehmensvisionen wie:
„In den nächsten 5 Jahren wollen wir 20 % Marktanteil haben!“
oder
„Wir wollen doppelt so stark wachsen wie der Markt bei 15 % Profit“
Diese Aussagen sind vielleicht noch für Investoren und Aktionäre interessant. Für den Rest der Welt und insbesondere für die Kunden und die Mitarbeiter hat das aber keine emotionale Bedeutung. Solche „Statements“ sind nur langweilig. Einem Unternehmen einfach nur dabei zu helfen, Geld zu scheffeln, ist schließlich nicht wirklich inspirierend, oder?
Was sind richtige Visionen?
Hat ein Unternehmer eine wirkliche Vision, verfolgt er ein langfristiges Ziel, das über ihn und seine Ego-Befriedigung hinaus geht. Er will mit seiner Tätigkeit und seinem Unternehmen etwas Positives für die Welt bewegen.
Erfolgreiche Unternehmer wie Richard Branson (Virgin Group), Steve Jobs (Apple) oder Götz Werner (DM Markt) leben für richtige Visionen. Dabei geht es nicht vorrangig ums Geld verdienen.
Diese Unternehmer verfolgen andere, über sie selbst als Person hinaus gehende Ziele und Visionen. Häufig sind es Visionen, die einen Mehrwert in sozialer oder ökologischer Form für den Rest der Menschheit bieten.
Beispiele richtiger Visionen:
Die revolutionäre Gründungsvision von Microsoft im Jahre 1975:
„Ein Computer auf jedem Schreibtisch und in jedem Zuhause.“
sprach wahrscheinlich nur einen kleinen Teil der damaligen Menschen an. Aber die waren davon begeistert. Sie waren intrinsisch motiviert, an dieser für sie als sozial wahrgenommenen Vision mitzuwirken.
Hier einige weitere wirkliche Unternehmensvisionen, die begeistern:
The Scooter Store:
„Our vision is to provide freedom and independence to people with limited mobility“
“Unsere Vision ist es, Menschen mit begrenzter Mobilität freier und unabhängiger zu machen!“Wal Mart:
“To give ordinary people the opportunity to buy the same things as rich people.”
„Einfachen Menschen zu ermöglichen, die gleichen Dinge kaufen zu können wie Wohlhabende“Wikipedia:
“Imagine a world in which every single person is given free access to the sum of all human knowledge”
“Stell Dir eine Welt vor, in der jeder einzelne Mensch freien Anteil an der Gesamtheit des Wissens hat.”
Meine teilweise nicht sehr gelungenen Übersetzungen vom englischen ins deutsche bitte ich zu entschuldigen! Ich denke aber, es wird klar, was gemeint ist.
Verschreibt sich ein Unternehmer einer bedeutenden, weltverbessernden Sache, dann begeistert er andere Menschen. Empfinden die, dass die Vision wichtig und nützlich ist, werden sie ihn unterstützen wollen – ob als Mitarbeiter, als Kunde oder Lieferant.
Intrinsische Motivation und Unternehmensvision
Den meisten Führungskräften ist es klar: In der heutigen Zeit brauchen wir mitdenkende Mitarbeiter, Mitarbeiter, die eigen motiviert, eigenverantwortlich und selbstständig agieren, Mitarbeiter, die wir nicht zum Arbeiten tragen müssen und die in unserem Sinne mitdenken.
Wir sprechen hier von intrinsisch motivierten Mitarbeitern, also Mitarbeiter, die aus sich heraus motiviert sind, mitarbeiten und kreativ mitdenken.
Intrinisch motivierte Menschen zeichnet 3 Dinge aus:
- Autonomie
- Streben nach Meisterschaft
- Sinn
Mit der Unternehmensvision können Sie Sinn anbieten.
Wie geht das? Sinn können Sie schließlich nicht von außen geben. Sinn können Sie nur anbieten.
Wie? Erzählen Sie begeistert darüber, was Sie als sinnvoll erachten. Wenn Sie eine klare Vision haben, sprechen Sie darüber. Erklären Sie das Warum. Warum tuen Sie, was Sie tun?
