fpg191 – Sollten Sie große Ziele anstreben?
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Mit meiner Planung fürs nächste Jahr starte ich dieses Jahr schon sehr früh, nämlich jetzt Anfang November.
Wenn Sie interessiert, wie ich das genau mache, hören Sie sich die Podcastfolge 120: „Jahresplanung und Jahresziele! So geht’s!“ an.
Für diese Jahresplanung nehme ich mir immer mehrere Tage Zeit und ich arbeite auch an großen Zielen. Das macht mir auch richtig Spaß. Als Erstes mache ich eine detaillierte Analyse und Überprüfung, wie das aktuelle Jahr für mich und mein Unternehmen gelaufen ist. Ich überprüfe, ob ich meine Anfang des Jahres gesetzten Ziele erreichen werde.
Neben all den Zahlen, Daten, Fakten ist mir aber auch ganz wichtig, dass ich in mich hinein höre, ob ich noch richtig unterwegs bin. Habe ich noch die gleiche Antwort auf die wichtigen Fragen:
„Warum tust Du eigentlich was Du tust?“
und
„Wofür stehst Du?“
Ist mein großes Ziel oder meine Vision noch gültig – also Ziele und Visionen für mich, für mein Leben und auch für mein Unternehmen? Ist das noch stimmig?
Große Ziele oder kleine Ziele?
Dazu passt ganz gut die neue Episode 166 Olaf Kapinskis Leben-Führen Podcast. Olaf hat dort zu einer Blogparade zum Thema „Große Ziele – kleine Ziele! Sind große Ziele wichtig?“ aufgerufen.
Da mache ich gerne mit. Deshalb gehe ich heute der Frage nach: „Braucht es wirklich große Ziele – egal ob persönlich oder als Unternehmen?“ Ist es für Erfolg entscheidend, ob man ein großes Ziel hat?
Helfen große Ziele wirklich?
Mein Freund Ivan Blatter hatte zum Thema Ziele im November 2016 schon mal eine spannende Podcastfolge mit dem Titel: „Helfen Ziele wirklich? Ja, aber…“.
Besonders interessant war, dass Ivan dort einen Mythos ansprach, nämlich den, dass es bewiesen sei, dass Menschen, die sich hohe, große langfristige Ziele setzen erfolgreicher seien als andere.
Immer wieder wird hierzu eine Studie der renommierten Universität Yale aus den 50er Jahren zitiert:
„Damals wurden alle Studienabgänger danach gefragt, ob sie sich Ziele gesetzt hätten. 3% der Abgänger hatten demnach tatsächlich schriftliche Ziele festgelegt.
Nach 20 Jahren wurde dieser Jahrgang wieder befragt, und es wurde festgestellt, dass diese 3% ein größeres Vermögen besaßen, als die restlichen 97% zusammen! Damit war der Beweis erbracht, dass schriftliche langfristigen Ziele helfen, erfolgreich zu sein.“
Klingt super. Stimmt aber nicht. Die Studie ist einfach nur erfunden und wird aber immer wieder als Beweis herangezogen. Eine typische „Urban Legend“.
In ähnlicher Weise gibt es auch eine Harvard Studie mit ähnlichen Ergebnissen. Aber auch da genau das Gleiche. Die Studie wird zwar immer wieder erwähnt, aber sie wurde nie durchgeführt.
Das heißt nicht, dass Ziele setzen sinnlos ist. Es bedeutet nur, dass diese Studien als Beleg dafür nicht taugen.
Es fällt schwer wissenschaftlich belastbare Studien zu finden, die die Aussage belegen, dass Menschen, die sich große langfristige Ziele setzen, wirklich erfolgreicher sind als solche, die es nicht tun.
Ich persönlich bin davon überzeugt, dass Ziele setzen sinnvoll und nützlich ist – im beruflichen wie auch im persönlichen Umfeld. Entscheidend ist allerdings, wer, wann und wie man es macht: Thema Zielvereinbarung.
Was sind Ziele?
Laut Wikipedia ist:
„…ein Ziel ein in der Zukunft liegender, gegenüber dem Gegenwärtigen im Allgemeinen veränderter, erstrebenswerter und angestrebter Zustand.“
Ok. Verkürzen wir das mal zu einem in der Zukunft liegenden erstrebenswerten Zustand.
Für mich ist beim Begriff „Ziel“ noch zusätzlich wichtig, dass ein Termin dabei ist. Bis wann, habe ich das Ziel, also den erstrebenswerten Zustand erreicht? Ohne Termin ist so etwas aus meiner Sicht nur ein Traum – nämlich der Traum eines angestrebten verbesserten Zustands in der Zukunft.
Ein Ziel hingegen ist ein Traum mit einer Deadline.
