FPG063 – Die „Warum“ Frage: Hat Ihr Unternehmen darauf eine Antwort?
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Kennen Sie den goldenen Kreis von Simon Sinek?
Simon Sinek behauptet, dass alle inspirierenden Führungspersönlichkeiten und Organisationen dieser Welt in der gleichen Weise denken, handeln und kommunizieren,egal ob es Apple oder Martin Luther King oder die Brüder Wright sind.
Und es ist das komplette Gegenteil, wie alle anderen denken, handeln und kommunizieren.
Er verdeutlicht dies mit drei Kreisen. Der äussere Kreis ist der Kreis, der mit der Frage „Was?“ (What?) bezeichnet wird. In diesem Kreis liegt ein kleinerer Kreis, der mit der Frage „Wie?“ (How?) gekennzeichnet ist. Und wiederum in diesem Kreis liegt der Kern: ein Kreis mit der Bezeichnung „Warum?“ (Why?).
Was bedeutet das?
Lassen Sie mich das mal an einem Beispiel verdeutlichen! Fragen Sie mal einen Mitarbeiter eines IT Unternehmens danach, was sein Unternehmen tut. Meist kann er das beantworten:
„Wir stellen Computer her“
Das ist der äußere Kreis. Das „Was“. Fragen Sie jetzt weiter nach dem „Wie“. Viele Mitarbeiter können auch erklären, wie das Unternehmen es tut und wie man sich vom Wettbewerb unterscheidet.
„Wissen Sie, wir verwenden einen schnelleren Prozessor als alle Andere. Das macht uns überlegen. Unser Service ist halt besser als der unserer Wettbewerber.“
Das ist das „Wie“. Ok.
Und jetzt fragen Sie nach dem „Warum“. Dem Kern. Warum gibt es Ihr Unternehmen? Da ist dann meist erst mal – Schweigen.
Die Warum Frage
Nur sehr wenige Menschen wissen, warum sie tun, was sie tun. Und das gleiche gilt häufig für Unternehmen. Und mit „Warum“ meine ich nicht:
„Der Sinn und Zweck unseres Unternehmens ist es Profit zu machen.“
Profit zu machen, Geld zu verdienen: Das ist das Ergebnis, aber nicht der Zweck eines Unternehmens. Das Warum beantwortet den Geschäftszweck. Was ist das Anliegen des Unternehmens? Warum gibt es Ihr Unternehmen? Warum sollte sich jemand für Ihr Unternehmen interessieren – als Mitarbeiter – als Lieferant – als Kunde?
Der Kreis von Simon Sinek beschreibt, wie die meisten Unternehmen, aber auch die meisten Menschen, denken, handeln, kommunizieren: Nämlich von außen nach innen.
Simon Sinek sagt: Es ist offensichtlich. Wir gehen vom greifbarsten Gegenstand zum am wenigsten greifbaren Gegenstand.
Aber inspirierte Persönlichkeiten wie auch Unternehmen,unabhängig von Größe, unabhängig vom Geschäft,denken, handeln und kommunizieren allevon innen nach außen. Es beginnt also mit der wichtigsten und schwersten Frage. Der Sinnfrage: Warum gibt es Ihr Unternehmen?
Mit dem „Warum“ beginnen
Wer eine Unternehmensvision sucht, der muss mit dem Warum anfangen. Die Beantwortung der Warum Frage muss etwas beinhalten, was über das Unternehmen und den Unternehmer hinausgeht. Das Warum beantwortet die Frage, wem das Unternehmen nützt.
Hat ein Unternehmer eine wirkliche Vision, verfolgt er ein langfristiges Ziel, das über ihn und seine Ego-Befriedigung hinaus geht. Er will mit seiner Tätigkeit und seinem Unternehmen etwas Positives für die Welt bewegen oder zumindest für einen bestimmten Kundenkreis.
Erfolgreiche Unternehmer wie Richard Branson (Virgin Group), Steve Jobs (Apple) oder Götz Werner (DM Markt) leben oder lebten für richtige Visionen. Dabei geht es nicht vorrangig ums Geld verdienen. Diese Unternehmer verfolgen andere, über sie selbst als Person hinaus gehend Ziele und Visionen. Häufig sind es Visionen, die einen Mehrwert in sozialer oder ökologischer Form für den Rest der Menschheit bieten.
Ist das nicht zu idealistisch gedacht?