Viktor Frankl, ein bekannter Psychiater hat gesagt,
„Es kommt bei der Frage nach dem Sinn nie und nimmer drauf an, was wir von der Welt erwarten, sondern es geht allein darum, was die Welt von uns erwartet.“
Das heißt, der Sinn sollte eigentlich immer mit Nutzen für andere verknüpft. Er ist nicht einfach nur Nutzen für uns. Es wird in der Regel etwas als sinnvoll erachtet, wenn es Nutzen stiftet für andere.
Was, Wie und Warum?
In Podcastfolge 63 habe ich Ihnen schon mal Simon Sinek vorgestellt. Er beschreibt mit seinen 3 goldenen Kreisen sehr prägnant, worauf es ankommt, wenn wir von Sinn sprechen. Hier ist auch die Verknüpfung zur Unternehmensvision zu sehen.
Simon Sinek geht davon aus, dass alle herausragenden Personen und faszinierenden Unternehmen von innen nach außen denken und agieren, während das Gros der Unternehmen und auch die meisten Personen genau umgekehrt vorgehen.
Dabei geht Simon Sinek von drei Kreisen aus. Der äussere Kreis ist der Kreis, der mit der Frage „Was?“ bezeichnet wird. Dieser Kreis um schließt einen kleineren Kreis, der mit der Frage „Wie?“ gekennzeichnet ist. Und wiederum in diesem Kreis liegt der Kern: ein Kreis mit der Bezeichnung „Warum?“.
Gehen wir von außen nach innen vor, dann bedeutet das beispielsweise:
Wir fragen einen Mitarbeiter in einem Unternehmen
„Was macht Dein Unternehmen denn?“
Diese Frage kann der Mitarbeiter meist beantworten, z.B.
„Wir stellen herausragende Computer her!“
Geht man nun weiter nach innen und fragt nach dem Wie – also jetzt befinden wir uns im zweiten kleineren Kreis – dann bekommt man meist auch noch eine Antwort auf die Frage: Wie macht Ihr das – also herausragende Computer herstellen:
„Wir haben da eine ganz tolle Technologie. Patentgeschützt. Einzigartig in der Welt. Das macht unsere Computer herausragend.“
Aber sobald es dann um die wichtige Frage geht,
„Warum? Warum tut ihr, was ihr tut?“
Dann wird es für viele schwierig, weil die meisten antworten:
„Um Geld zu verdienen…“
Der Sinn und Zweck eines Unternehmens
Aber Geld verdienen ist Mittel zum Zweck. Der eigentliche Sinn und Zweck eines Unternehmens ist entgegen der landläufigen Meinung nie einfach Geld zu verdienen.
Es geht vielmehr darum, anderen nämlich den Kunden – zu nutzen. Dafür erhält ein Unternehmen sein Geld, aber der Sinn und Zweck ist nicht das Geld.
Bitte nicht missverstehen: Das Unternehmen braucht Geld, um handeln zu können, um Lieferanten und Mitarbeiter zu bezahlen und für die Geldgeber – Aktionäre wie auch Banken – Das Unternehmen muss Zinsen und Rendite liefern, sonst überlebt es nicht.
Aber das Geld ist nicht der Sinn und Zweck eines Unternehmens. Genauso wenig wie es Sinn und Zweck einer Person ist, einfach nur Geld zu verdienen.
Der Sinn jeden Unternehmens ist es Kunden zu nutzen, egal ob mit einem Produkt oder mit einer Dienstleistung. Nur dann hat das Unternehmen eine Existenzberechtigung. Ansonsten wäre dieses Unternehmen einfach nur ein Schmarotzer in unserer Gesellschaft.
Vision und Mission
Sie sehen, wie wichtig die Beantwortung der Frage nach dem „Warum“ ist. Damit eng verknüpft ist die Unternehmensvision oder auch Unternehmensmission.
Die Vision wird normalerweise als das Zukunftsbild, das Leitbild beschrieben. Das erklärt, wo es hingeht. Der große Leitstern quasi. Und die Mission definiert, was unsere Aufgabe ist. Viele sagen:
„Die Mission, die ist für das Außen wichtig.
