fpg189 – Wie soll ich meinen Chef kritisieren?
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Als Führungskraft sind Sie meist in einer Sandwichposition: Sie führen Mitarbeiter, sie werden aber auch geführt und haben auch einen Chef.
Auch der angestellte Vorstand oder der angestellte Geschäftsführer hat immer jemanden über sich, dem er Rede und Antwort stehen muss. Das ist für den Geschäftsführer der Vorstand in der Zentrale. Der Vorstand wiederum hat den Aufsichtsrat und die Aktionäre, an die er berichten muss. Jeder Angestellte hat einen Chef.
Wenn wir über Kritik sprechen, dann wird ja meistens von oben nach unten kritisiert. Der Chef gibt dem Mitarbeiter konstruktives Feedback, damit der weiß woran er ist, weiß, ob er die Erwartungen erfüllt. Die Kritik soll dem Mitarbeiter helfen, sich zu verbessern bzw. sein Verhalten den gewünschten Erwartungen anzupassen.
Den Chef kritisieren?
Aber wie sieht es umgekehrt aus? Wie und wann dürfen, können oder sollten Sie ihren Chef kritisieren?
Da wir in einem Rechtsstaat leben, können Sie selbstverständlich Ihren Chef kritisieren, wann und wie Sie wollen. Zumindest, wenn Sie ihn nicht beleidigen, wird es keine strafrechtlichen Folgen haben. Es könnte allerdings sein, dass Ihr Chef Ihr Kritisieren nicht gut findet und Sie deshalb Probleme im Job bekommen.
Die Frage ist also nicht, ob Sie Ihren Chef prinzipiell kritisieren dürfen, sondern wie, wann und in welchen Situationen Sie das tun sollten. Und ganz wichtig: wozu?
Warum?
Fragen Sie sich immer nach dem Warum bzw. dem Wozu? Wenn Sie Ihren Chef kritisieren wollen, was wollen Sie damit erreichen?
Wenn Sie sich nur auskotzen wollen:
„Das musste dem Chef einfach mal jemand sagen. So wie der sich verhält. So geht’s ja nicht!“
Das ist vielleicht menschlich nachvollziehbar. Sie fühlen sich vielleicht sogar kurzfristig gut dabei, Ihrem Chef die Meinung gegeigt zu haben.
Aber ist das wirklich, was Sie langfristig bezwecken? Ist es sinnvoll hinsichtlich Ihrer langfristigen Ziele? – Wahrscheinlich nicht.
Was wollen Sie mit Ihrer Kritik am Chef erreichen?
Meist geht es doch um eine positive Verhaltensänderung in der Zukunft. Sie wollen, dass Ihr Chef etwas tut oder etwa lässt oder anders macht. Ein verändertes Verhalten, was in Ihrem oder im Sinne der Belegschaft oder des Unternehmens ist.
Fragen Sie sich einfach mal: Wann nehmen Sie Kritik von jemandem anderen an? Wann verändern Sie sich aufgrund von kritischen Äußerungen? –
Sie hören nur auf Personen, wenn Sie darauf vertrauen können, dass der es mit seiner Kritik an Ihnen ehrlich meint und dass er Sie nicht einfach nur zu seinem Nutzen manipulieren will.
Wenn Sie also wollen, dass sich Ihr Chef ändert und Sie ihm kritisches Feedback geben, dann wird das nur Früchte tragen, wenn Ihr Chef Vertrauen zu Ihnen hat.
Vertraut Ihr Chef Ihnen?
Wenn nicht sollten Sie daran arbeiten: Vertrauen aufzubauen. Das braucht Zeit, ist aber ein gutes Investment.
Sie müssen nicht der beste Freund Ihres Chefs sein oder werden. Ihr Chef muss aber das Gefühl haben, dass Sie ihn als Vorgesetzten 100 % akzeptieren und loyal zu ihm stehen – selbst wenn Sie in bestimmten Situationen anderer Meinung sind als er.
Ihre Einstellung zu ihm, also Ihrem Vorgesetzten, und Ihr Verhalten – in der Öffentlichkeit wie auch ihm gegenüber im persönlichen Gespräch – sind entscheidend. Es geht um Vertrauen und es geht um Loyalität.
Wie bauen Sie Vertrauen auf?
Machen Sie sich glasklar, welche Erwartungen Ihr Chef hat und übererfüllen Sie diese. Belastbares Vertrauen bilden Sie indem Ihr Chef positive Erlebnisse einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Ihnen verbindet. Seien Sie absolut loyal und reden Sei nie schlecht über Ihren Chef – selbst wenn es schwer fällt.
Wer loyal ist und Vertrauen aufgebaut hat, der hat auch die Chance seinem Chef Vorschläge zu unterbreiten, die der wohlwollend prüft und annimmt.
„Ja, aber mein Chef ist ein Idiot.“
Wenn Sie wollen, dass Ihr Chef Ihnen vertraut, dann sollten Sie daran arbeiten, Ihren Chef so zu akzeptieren, wie er ist. Sie müssen seine Schwächen oder Macken nicht gut heißen, Sie müssen sie aber hinnehmen und Sie sollten versuchen seinen Schwächen und Macken positives abzugewinnen.