Was verbinden Sie mit einem Ziel?
Ich verbinde mit dieser Art des Begriffs „Ziel“ Positives. In Gesprächen habe ich aber herausgefunden, dass viele andere damit eher Negatives assoziieren. Warum?
Ich denke, es hängt damit zusammen, dass ein solches Ziel mit einem klaren Termin verbunden ist. Das führt dazu, dass ich mich festlegen muss. Das schränkt ein und es ermöglicht mich zu bewerten. Bewerten, ob ich erfolgreich das Ziel umgesetzt habe oder nicht. Denn die Definition von Erfolg ist ja das Erreichen selbst gesteckter Ziele.
Durch die Deadline eines Ziels kann ich klar bewerten, ob ich das Ziel erreicht habe oder nicht, ob ich erfolgreich bin oder nicht. Das kann somit am Selbstbewusstsein kratzen.
Ein Traum hingegen lässt mir die Freiheit, den erwünschten Zustand irgendwann später zu erreichen – und somit später erfolgreich in meinen Augen zu sein. Ich lege mich nicht fest, wann ich etwas erreiche. Ich lerne dann aber auch nicht.
Beim Ziel ist das anders: Habe ich das Ziel – und damit den wünschenswerten Zustand zum von mir festgelegten Termin erreicht bin ich erfolgreich gewesen. Habe ich das Ziel aber nicht termingerecht erreicht, dann ist die Denke häufig:
„Ziel nicht erreicht. Du hast versagt!“
Es ist eine Art Schwarz-Weiß Denken. Ziel verfehlt bedeutet, ich bin ein Versager. Das ist natürlich Unsinn, aber es ist anscheinend stark verankert in vielen Köpfen.
Wenn im Unternehmensumfeld verfehlte Ziele automatisch dazu führen, dass derjenige bestraft wird, dann ist verständlich, wenn sich viele terminlich gar nicht erst festlegen wollen.
Wenn dann noch jemand im Beruflichen häufig gezwungen ist, sich terminlich fest zu legen und daran knallhart gemessen wird ob er seine Ziele erreicht, dann kann ich nachvollziehen, dass derjenige das im privaten nicht auch noch haben möchte.
Warum Ziele in die Irre führen können
Braucht man ein Ziel, um etwas zu erreichen? Podcastkollege und Psychologe Roland Kopp Wichmann hatte in einer interessanten Podcastfolge die Frage gestellt, ob man wirklich immer ein Ziel braucht, um etwas zu erreichen: „Warum Ziele in die Irre führen können„.
Er geht davon aus, dass es häufig nützlicher sein kann, gute Gewohnheiten zu etablieren anstatt auf das große ferne Ziel zu fokussieren. Er sagt:
„Ziele kann man verfehlen, gute Gewohnheiten nicht!“
Er beschreibt es an einem Beispiel: 10 kg abzunehmen bis Ende des Jahres ist ein Ziel. Das kann ich verfehlen. Jeden Tag 3 Portionen Obst oder Gemüse zu essen ist eine gute Gewohnheit. Die kann ich auch mal an einem Tag schleifen lassen. Dann mache ich halt am nächsten Tag weiter.
Das Ergebnis, langfristig gesünder zu leben erreiche ich wahrscheinlich besser mit der Gewohnheit als mit dem Ziel. Durch die Gewohnheit besser zu essen, werde ich vielleicht auch die 10 kg verlieren, aber unter Umständen erst im Frühling. Aber das ist dann nicht tragisch.
Spannend bei dieser Betrachtungsweise finde ich, dass sich eine Gewohnheit anzutrainieren eine Sache ist, die im hier und jetzt passiert. Das Leben ist jetzt.
Beschäftige ich mich aber mit dem langfristigen Ziel, also 10 kg abzunehmen, dann befinde ich mich mit meinen Gedanken in der Zukunft. Beides hat seine Berechtigung. Ich sollte aber die Balance finden zwischen Leben im Jetzt und dem Planen und der Beschäftigung mit der Zukunft.
Die Gefahr für sehr zielorientierte Menschen
Es besteht eine gewisse Gefahr für extrem zielorientierte Menschen, also Menschen, die total fokussiert auf ihre langfristigen Ziele sind. Sie sind so damit beschäftigt, sich die Zukunft auszumalen und darauf hin zu arbeiten, dass sie die Gegenwart nicht schätzen und genießen.
Sie denken, dass sie erst glücklich und zufrieden sind, wenn sie das große Ziel erreicht haben.
Das Problem dabei ist aber: Erreichen Sie ihr großes Ziel, dann fallen sie entweder in eine Depression, oder aber Sie suchen sich das nächste große Ziel.