Da können wir sagen, warum es uns gibt. Was ist unsere Aufgabe?“
Ich persönlich halte diese Unterscheidung für nicht sonderlich nützlich und zwar deswegen, weil die Menschen das immer wieder durcheinander bringen.
Es ist auch nicht nützlich zu sagen, die Mission ist eher für außen, die Vision ist für uns hier innen. Meiner Ansicht nach ist es am geschicktesten Mission und Vision zu verbinden und zu sagen, es gibt eine Vision und die muss beide Sachen beantworten. Entweder direkt oder indirekt. Dann brauche ich auch diese Unterscheidung nicht zu machen.
5 Punkte einer guten Unternehmensvision
Egal ob Leitbild, Vision oder Mission: eines ist wichtig. Wenn ich von einer Vision spreche, dann spreche ich von einem Leitstern, etwas was vage ist, aber was emotional ist. Es beschreibt ein tolles Bild in der Zukunft. Es ist etwas, an das Menschen ankoppeln können, womit ich Leute begeistern kann.
Was macht eine gute Vision aus? Was kennzeichnet eine gute Vision? Aus meiner Sicht sind es fünf charakteristische Punkte.
- Die Vision muss emotional aufgeladen sein.
Sie muss begeistern, zumindest muss sie einen bestimmten Typ von Menschen ansprechen und zwar genau den, den ich damit abholen will. Und dadurch gibt sie Energie. „Da möchte ich mit dabei sein, das finde ich toll.“ - Sie gibt eine Richtung vor,
aber keine Details. - Sie ist ein Bild, was ich male, in der Zukunft.
„I have a dream.“ Nicht: „I have a plan.“ Obwohl Sie keine Details vorgibt ist sie aber trotzdem unverwechselbar. Sie positioniert und sie differenziert.
Aussagen wie: „Wir werden die Nr. 1 in unserem Markt und bieten die beste Qualität bei niedrigsten Preisen!“ ist nicht nur Quatsch, weil niemand langfristig die niedrigsten Preise bei bester Qualität liefern kann. Nein, es ist auch noch austauschbar. Eine solche Aussage positioniert nicht. Es erklärt nicht das „Warum“. - Die Vision ist zeitlich nicht fixiert.
Sie hat keine Deadline.Die Vision drückt einen klaren Kundennutzen aus. - Die Vision ist eine wünschenswerte Verbesserung der jetzigen Situation.
Im besten Fall beinhaltet sie einen signifikanten Mehrwert für die Gesellschaft. Damit ist sie erstrebenswert für eine Vielzahl von Menschen und die können an diese Vision ankoppeln.
Diese fünf Punkte sind es, die eine gute Unternehmensvision kennzeichnen.
Beispiel einer guten Unternehmensvision
Als positives Beispiel hierfür nehme ich immer wieder gerne die bereits weiter oben angeführte Vision von Wikipedia.
„Stell dir eine Welt vor, in der jeder einzelne Mensch freien Anteil an der Gesamtheit des Wissens hat.“
Das ist eine Vision. Sie ist emotional aufgeladen. Dadurch begeistert sie vielleicht nicht alle Menschen, aber einige, die dann sagen:
„Das finde ich eine tolle Sache, wenn jeder Mensch Zugriff auf das Wissen hat. Das möchte ich unterstützen oder sogar da möchte ich ein Teil von sein.“
Diese Vision gibt eine Richtung vor, aber keine Details. Sie ist zeitlich nicht fixiert. Es ist keine Deadline dabei. Sie drückt eindeutig den Nutzen aus und es ist ein wirklich hoher Mehrwert für die Gesellschaft.
Warum funktionieren manche Visionen nicht?
Warum funktionieren viele Unternehmensvisionen nicht, selbst wenn Sie den 5 von mir aufgestellten Punkten genügen?
Wenn ich als Unternehmer will, dass meine Unternehmensvision wirklich als Leitstern funktioniert, dann muss ich als Person, als Unternehmer, der die Vision aufstellt, diese Vision 100 % leben, vorleben und zwar, indem ich die Werte, die diese Vision ausstrahlt, auch selbst ausstrahle und lebe.
Wenn ich zum Beispiel will, dass mein Unternehmen innovativ sein soll, dann muss ich es auch vorleben. Dann muss sich in meinem Tun widerspiegeln dass ich Innovation wirklich will – mit allen Konsequenzen.
