fpg293 – Mein Mitarbeiter will mehr Geld!
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Heute geht es um Mitarbeitergehälter. Wann und warum sollten Sie als KMU Unternehmer die Gehälter Ihrer Mitarbeiter anpassen und um wie viel?
Gehaltsanpassung bei KMU
Ja, ich weiß, das Thema Gehalt ist ein heißes Eisen – gerade jetzt in Zeiten von Inflation, Mitarbeiterfluktuation und Fachkräftemangel.
Bevor wir uns diesem Thema widmen: Alles, was ich im Folgenden sage, bezieht sich auf KMU also kleine und mittelständische Unternehmen. Ich rede nicht über Gehälter in Konzernen oder Behörden und auch nicht über Gehaltsstrukturen in gerade gegründeten Unternehmen, wie Start-Ups etc.
Wir gehen von Ihnen dem Inhaber aus, der ein kleines aber feines Unternehmen betreibt mit einer 1- oder 2-stelligen Anzahl an Mitarbeitern.
Was ist ein gutes Gehalt?
Meine Frage an Sie ist: Zahlen Sie Ihren Mitarbeitern ein gutes Gehalt? Eine schwierige Frage, weil was ist schon gut?
Interessant dabei ist, wer bestimmt, was ein gutes Gehalt ist. Die Antwort ist: Der Markt – also Angebot und Nachfrage. Ja, es gibt auch eine Untergrenze, die vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist, den Mindestlohn, aber jeder Lohn oder jedes Gehalt, was darüber ist, das regelt der Markt.
Es ist eine Nutzenabwägung.
Wie viel Nutzen bringt Ihnen der Mitarbeiter und wie viel sind Sie dafür bereit zu zahlen?
Da das allen anderen Arbeitgebern auch so geht, bildet sich im Markt ein Gehaltsniveau aus. Für bestimmte Jobs, Aufgaben und Verantwortungen wird ein bestimmtes Gehalt gezahlt.
Die Größenordnung passt sich der Inflation und dem Überfluss oder dem Mangel an solchen Mitarbeitern an.
Das Schöne daran ist: Das in einer Region für eine bestimmte Aufgabe gezahlte durchschnittliche Gehalt ist bekannt. Googlen Sie danach und Sie finden die entsprechenden Größenordnungen für die jeweiligen Jobs, sei es Marketingleiter oder Programmierer, sei es Busfahrer oder Maschinenschlosser.
Das erste Prinzip!
Und jetzt ist es ganz einfach: Passen Sie das aktuelle Gehalt Ihrer Mitarbeiter so an, dass die leicht über dem Branchendurchschnitt verdienen und schon haben die ein gutes Gehalt.
Es gibt noch weitere Dinge, die Sie beim Gehalt beachten sollten, aber dieses Prinzip ist aus meiner Sicht erstmal das Wichtigste: Zahlen Sie über dem Branchendurchschnitt. Dann haben Sie in der Regel auch viel weniger Probleme.
„Ja, das geht aber bei uns nicht. Das können wir uns nicht leisten!“
Und hier liegt das eigentliche Problem vieler Unternehmer: Und das ist nur vordergründig das Mitarbeitergehalt, der Fachkräftemangel oder die Inflation. Das Problem ist das Geschäftsmodell des eigenen Unternehmens. Das ist nämlich anscheinend nicht hochprofitabel.
Haben Sie ein hochprofitables Geschäftsmodell?
Dabei könnten Sie gerade als KMU in der jetzigen Zeit in fast jeder Branche hochprofitabel sein, wenn Ihr Geschäftsmodell funktioniert und Sie gut positioniert sind.
Jeder der über die letzten Jahre so positioniert war, dass er eine 2 stellige Umsatzrendite eingefahren hat, kann und konnte auch gute Gehälter zahlen.
Mit Ausnahme derjenigen, die den Profit gemacht haben, indem Sie Ihren Mitarbeitern die ganze Zeit viel zu niedrige Gehälter gezahlt haben. Dann haben Sie jetzt ein Problem.
Also bevor Sie sich beschweren, dass Sie aufgrund des Fachkräftemangels keine Mitarbeiter bekommen und die vorhandenen Mitarbeiter nicht bezahlen können, analysieren Sie erstmal, ob Ihr Geschäftsmodell funktioniert und hochprofitabel ist.
Und wenn es das nicht ist, dann arbeiten Sie als Erstes daran. Denn das profitable Geschäftsmodell ist nicht nur Voraussetzung, dass Sie gute Mitarbeiter halten und bekommen.
Meiner Ansicht nach ist es die Voraussetzung, dass Sie in den folgenden Jahren mit Ihrem Unternehmen auf dem Markt überleben werden. Wenn der nötige Profit fehlt, wie wollen Sie da den in den nächsten Monaten und Jahren mit den auf Sie zukommenden Veränderungen, Kostenerhöhungen und Inflation umgehen?
7 Prinzipien für faire Gehälter
Natürlich reicht es nicht aus, einfach nur das Prinzip über dem Branchen-Durchschnitt zu zahlen anzuwenden. Deshalb möchte Ihnen gerne meine 7 Prinzipien für ein faires Gehaltssystem vorstellen:
1. Zahlen Sie Gehälter leicht über dem Branchendurchschnitt.
Das kennen Sie ja schon von weiter oben.
2. Zahlen Sie ein Festgehalt, das mit der Leistung des Mitarbeiters korreliert.
Sehen Sie zu, dass Sie in Ihrem Unternehmen für die gleiche Leistung auch wirklich das gleiche Gehalt zahlen. Dass Frau und Mann das gleiche Gehalt bekommen, wenn sie die gleiche Leistung erbringen ist selbstverständlich.