Martin Sänger hat über diese Schwierigkeit in seiner Folge 3 „Lebe bloß nicht Deinen Traum“ seines Podcasts: „Leben duldet keinen Aufschub“ gesprochen. Hören Sie da mal rein.
Was ist denn nun mit den großen Zielen?
Sollte man große Ziele nun anstreben oder nicht?
Wenn es um langfristige Unternehmensziele und die eigenen persönlichen Lebensziele geht, halte ich es für besser Träume oder Visionen zu formulieren, anstatt Ziele mit einer Deadline.
Diese Träume sollten emotional aufgeladen sein, aber vage und ohne Terminierung. Es geht mehr um die Richtung, um den Fokus, um das „warum tue ich, was ich tue“ bzw. „warum tun wir was wir tun“.
Das heißt nicht, dass es mir nicht durchaus auch Spaß macht, mir große Ziele zu setzen. Es geht dabei aber dann mehr darum, aus meiner Komfortzone rauszukommen und Neues zu denken, nicht unbedingt knallhart dieses große Ziel auch punktgenau zu treffen.
Ein Beispiel: Sie sind Inhaber eines kleinen aber feinen lokal agierenden Unternehmens. Sie sind im Markt etabliert, sind gut profitabel und beschäftigen 3 Mitarbeiter. Letztes Jahr haben Sie 1 Mio. Umsatz gemacht und setzen sich nun das Ziel im nächsten Jahr 10 % mehr Umsatz zu machen. – Spannend ist das nicht. Herausfordernd wahrscheinlich auch nicht.
Spannend wäre aber sich zu überlegen, was wäre denn, wenn wir unseren Umsatz im nächsten Jahr verdoppeln wollten. – Spinnen Sie einfach mal rum. Was würde das bedeuten? Bevor Sie nun sagen:
„Ja, das geht nicht.“
Lassen Sie das große Ziel mal zu und versuchen Sie anders zu denken. Was müssten Sie tun, um das Hinzubekommen? Wie viel neue Mitarbeiter müssten Sie einstellen? Welche neuen Kunden könnten Sie akquirieren? Welche Kooperationen könnten Sie eingehen? Was müssten Sie intern anpassen und organisatorisch anders machen? Und, und, und.
Sich mit einem solchen großen Ziel zu beschäftigen, kann dazu führen, dass man ganz neue Möglichkeiten sieht. Sie müssen das Ziel danach nicht ansteuern, wenn Sie das nicht wollen. Aber zumindest sich mal zu öffnen und in solchen Optionen zu denken, ist nützlich und macht Spaß.
Sie bekommen ganz neue Einblicke. Vielleicht finden Sie so eine interessante Idee, die zwar nicht den Umsatz verdoppelt, aber ein neues interessantes Kundensegment bringt, an das Sie bisher gar nicht gedacht haben.
Von Norman Vincent Peale kommt der bemerkenswerte Spruch:
“Shoot for the moon. Even if you miss, you’ll land among the stars.”
Ich glaube, es ist wichtig, sich in seinem Umfeld und seiner Welt regelmäßig mit großen Zielen zu beschäftigen und darüber nachzudenken.
Muss man persönlich unbedingt ein großes Ziel verfolgen?
Nein. Ich denke, es ist sehr abhängig vom Einzelnen. Es gibt Menschen, die brauchen herausfordernde Ziele. Das sind Gipfelstürmer. Die scheinen mir unglücklich zu sein, wenn Sie nicht diese großen Ziele verfolgen. – und das ist in Ordnung.
Es gibt auch Menschen, die brauchen eine Zeit lang große Ziele und dann auch mal wieder eine Auszeit von Zielen. Es gibt Zeiten, da ist es gut einen solchen knallharten Fokus zu haben.
Und dann gibt es Zeiten, da braucht man eine Auszeit. Das bedeutet nicht, dass man in dieser Zeit keine großen Träume hat. Sie werden nur nicht so verbissen verfolgt.
Und dann gibt es Menschen, die sind zufrieden mit dem, was sie haben. Auch das ist in Ordnung – selbst wenn ich es nicht so nachvollziehen kann.
Wichtig dabei: Es muss nur wirklich so sein. Wer sagt, er wäre zufrieden, aber dann anderen die Erfolge neidet, der ist nicht wirklich zufrieden. Der ist nur bequem und will nicht aus seiner Komfortzone rausgehen.
Das inspirierende Zitat
„Auf lange Sicht erreichen die Menschen nur das, worauf sie zielen.“
Henry David Thoreau
„Der Mensch arbeitet immer für ein Ziel. Wer jedoch keine eigenen Ziele hat, arbeitet für die von Anderen.“
Brian Tracy
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