Wenn ich in meinem Unternehmen sehr auf genaue Prozesse, Ziele und Systeme Wert lege, wenn es mir sehr wichtig ist, dass sich alle regelkonform verhalten und alles geregelt und vorgegeben wird.
Wenn ich also beispielsweise großen Wert darauf lege, dass sich jeder meiner Mitarbeiter an die 80 seitige Vorgabe halten, die detailliert beschreibt, wie Reisekosten abzurechnen sind. – Tja dann passt das nicht zu Innovation. Das widerspricht dem Wert Kreativität. Ich kann nicht auf der einen Seite Innovation wollen und dann aber keine Freiräume gewähren.
„Sobald die gelebten Werte nicht mit denen in der Vision übereinstimmen, ist die Vision zum Scheitern verurteilt.“
Sie müssen hinter Ihrer Vision zu 100 % stehen – und das hat Konsequenzen. Wenn jemand eine große Vision hat, dann muss das Folgen haben in seinem Verhalten. Dann muss er konsequent sein.
Die Vision muss Folgen haben…
Wie beispielsweise Steve Jobs, als er 1996 zu Apple zurückkehrte. Die Umsätze waren stark gesunken, Apple war nicht mehr profitabel. Es musste was passieren. Steve Jobs hatte eine Vision mit der Entwicklung von iMac, iTunes, iPod und später iPhone.
Diese Vision umzusetzen bedeutete aber, dass sich das Unternehmen klar positionieren und fokussieren musste. Deshalb schloss er innerhalb kurzer Zeit 22 von 24 Produktbereichen. Das war hartes Vorgehen, aber konsequent ausgerichtet an seiner Vision. Er fokussierte nur auf die zwei Bereiche, die für die Umsetzung der Vision wichtig waren.
Daran kann man sehen: Wenn ich als Unternehmer sage, das ist unsere große Vision, dann muss das auch Folgen haben. Prozesse, Regeln und Bereiche müssen alle auf den Prüfstand. Was passt, was nicht.
Der Punkt hier ist: Will ich mein Unternehmen konsequent an der Vision ausrichten, brauche ich viel Energie – und die habe ich als Unternehmer wahrscheinlich nur dann, wenn meine Vision wirklich zu 100 % mit meinen eigenen Werten und meiner Motivation übereinstimmt. Denn einfach ist konsequent sein nicht.
Das Problem großer Unternehmen
Übrigens: Je größer das Unternehmen ist, umso schwieriger ist es so konsequent zu sein.
Meist ist es einfacher, wenn noch der Unternehmer im Unternehmen drin ist und das Sagen hat – zumindest wenn der auch wirklich ein Visionär ist. Denn das Unternehmen wird zumindest anfänglich sehr stark geprägt sein vom Unternehmer.
Sobald ein Unternehmen allerdings wächst, vielleicht in die 2. oder 3. Generation kommt, oder aber an den Aktienmarkt geht, wird es schwierig. Meist ist dann der prägende Visionär nicht mehr da – oder er hat zumindest nicht mehr das Sagen und den Einfluss.
Schleichend verändert sich der Unternehmensfokus und die Sichtweise und damit auch die Kultur des Unternehmens. Statt einem Unternehmer regieren jetzt Manager. Es geht immer weniger um Kundennutzen und das langfristige Überlegen des Unternehmens.
Vielmehr werden die Manager an der Erreichung von kurzfristigen und vielleicht noch mittelfristigen Zielen gemessen. Umsatz, Profit, Quartalsergebnisse und der Aktienkurs bestimmen wo es hingeht.
Pseudovisionen
Wenn dann noch hohe Boni ausgeschüttet werden für die Erreichung kurzfristiger Finanzziele brauch man sich nicht zu wundern, dass der Kundennutzen in solchen Unternehmen nur noch als Worthülse auftaucht. Solche Unternehmen haben meist auch keine wirklichen Visionen mehr sondern nur noch Pseudovisionen wie:
„Wir wollen Marktführer werden!“
oder
„Wir werden die Nr. 1 in unserem Marktsegment und streben 15 % Profit an!“
Nutzen für den Kunden oder die Gesellschaft? Nachrangig. Unsere Aktionäre wollen Profit.