Wenn ich manchen Unternehmern das so erläutere, dann sehe ich bei manchen, wie die Augen so etwas nach oben drehen. Sie geben mir dann mehr oder weniger offen zu verstehen, dass das doch etwas zu idealistisch gedacht sei. Es geht schließlich um Geld, um’s Geschäft, um’s Business!
Ich erzähle dann gerne vom Unternehmen Brockhaus.
Brockhaus
Erinnern Sie sich noch an die Firma Brockhaus? Brockhaus stellte seit dem 18. Jahrhundert Enzyklopädien her. Dicke Bücher in Schweinsleder gebunden. Jeder deutsche Haushalt in den 60er Jahren, der es sich leisten konnte und etwas auf sich hielt, hatte eine Brockhaus Enzyklopädie im Buchschrank.
Wenn Sie noch vor 20 Jahren einen Brockhaus Mitarbeiter gefragt hätten, was Brockhaus macht, dann hätte der gesagt:
„Wir verkaufen großartige Bücher, Enzyklopädien.“
Besser wäre gewesen, er hätte gesagt wir ermöglichen Zugriff auf Wissen. Denn der Fokus auf Bücher hat dazu geführt, dass Brockhaus den Anschluss an die Online-Welt verpasst hat.
Das Buchhandelsgeschäft mit der Handelsmarke Brockhaus wurde zum 1. Februar 2014 eingestellt. Neue Brockhaus Bücher kann man seither nicht mehr kaufen.
Zugriff auf Wissen
Interessanterweise haben zwei Organisationen bereits zu Anfang des Jahrtausends die Zeichen der Zeit erkannt, nämlich dass es nicht um Bücher sondern um Zugriff auf Wissen geht. Ich bin mir sicher eine der Organisationen kennen Sie: Genau! Es ist Wikipedia. Aber kennen Sie auch die andere?
Die Firma Microsoft hat zeitgleich mit Wikipedia ein Produkt auf den Markt gebracht mit Namen Microsoft Encarta. Die Vision von Microsoft Encarta war:
„Mit den umfassenden Informationen und spannenden Multimedia-Elementen von Microsoft Encarta Enzyklopädie macht Lernen und Entdecken der ganzen Familie Spaß.“
Klingt eigentlich nicht schlecht. Schauen wir uns im Jahr 2001 beide Organsiationen an: Da ist auf der einen Seite der Konzern Microsoft, ausgerüstet mit Technologie, Manpower und Milliarden und auf der anderen Seite eine kleine Organsiation mit Namen Wikipedia. Ein Projekt zur Erstellung eines freien Onlinelexikons mit Unterstützung von unentgeltlich arbeitenden Freiwilligen.
Wer macht das Rennen?
Hätten Sie im Jahr 2001 einen Investor gefragt, wer wird im Jahr 2014 die Online Enzyklopädie weltweit sein. Was hätte der gesagt? Keiner hätte da auf Wikipedia gesetzt. Und doch: Wikipedia ist gegenwärtig das meistbenutzte Online-Nachschlagewerk! Microsoft Encarta wurde still und heimlich 2009 eingestellt.
Warum? Nun schauen wir uns die Vision von Wikipedia mal an:
„Stell Dir eine Welt vor, in der jeder einzelne Mensch freien Anteil an der Gesamtheit des Wissens hat!“
Das ist eine richtige Vision. Denn viele Menschen empfinden diese Vision als wichtig, sinnvoll und als bedeutend. Deswegen arbeiten Sie daran mit. Mit einer solchen Vision können Sie Berge versetzen. Sie bekommen es hin, dass Menschen kostenlos für diese Organisation Wikipedia arbeiten.
Selbst ein Konzern wie Microsoft kann da mit seiner Finanzstärke und Technologie nicht mithalten. Das ist es, was eine Unternehmensvision ausmacht!
Andere faszinierende Unternehmensvisionen finden Sie hier.
Der Unternehmer, der seine Vision lebt!
In Podcastfolge 4 bin ich da bereits drauf eingegangen. Ich möchte es hier nochmals wiederholen:
Denken Sie an einen Unternehmer, der sich mit Haut und Haaren der Vision verpflichtet fühlt, einen Impfstoff gegen Krebs zu entwickeln. Der wird sicherlich Mitarbeiter für sich gewinnen können, die ihn bei seinem Weg mit ganzem Herzen unterstützen werden.
Verschreibt sich ein Unternehmer einer bedeutenden, weltverbessernden Sache, dann begeistert er andere Menschen. Empfinden die, dass die Vision wichtig und nützlich ist, werden sie ihn unterstützen wollen – ob als Mitarbeiter, als Kunde oder Lieferant.