„Wie soll das denn gehen?“
Nehmen Sie sich ein Blatt Papier. Auf die linke Seite schreiben Sie Punkt für Punkt die Schwächen und Macken Ihres Chefs und auf der rechten Seite schreiben Sie seine Stärken.
„Mein Chef hat keine Stärken. Da steht ja dann nix auf der rechten Seite.“
Falsch. Jeder Mensch hat Stärken. Jede Schwäche hat auch positive Seiten.
Stärken und Schwächen
Ich gebe Ihnen einige Beispiele:
Nehmen wir an, Ihr Chef ist der aufbrausende Typ. Er ärgert sich lautstark, wenn ein Projekt schief läuft. Vielleicht vergreift er sich in solchen Situationen auch im Ton Ihnen gegenüber. Ich will das nicht entschuldigen.
Natürlich ist das kein korrektes Verhalten. Ein Chef sollte das nicht tun. – Aber zumindest zeigt es Ihnen, dass Ihr Chef engagiert ist. Er ist interessiert an den Ergebnissen Ihrer Arbeit, sonst wäre es ihm ja egal.
Vielleicht glauben Sie, das sei selbstverständlich. Das ist es aber nicht. Also in einem solchen Fall, können Sie als Schwäche zwar festhalten:
„Mein Chef verhält sich mir gegenüber manchmal aufbrausend und vergreift sich im Ton.“
Das steht also auf der linken Seite. Aber gleichzeitig bedeutet das:
„Mein Chef ist engagiert und interessiert an meiner Arbeit und an dem was ich tue. Er nimmt sich Zeit für mich und beschäftigt sich mit den Ergebnissen meiner Arbeit.“
Das ist doch etwas Positives, oder? Also schreiben Sie das auf die rechte Seite.
Wenn Sie Sich über Ihren Chef ärgern, weil er Sie mikromanagt, dann kann ich gut verstehen, dass Sie das nervt. Eine gute Führungskraft sollte die Mitarbeiter nicht mikromanagen. – Aber auch hier. Was ist die positive Deutung des Mikromanagens?
Es könnte sein:
„Mein Chef ist sehr gewissenhaft.“
Das ist positiv und kann in bestimmten Situationen durchaus sinnvoll und hilfreich sein. Also kommt es rechts auf die Liste der positiven Eigenschaften bzw. Stärken Ihres Chefs.
Worum geht es bei dieser Übung?
Ärgern Sie sich nicht über die Schwächen. Es ist verlorene Liebesmüh. Fokussieren Sie auf die Stärken.
Sie werden die Persönlichkeit Ihres Chefs nicht ändern. Sie können aber Ihre Einstellung zu ihm ändern. Und das wird dazu führen, dass Sie sich anders verhalten. Ihr Chef wird das bemerken – bewusst oder unbewusst.
Er wird merken, dass Sie ihn als Chef akzeptieren. Und jetzt haben Sie zumindest die Chance, dass er Ihnen zuhört und Kritik, wenn Sie wertschätzend und zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort angebracht wird, annimmt und drüber nachdenkt.
Ich denke, es ist wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass man die Aktionen anderer Menschen nicht wirklich kontrollieren kann.
Was Sie aber sehr wohl können, ist Ihre Emotionen und Ihre Reaktion darauf zu kontrollieren. Es ist Ihre Entscheidung, wie Sie mit der Unfähigkeit Ihres Chefs oder mit ungehörigem Verhalten Ihres Chefs umgehen.
Wenn Sie also Vertrauen aufgebaut haben und sich auch sonst loyal zu ihrem Chef verhalten, dann können Sie Ihrem Chef sehr wohl kritisches Feedback geben.
Wichtige Feedbackregeln
Beachten Sie dabei die üblichen Feedbackregeln. Darüber habe ich schon mehrfach hier im Podcast gesprochen. Diese Feedbackregeln gelten bei der Kritik am Chef natürlich ganz besonders, also
- Kritisieren Sie nichts, was Ihr Chef nicht ändern kann.
- Ihre Kritik sollte konkret sein nicht verallgemeinernd.
- Beschreiben Sie eine Situation so, wie Sie sie wahrgenommen haben, beanspruchen Sie nicht objektiv zu sein.
- Kritisieren Sie nur unter 4 Augen
- Zwar sollte das Feedback zeitnah erfolgen, aber noch wichtiger ist es, dass Ihr Chef dafür offen ist. Das bedeutet: Der Zeitpunkt muss passend sein. Wenn Ihr Chef gerade vernommen hat, dass Ihr Unternehmen einen großen Auftrag verloren hat, dann macht es keinen Sinn, ihm in dieser Situation kritisches Feedback zu geben.
Nicht nur kritisieren…
Übrigens: Kein Mensch mag es, wenn er nur kritisiert wird. Deshalb gilt für das Feedback an den Chef das Gleiche wie beim umgekehrten Feedback an den Mitarbeiter. Jeder hört auch gerne mal ehrliches positives Feedback. Dinge, die man richtig gut gemacht hat.
Auch Vorgesetzte brauchen positive Bestätigung. Ich meine damit nicht schleimen, sondern ehrliche Rückmeldung zu einem konkreten Verhalten.
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Das inspirierende Zitat
„Wo Chef und Stellvertreter immer die gleichen Ansichten vertreten, ist einer von ihnen überflüssig.“
Winston Churchill
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