Das soll jetzt nicht heißen, dass es keine Visionen in solchen großen Unternehmen geben könnte oder keine echte Kundenausrichtung möglich wäre. Aber mein Eindruck ist: Diese Visionen können meist nur in kleineren Einheiten gelebt werden, meist in Unternehmen mit dezentralen Strukturen oder in einzelnen Business Units.
Querdenker und Unternehmer in Konzernen?
Dazu braucht es aber da Querdenker und unternehmerisch denkende und agierende Manager in den Leitungsfunktionen – tja und die gibt es selten, denn die passen nicht ins System.
Wie auch? Wer aufsteigen will muss sich anpassen, keine Risiken eingehen, sich systemkonform verhalten. Aber wenn er dann oben angekommen ist, soll er auf einmal visionär werden und unternehmerisch denken und handeln? Das ist ein Widerspruch.
Jemand, der sich Jahrzehntelang systemkonform verhalten hat, verändert sein Denken und Tun nicht einfach, wenn er jetzt Vorstandsvorsitzender geworden ist. Wenn überhaupt, klappt das wahrscheinlich nur in den seltensten Fällen.
Wie Sie Ihre Unternehmensvision finden
Wenn ein Unternehmen gewachsen ist und schon mehrere Jahre erfolgreich am Markt ist, dann passiert es häufig, dass die Unternehmensvision nicht mehr so präsent ist. Vielleicht ist sie sogar gar nciht mehr vorhanden.
Wenn die Mitarbeiter nach dem „Why?“ fragen, wird es dann schwierig. Zwar gibt es durchaus Antworten auf die Fragen wie „Was macht uns besonders?“ oder „Was macht unser Unternehmen anders als andere?“
Aber wenn man ehrlich ist, sind das meist nur allgemeinverbindliche Trivialitäten und austauschbares BlaBla.
Inspirierend wirkt das alles nicht. Es fehlt die klare Linie und ein kraftvolles Bild der Zukunft. Eine wirkliche Unternehmensvision ist das nicht, bzw. nicht mehr.
Ein wichtiger Tipp für die Umsetzung der Vision
Aber in meinem Blog und Podcast geht es mir ja um die kleinen und mittelständischen Unternehmen und nicht die Großkonzerne.
Nehmen wir an, dass Sie eine gute Vision für Ihr Unternehmen gefunden haben, eine Vision, die alle der vorhin genannten 5 Punkte für eine gute Unternehmensvision erfüllt.
Gehen wir weiterhin noch davon aus, dass Sie:
- Die Werte Ihrer Vision auch wirklich vorleben!
- Gewünschtes Verhalten Ihrer Mitarbeiter unterstützen!
- Prozesse, Ziele und Systeme konsequent auf die Vision und die dahinter liegenden Werte ausrichten
Was können Sie noch tun, um Ihre Unternehmensvision zum Erblühen zu bringen und Ihre Mitarbeiter für die Vision zu begeistern?
Die Vision des Christentums
Hierzu gehen wir einfach mal in die Geschichte. Fragen wir uns: Wenn das Christentum vor 2.000 Jahren ein Unternehmen gewesen wäre, was wäre denn damals die Vision des Christentums gewesen? Ich könnte mir vorstellen, dass die Vision des Christentums gelautet hätte:
„Unser wichtigster Wert ist Nächstenliebe und daran richten wir all unsere Handlungen aus. Unsere langfristige Vision ist das Himmelreich auf Erden.“
Nehmen wir mal an, das wäre die Vision des Christentums vor 2000 Jahren gewesen. Jetzt gehen wir mal unsere fünf Punkte für eine gute Unternehmensvision durch.
Ist die Aussage dieser Vision emotional aufgeladen und kann begeistern? Ja, sie ist emotional. Nächstenliebe ist zu mindestens für mich emotional positiv besetzt. Himmelreich auf Erden. Spitze. Finde ich positiv.
Gibt die Vision eine Richtung vor, aber keine Details? Ja.
Hat sie keine Deadline? Stimmt auch.