Das „Warum“ ist entscheidend!
Das „Warum „und damit die Motivation eines Unternehmers ist deshalb ein wichtiger Faktor für den Erfolg seines Unternehmens. Wenn seine Hauptmotivation ist, Geld mit dem Unternehmen zu verdienen, wird er es schwer haben. Ihm wird es immer wieder ums Geld gehen.
Vielleicht wird er seine Mitarbeiter vernünftig behandeln, vielleicht wird er sich auch um die Kundenbedürfnisse kümmern und sich, wenn’s gut läuft, sozial engagieren. Aber wenn Probleme auftreten ist der Fokus klar:
„Ich will Geld verdienen.“
Diesem Zweck wird alles andere untergeordnet.
Hat der Unternehmer hingegen eine wirkliche Vision, verfolgt er die Umsetzung eines Traums mit seinem Unternehmen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er nachhaltig wirtschaftet. Er verfolgt schließlich ein langfristiges Ziel, das über ihn und seine Ego-Befriedigung hinaus geht. Seine Einstellung ist schließlich:
„Ich will mit meiner Tätigkeit und meinem Unternehmen etwas Positives für die Welt bewegen. Ich will Kunden nutzen.“
Übrigens bedeutet, dass nicht, dass dieser Unternehmer kein gutes Geld verdienen darf. Ganz im Gegenteil. Um den Zweck seines Unternehmens zu erreichen, nämlich etwas Positives für die Welt zu bewegen, darf und muss er so viel Geld verdienen, dass er zufrieden und ausgeglichen ist.
Nur so kann er an dem Zweck arbeiten. Und wenn es für ihn dazu wichtig ist, in einem schönen Haus zu wohnen und einen Porsche zu fahren, dann ist das ok. Dieser Luxus ist dann Mittel zum Zweck.
Verschreibt sich ein Unternehmer einer bedeutenden, weltverbessernden Sache, dann begeistert er andere Menschen. Empfinden die, dass die Vision wichtig und nützlich ist, werden sie ihn unterstützen wollen – ob als Mitarbeiter, als Kunde oder Lieferant.
Entscheidend bei einer Unternehmensvision ist, dass die sich damit beschäftigt, Nutzen für andere zu erbringen. Aussagen, die nur auf die eigenen Vorteile des Unternehmers oder des Unternehmens fokussieren sind keine Visionen.
Brauchen Sie eine Unternehmensvision?
Es gibt erfolgreiche Unternehmen, die keine wirkliche Vision haben. Nichtsdestotrotz ist es meiner Ansicht nach wichtig, sich die Sinnfrage zu stellen. Sich damit zu beschäftigen, warum es Ihr Unternehmen gibt und welchen Unterschied Sie mit Ihrem Unternehmen machen.
Warum wurde es gegründet und warum sollen sich denn Mitarbeiter für Ihr Unternehmen einsetzen. Was ist der Sinn, an den Mitarbeiter ankoppeln können, um intrinsisch motiviert mit zu arbeiten?
Brauchen Sie eine große Unternehmensvision? Nicht unbedingt. Sie sollten aber wissen, warum Sie tun, was Sie tun.
Sie sollten auch erklären können, warum es wert ist für Ihr Unternehmen zu arbeiten – zumindest wenn Sie kooperativ führen und mitdenkende Mitarbeiter haben wollen – also Mitarbeiter, die sich für Ihr Unternehmen engagieren.
Wie finden Sie Ihr Warum?
Nehmen wir an, Sie sind Unternehmer und haben ein kleines mittelständisches Unternehmen. Eine wirkliche Unternehmensvision haben Sie aber nicht. Auch ein klares „Warum“ können Sie nicht wirklich nennen. So geht es vielen.
Wie gehen Sie jetzt am besten vor, wenn Sie das „Warum“ Ihres Unternehmens ergründen, entwickeln oder finden wollen?
Bitte fangen Sie nicht damit an, direkt einen Workshop zum Thema Unternehmensvision mit Ihren Mitarbeitern einzuberufen. Stattdessen schlage ich Ihnen vor, dass Sie sich zuerst mal mit sich selbst – mit Ihrer eigenen Person beschäftigen. Sie sind schließlich der Unternehmer. Sie sind – zumindest in den meisten kleinen Unternehmen – die treibende Kraft.
