Feedback annehmen vom Mitarbeiter: Für den Chef gar nicht so einfach.
Jeder von uns hat gerne Lob und Bestätigung. Sätze wie:
„Respekt! Das macht Ihnen so schnell keiner nach!“
gehen uns runter wie Öl. Solch positives Feedback annehmen ist einfach.
Es fördert unser Selbstvertrauen. Es bestätigt schließlich, wie wir uns gerne sehen wollen.
Allerdings: Es kommt auf die Dosierung an. Zu viel Lob kann auch schaden. Von Paracelsus stammt der Spruch:
„Alle Ding‘ sind Gift und nichts ohn‘ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding‘ kein Gift ist!“
Wir brauchen Kritik mindestens genauso wie die wohltuende Bestätigung des eigenen Egos. Wer sich verbessern will, braucht ehrliches, konstruktives Feedback seiner Umgebung.
Das zu bekommen ist aber gar nicht so einfach – das gilt besonders für Mitarbeiterfeedback für Geschäftsführer.
Feedback annehmen?
Vor Kurzem erst habe ich das bei einem Coaching anschaulich vor Augen geführt bekommen:
Mein Klient, ein erfolgreicher Geschäftsführer eines mittelständischen HighTech Unternehmens, ist hochmotiviert, begeistert, sehr engagiert und entscheidungsfreudig.
Er fordert viel, ist aber durchaus empathisch und setzt sich für die Belegschaft ein. Von seinen Mitarbeitern wird er hoch respektiert.
Allerdings frustriert ihn, dass er nur wenig kritisches Mitarbeiterfeedback erhält. Dabei ist er bereit, kritische Hinweise anzunehmen.
Er sagte mir, dass er seine Mitarbeiter immer wieder ermuntert, ihn und seine Entscheidungen offen und ehrlich zu kritisieren. Anscheinend würden sich das aber nicht trauen. Er fragte sich nun, warum das so ist und was er daran ändern könne.
Die dominante Persönlichkeit
Für einen Außenstehenden wie mich war schnell klar, woran es lag. Als Geschäftsführer hatte er verinnerlicht, komplexe Situationen schnell zu analysieren und seine Strategien ständig mit dem Operativen abzugleichen.
Entscheidungen trifft so jemand viele und er trifft sie schnell, um effizient weiter zu arbeiten. So zu agieren liegt ihm – und sein Erfolg bestätigt ihn darin!
Das Problem dabei: Ohne es zu wollen verhinderte er durch diese Verhaltensweise die so wichtige Kritik an seiner Person. Wenig selbstbewusste Mitarbeiter trauen sich einfach nicht, ihn offen zu kritisieren.
Viele der Mitarbeiter können mit seiner direkten Art und schnellen Reaktion nicht gut umgehen. Auf sie wirkt sein Verhalten dominant und einschüchternd – ohne dass das so von ihm beabsichtigt ist.
Seinen Mitarbeitern fällt es deswegen nicht leicht, in fachlichen Diskussionen eine Gegenposition zu ihm einzunehmen. Ihm gar kritisches Feedback zu seinem Verhalten zu geben, ist da noch einmal deutlich schwerer.
Feedback ist eine Sache des Vertrauens
Können Ihre Mitarbeiter Ihnen Glauben schenken, wenn Sie sagen, dass Sie an ehrlichem Feedback und konstruktiver Kritik interessiert seien?
Welche Erfahrungen haben Ihre Mitarbeiter mit Ihrer bisherigen Reaktion, wenn sie es gewagt haben, sich ehrlich zu äußern?
Mitarbeiter werden nur dann offen Kritik äußern, wenn sie sich sicher fühlen. Sieht ein Mitarbeiter hingegen die Gefahr negativer, persönlicher Konsequenzen – welcher Art auch immer – wird er verständlicherweise kein ehrliches Feedback geben.
Einige schlechte Erfahrungen können genügen, um jegliche Kritik an ihrer Person – und sei sie noch so berechtigt – zum Verstummen zu bringen. Das ist dann fatal!
Feedback annehmen ohne zu bewerten
Achten Sie darauf, dass Sie klar zwischen dem Feedback Ihrer Mitarbeiter und Ihrer eigenen Bewertung trennen.
Wenn Sie Kritik von Ihrem Mitarbeiter erhalten, ist das ein Vertrauensbeweis. Bedanken Sie sich dafür aber bewerten Sie sein Feedback nicht unmittelbar.
Eine Nacht drüber schlafen
Nehmen Sie sich die Zeit, darüber nachzudenken. Schlafen Sie eine Nacht darüber. Das ist das, was Ihr Mitarbeiter zu Recht von Ihnen erwarten darf.
Verzerrtes Feedback vermeiden
Wenn Sie Feedback erhalten, vermeiden Sie auch gut gemeinte positive Rückmeldungen wie
„Danke Herr Müller, ein sehr guter Hinweis.“
Auch das ist schon eine Bewertung, die Sie als schnelle Antwort vermeiden sollten.
Wenn Sie das nicht tun, gibt Ihnen Ihr Mitarbeiter irgendwann nur noch Rückmeldungen, von denen er glaubt, dass Sie sie für nützlich einstufen.
Der Mitarbeiter will schließlich nichts Dummes oder Unpassendes sagen. Das führt aber dazu, dass Sie nur noch ein verzerrtes Feedback erhalten werden.
Respektvoll vorgebrachte Kritik ist ein Vertrauensbeweis!
Wie reagieren Sie auf wenig sachgerechte, nebensächliche oder aus Ihrer Sicht sogar unangebrachte Kritik?
Auch hier gilt: Vermeiden Sie unbedingt spontane Rechtfertigungen oder gar ruppige Antworten – zumindest, wenn der Mitarbeiter die Kritik respektvoll vorgebracht hat.
Ansonsten zerstören Sie das Vertrauensverhältnis nachhaltig. Ein sensibler Mitarbeiter denkt sich dann:
„Das nächste Mal sage ich besser gar nichts!“
Ich habe verstanden heißt nicht ich bin einverstanden!
Hören Sie sich Kritik Ihrer Mitarbeiter unvoreingenommen an. Das heißt nicht, dass Sie mit dem Geäußerten übereinstimmen.
Den meisten Mitarbeitern ist durchaus klar, dass Feedback äußern nicht automatisch dazu führt, dass sich Dinge in ihrem Sinne ändern.
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