Gibt es einen Kundennutzen? Naja, da ist sogar ein Nutzen für alle Menschen. Himmelreich auf Erden, wer möchte das nicht?
Ist die Vision eine Verbesserung der jetzigen Siutation?
Ja, es beinhaltet wirklich einen Mehrwert für die Gesellschaft, wenn die Gesellschaft sich in diese Richtung bewegen würde.
Also: Test bestanden. Hervorragend. Die fünf Punkte sind da. Und trotzdem, wenn jemand das jetzt vor 2.000 Jahren so formuliert hätte, hätte es ausgereicht, einfach zu sagen:
„Unser wichtigster Wert ist Nächstenliebe und daran richten wir all unsere Handlungen aus. Unsere langfristige Vision ist das Himmelreich auf Erden. – Folgt mir!“
Selbst wenn einer oder mehrere es so vorleben. Irgendwas fehlt noch. Und das ist etwas, was nicht nur das Christentum, sondern jede Religion hat. Es ist etwas, womit sie eine Vision wirklich zu den Leuten bringen – und das sind Geschichten.
Geschichten
Egal ob es sich um die Bibel oder den Koran handelt oder um die heiligen Schriften der Hindus, es werden immer Geschichten erzählt. Diese Geschichten transportieren die Werte, um die es geht und sie machen die Vision klarer.
Ist das nötig? Ja, das ist es, denn – seien wir mal ehrlich – jede Unternehmensvision wie auch unsere fiktive Vision des Christentums bleibt eher vage. Menschen wollen aber ein farbiges Bild haben. Geschichten geben dieses Bild.
Was bedeutet denn Nächstenliebe? Was bedeutet Himmelreich auf Erden? Oder was bedeutet es, wenn wir es nicht haben? All das wird in Geschichten transportiert. Die Bibel ist ein riesengroßes Geschichtsbuch, das die Aussagen der Vision und der Werte verdeutlicht.
Wenn Sie eine gute Unternehmensvision haben, dann schauen Sie in Ihre Vergangenheit. Welche Geschichten gibt es in und über Ihr Unternehmen oder über Sie, die Ihre Werte und Ihre Vision transportieren?
Wenn Sie keine oder keine gute Unternehmensvision haben, aber eine entwickeln wollen, tja, dann lohnt es sich vielleicht mal in die Vergangenheit zu gehen und nach solchen Geschichten in Ihrem persönlichen Umfeld und in Ihrem Unternehmen zu suchen.
Vielleicht finden Sie Ihre Unternehmensvision ja gar nicht indem Sie sich mit der Zukunft beschäftigen. Die Auslöser, die eigentliche Motivationen für Visionen liegen schließlich immer in Erfahrungen, die Sie in Ihrer Vergangenheit gemacht haben.
Das „Vision Statement“ ist nicht die Vision
Ich glaube, dass es für viele Unternehmen – klein oder groß – nicht nur sehr schwer ist ein so schönes Vision Statement wie das von Wikipedia überhaupt zu finden.
Ich glaube, dass es in manchen Bereichen gar nicht geht.
Aber das Wichtige ist:
Ein Vision Statement ist gar nicht entscheidend, denn das Vision Statement ist nicht die Vision!
Ja, bei der Vision geht es um Antworten auf die verschiedenen Warum Fragen. Die 5 wichtigen Punkte muss eine Vision erfüllen. Aber wer sagt denn, dass das alles in einem Satz, in einem Vision Statement gebündelt werden muss?
Befreien Sie sich als Unternehmer einfach davon, unbedingt einen solchen passenden Satz zu finden.
Es geht um etwas ganz anderes. Es geht um die Beschreibung Ihrer Vision. Diese Beschreibung bezeichne ich als Vision Script – und das kann auch mal 1-2 Seiten lang sein.
Warum die Herangehensweise so viel besser für die Vision ist und wie Sie das genau hinbekommen, das können Sie hier nachlesen: „Warum Sie nicht unbedingt ein Vision Statement brauchen!“
Das inspirierende Zitat
Im Zusammenhang mit Unternehmensvision finde ich Stefan Merath’s Statement sehr treffend:
„Deine Vision findest Du in Deiner Vergangenheit.“
Stefan Merath