Ich rate Ihnen: Gehen Sie an den Anfang zurück. Warum haben Sie Ihr Unternehmen gegründet oder übernommen? Hatten Sie damals eine Vision für Ihr Unternehmen? Sicherlich hatten Sie ein „Warum“. Warum gründeten Sie? Also, was war Ihre Motivation? Was wollten Sie mit Ihrer Firma erreichen?
Stimmt dieses „Warum“, diese Motivation, von damals mit der heutigen noch halbwegs überein oder hat sie sich überlebt? Wenn sie sich überlebt hat ist das nicht schlimm. Wahrscheinlich haben Sie Ziele umgesetzt und erreicht. Sie und Ihr Unternehmen haben sich weiter entwickelt. Ihre damalige Vision ist Ihnen heute vielleicht nicht mehr so wichtig. Oder die Randbedingungen haben sich verändert. Oder, oder, oder. Es ist nicht tragisch, wenn sich das damalige „Warum“ oder Ihre damalige Vision überlebt hat.
Entscheidend ist, dass Sie sich heute damit beschäftigen, was Ihr heutiges „Warum“ ist. Und da geht es als Erstes Mal um Ihr eigenes „Warum“. Erst wenn Sie das haben, sollten Sie sich überlegen, ob das auch zu Ihrem Unternehmen passt. Wenn ja: prima. Wenn nein: Wie bekommen Sie Ihr persönliches „Warum“ in Einklang mit dem Ihres Unternehmens?
Warum ich tue, was ich tue!
Damit das nicht zu abstrakt wirkt, möchte ich Ihnen das am Beispiel meiner Person verdeutlichen:
Im Laufe meines Berufslebens habe mir über meine Motivation und über mein „Warum“ immer Mal wieder Gedanken gemacht. Das „Warum“ hat sich in dieser Zeit auch durchaus verändert. Nicht immer aber manchmal hat das auch zu deutlichen Veränderungen in meinem Berufsleben geführt.
Das war so zum Beispiel als ich mich vor 5 Jahren entschied, meinen Geschäftsführerjob im Konzernumfeld zu kündigen. Mein persönliches „Warum“ konnte ich mit dem Konzernumfeld nicht mehr in Einklang bringen und deshalb kündigte ich und machte mich als selbstständiger Berater, Trainer und Coach selbstständig.
Auf die Frage: „Warum tue ich, was ich tue“ habe ich für mich in den letzten 3 Jahren folgende Antwort gefunden:
Das Thema, für das ich brenne, ist Führung.
Das ist mein allgemeines „Warum“. Näher erläutert: Ich möchte meinen Kunden helfen, weniger zu managen und mehr zu führen. Dabei fokussiere ich auf Unternehmer, Geschäftsführer und Führungskräfte in kleinen und mittelständischen B2B Unternehmen, meist im technischen Umfeld.
Warum die? Nun, in dem Bereich kenne ich mich am besten aus. Die Werte, Motivationen und Probleme der Menschen in diesem Bereich kann ich am besten nachvollziehen. Denen kann ich mit meinen Produkten und Dienstleistungen am besten helfen.
Meine Vision?
Eine Unternehmensvision habe ich zwar für mein Unternehmen formuliert: Sie ist aber noch nicht prägnant genug – und ich habe Sie bisher nur in englischer Sprache formuliert
(im englischen ist das für mich irgendwie einfacher.):
„Making the world a better place by helping people with an entrepreneurial mindset to learn their way of leadership and find their fulfillment in life!”
Damit bin ich noch nicht zufrieden. Daran muss ich noch arbeiten :-)
Entscheidender als die schön ausformulierte Vision ist für mich aber das „Warum“ – und ich denke, dass gilt auch für viele andere: „Warum tue ich was ich tue?“
Mit der Antwort darauf für mich bin ich ganz zufrieden:
„Führung ist das Thema für das ich brenne und ich möchte meinen Kunden dabei helfen, ihren Weg zu finden, mehr zu führen und weniger zu managen.“
Das inspirierende Zitat
„Die Menschen sind nicht faul. Sie haben bloß keine Ziele, die es sich zu verfolgen lohnt.“
Tony Robbins
Weiterführende Links
- Was ist eine Unternehmensivison? (Podcastfolge 4)
- Beispiele für gute und schlechte Unternehmensvisionen
- Wie bekomme ich eine gute Unternehmensvision? (Podcastfolge 15)
- Start with Why! Ted-Talk with Simon Sinek
- Was wir heute von Nelson Mandela lernen können.
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