Häufig passiert es aber, dass ein Mitarbeiter vor Jahren mit einem sehr niedrigen Gehalt eingestiegen ist und trotz entsprechender Leistung das Gehalt nicht adäquat angepasst wurde.
Das führt dann manchmal dazu, dass im Unternehmen neue Mitarbeiter ein höheres Gehalt bekommen als die, die schon seit Jahren dabei sind, obwohl beide die gleiche Arbeit und die gleiche Leistung erbringen. Das sollte nicht sein.
Da gilt es, das Gehalt des bisherigen Mitarbeiters entsprechend so anzupassen, dass es wieder über dem Branchendurchschnitt liegt.
3. Koppeln Sie das Gehalt Ihrer Mitarbeiter nicht an die persönliche Zielerreichung!
Hierzu habe ich schon mal eine eigene Folge ganz zu Beginn meiner Podcastzeit gemacht: es ist die Folge 6 und sie ist immer noch aktuell.
Thema:
„Mitarbeiterbezahlung: Warum Sie mit variabler Vergütung fast immer das Falsche erreichen!“
Versuchen Sie nicht mit Geld Ihre Mitarbeiter zu motivieren. Achten Sie vielmehr darauf, dass Sie nicht Ihre Mitarbeiter demotivieren beispielsweise durch falsche Anreize, unfaire Bezahlung oder zu geringe Gehälter.
4. Mögliche Bonuszahlung am Jahresende
Zahlen Sie gerne am Ende des Jahres an alle Mitarbeiter einen Bonus, wenn das Unternehmen gute Gewinne gemacht hat. Wenn es dem Unternehmen gut geht, kann ein kleiner Teil der Gewinne ausgezahlt werden.
Es sollten alle Mitarbeiter daran partizipieren. Das ist fair. Geht es dem Unternehmen schlecht, muss aber auch klar sein, dass kein Bonus gezahlt werden kann. Bonuszahlungen dürfen nicht als selbstverständlich wahrgenommen werden.
Hier noch eine Anmerkung: Überlegen Sie sich sehr gut, ob Sie einen Bonus zahlen wollen und wie Sie eine solche Bonusregelung vornehmen. Es gibt da rechtliche Fallstricke, wenn Sie beispielsweise regelmäßig Bonuszahlungen leisten.
Ja, das scheint nicht ganz logisch, da man den Mitarbeitern ja was Guts tun will. Aber wir sind hier halt im überbordenden Bürokratenland Deutschland und Arbeitsrecht ist immer Arbeitnehmerrecht.
Also passen Sie auf und lassen Sie sich hierbei unbedingt von einem Juristen beraten, bevor Sie ein Bonussystem ausrollen.
5. Inflationsanpassung
Wenn Sie mit Ihren Gehältern bisher leicht über dem Durchschnitt lagen, dann behalten Sie das bei. Passen Sie also das Gehalt Ihrer Mitarbeiter möglichst regelmässig an die Inflation an.
Und warten Sie damit nicht bis Ihre Mitarbeiter fragen sondern erhöhen Sie das Gehalt ohne dass Mitarbeiter Sie darauf ansprechen müssen.
6. Mehrleister
Zeigt ein Mitarbeiter anhaltend besonders gute Leistungen oder übernimmt mehr Verantwortung, dann erhöhen Sie sein Gehalt entsprechend
7. Minderleister
Wenn ein Mitarbeiter trotz Unterstützung ständig Minderleistungen erbringt, dann sollte man sich von so jemandem trennen.
Lassen Sie sich kein schlechtes Gewissen einreden!
So, wenn wir das alles jetzt anwenden, dann können wir die Frage, wann ein Mitarbeiter eine Gehaltserhöhung verdient hat, ziemlich einfach beantworten.
assen Sie sich da von Ihren Mitarbeitern kein schlechtes Gewissen einreden.
Einfach nur das Gehalt erhöhen, weil ein Mitarbeiter länger dabei ist und die vertraglich vereinbarte Leistung erbringt? Das kann ja nicht sein. Denn er erbringt ja keinen höheren Nutzen als vorher, oder?
Wann eine Gehaltserhöhung angebracht ist.
- Aufgrund gestiegener Inflation gibt es eine Inflationsanpassung.
- Das Einstiegsgehalt war beispielsweise in der Probezeit niedriger vereinbart. Jetzt gibt es eine vereinbarte Anpassung, wenn bestimmte Leistungen, die vorher vereinbart waren, erfüllt wurden.
- Der Mitarbeiter ist seit Jahren im Unternehmen und hat sich bewährt. Allerdings ist sein Gehalt nicht oder nicht mehr leicht über dem Branchendurchschnitt. Da ist es dann fair, wenn das Gehalt des Mitarbeiters entsprechend angepasst wird.
- Der Mitarbeiter hat erheblich mehr Verantwortung übernommen. Zum Beispiel hat er nun zusätzliche Mitarbeiter unter seiner Führung oder er verantwortet ein höheres Budget.
- Der Mitarbeiter zeigt stetig herausragende Leistungen, die so im Vertrag gar nicht vereinbart sind.
Nur in diesen 5 Situationen halte ich eine Gehaltsanpassung für gerechtfertigt. Ansonsten sehe ich es gar nicht ein, warum eine Gehaltserhöhung verhandelbar wäre.
Weiterführende Links
- Der Sponsor dieser Podcastfolge: Personio
- Die Online-Leadership-Platform
- Warum Sie keine variable Vergütungnutzen sollten.
Das inspirierende Zitat
„Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.“
Robert Bosch
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