Richtiger Führungsstil – autoritär oder kooperativ: worauf es wirklich ankommt!
Mit dem Führungsstil und der Führungsqualität im deutschen Management ist es anscheinend nicht weit her.
In der aktuellen „Global Workforce Studie“ wird die Führungsfähigkeit deutscher Vorgesetzter mit gerade noch „ausreichend“ bewertet.
Diese Personal – Studie basiert auf der Befragung von 97.000 Personen in 30 Ländern, davon 2.200 in Deutschland. Ein ernüchterndes Resultat.
Laut der Studie ist der Führungsstil das wichtigste Merkmal eines guten Chefs. Da stellt sich mir die Frage: Was ist denn der richtige Führungsstil?
Führungsstile
Wikipedia listet eine Vielzahl von unterschiedlichen Führungsstilen auf. Hier einige Beispiele:
hierarchisch, demokratisch, kooperativ, laissez-faire, patriarchalisch, charismatisch, autokratisch, integrierend, situativ, eindimensional, zweidimensional …
Es gibt viele Abhandlungen und Forschungsergebnisse über die unterschiedlichen Führungsstile, beispielsweise nach Max Weber oder Kurt Lewin.
Müssen Sie sich als Vorgesetzter mit all diesen Führungsstilen genau beschäftigen und genau verstehen, wann Sie welchen anwenden?
Nein. Die Einteilung in eine Vielzahl von Führungsstilen ist für die Führungspraxis in Unternehmen nicht wirklich hilfreich. Ich empfinde das vielmehr als sozialwissenschaftlichen Ballast – teilweise sogar als pseudowissenschaftliche Haarspalterei.
Führung ist wie Autofahren
Für mich ist Führung wie Autofahren. Sie lernen es, wenn Sie es praktizieren. Natürlich können Sie sich tagelang mit der Theorie beschäftigen, wie ein Verbrennungsmotor funktioniert, wie und wann die Bremsen betätigt werden und mit welcher Bremskraft – nur fahren können Sie deswegen noch lange nicht.
Wenn Sie sich nicht hinters Steuer klemmen und einfach mal – möglichst mit einem
Fahrlehrer – losfahren, werden Sie nie Autofahren lernen. Genauso ist es auch mit Führung.
Wenn es um Führungspraxis geht, halte ich es deshalb für sinnvoll nur zwei Führungsarten zu unterscheiden: die direktive Führung und die kooperative Führung.
Der direktive Führungsstil
Der direktive Führungsstil, auch autoritärer Führungsstil genannt, lässt sich durch drei Begriffe charakterisieren:
- Kommandieren
- Kontrollieren
- Korrigieren
Ein direktiv führender Vorgesetzter gibt Anweisungen ohne seine Mitarbeiter in die Entscheidung einzubeziehen.
Von den Mitarbeitern erwartet die Führungskraft die Umsetzung der Vorgaben ohne Diskussion.
Beim Militär findet sich die Reinform dieser direktiven Führung. Der Vorgesetzte befiehlt und erwartet, dass die Untergebenen ohne Diskussion Folge leisten.
Der kooperative Führungsstil
Folgende Begriffe sind hingegen eng mit dem kooperativen Führungsstil verbunden:
- Kommunikation
- Kultur
- Kontext
Eine kooperativ führende Führungskraft bezieht ihre Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse ein. Diskussionen um die besten Lösungen sind nicht nur erlaubt sondern erwünscht.
Die kooperative Führungskultur gibt den Mitarbeitern möglichst große Freiheiten und Entscheidungskompetenzen.
Bei kooperativer Führung diskutiert der Manager über Sinn und Zweck des Unternehmens und erläutert Vision, Strategien und Ziele. Er ist offen für Ideen und lässt sich kritisch hinterfragen. Dabei entwickelt die Führungskraft möglichst Ideen gemeinsam mit den Mitarbeitern. Auch Entscheidungen werden soweit es geht im Team getroffen.
Wer kooperativ führt, fördert so das Mitdenken und die Selbstständigkeit der Mitarbeiter. Das hat meist eine hohe Motivation des Teams zur Folge. Dadurch kann dann auch die Kreativität aller Beteiligten bestmöglich genutzt werden.
Als Nachteil des kooperativen Führungsstils gilt, dass Entscheidungen häufig länger dauern als bei einem autoritären Vorgehen. Allerdings reduziert sich auch das Risiko einer Fehlentscheidung gerade in schwierigen Situationen. Denn dabei ist es von Vorteil, wenn die Sichtweisen und Ideen von mehreren Personen diskutiert und berücksichtigt werden.
Zwar versucht der Vorgesetzte die Entscheidung im Konsens zu treffen, aber sie hat in der Regel immer noch die Verantwortung und deswegen trotzdem noch die Letzt-Entscheidung.
Welches ist der richtige Führungsstil?
Manche mögen jetzt sagen:
„Das ist doch klar: der kooperative Führungsstil ist der richtige!“
Aber so einfach ist es nicht.
Für Routinearbeiten insbesondere unter Zeitdruck hat die direktive Führung von Mitarbeitern sehr wohl ihre Berechtigung – und zwar nicht nur im Militärischen.
Denken Sie nur mal an einen Betriebsunfall: Feuer an einer Maschine, vielleicht sogar Verletzte: in solchen Fällen ist schnelles Handeln gefragt, es gibt genaue Vorschriften, wie zu verfahren ist.
Notabschaltung, Werksfeuerwehr, Krankentransport: all das wird als Routine eingeübt und muss im Notfall 100 % funktionieren. Hier wird direktiv geführt – und das ist gut so. Für lange Diskussionen und tolle neue Ideen ist dann keine Zeit.
Bei komplexen und kreativen Arbeiten hingegen ist die kooperative Führung sinnvoll. Da sind meist situative Anpassungen notwendig. Arbeiten können nicht bis ins Kleinste vorausgeplant werden. Hohe Selbständigkeit der Handelnden ist gefragt.
Anforderungen an den Führenden
Für die direktive Führung brauchen Sie detailliertes Fachwissen und den Überblick. Ihre Führung haben Sie „par ordre du mufti“. Sie sind der General oder der leitende Feuerwehrmann und die anderen sind Ihre Untergebenen oder Befehlsempfänger.
Bei der kooperativen Führung ist das ganz anders. Hier ist vor allem ihre Fertigkeit gefragt, die Beteiligten zu überzeugen und Richtungen vorzugeben.
Ein Projektleiter beispielsweise wird kooperativ führen müssen, will er erfolgreich sein. Schließlich ist er den Mitarbeitern im Projekt nicht disziplinarisch sondern nur fachlich vorgesetzt.
Der richtige Führungsstil: Darauf kommt es an!
Ob Sie als Manager in im Unternehmen direktiv oder kooperativ führen müssen, hängt von der Situation ab.
Die kooperative Führung unterstützt die intrinsische Motivation Ihrer Mitarbeiter. Deshalb gilt: Wenn die Situation es zulässt, sollten Sie Ihre Mitarbeiter kooperativ führen. Ihre Mitarbeiter werden es Ihnen danken.
Bedenken Sie:
Auch bei direktiver Führung gilt:
- Kommunizieren Sie ehrlich und offen!
- Seien Sie klar und eindeutig!
- Gehen Sie respektvoll mit anderen um!
- Seien Sie fair!
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