fpg192 – Intelligenter lernen und arbeiten nach der digitalen Revolution – Interview mit Marcus Klug
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Unsere Arbeitswelt befindet sich in einem fundamentalen Umbruch. In den nächsten Jahren werden aufgrund von Automatisierung viele Arbeitsplätze verschwinden.
Es wird aber auch viele neue Tätigkeitsfelder geben. Ich bin mir sicher, dass uns die Arbeit nicht ausgehen wird. Aber der Arbeitsmarkt, so wie wir ihn kennen, wird sich stark verändern.
Marcus Klug
Marcus Klug und Michael Lindner haben gemeinsam das Buch mit dem Titel „Morgen weiß ich mehr. Intelligenter lernen und arbeiten nach der digitalen Revolution“ geschrieben.
Im Buch beschreiben die beiden Autoren die gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung für die Bereiche Lernen und Arbeiten. Das Buch zeigt Möglichkeiten auf anhand von realen Beispielen von Einzelpersonen wie auch von Organisationen.
Intelligenter lernen und arbeiten
Über das Thema „Intelligenter lernen und arbeiten nach der digitalen Revolution“ unterhalte ich mich mit Marcus Klug. Neben Speaker , Blogger und Autor ist er auch Podcastkollege.
Seinen Podcast: „Abenteuer digitale Zukunft“ kann ich Ihnen nur wärmstens empfehlen.
Freuen Sie sich jetzt mit mir auf das Gespräch mit Marcus Klug:
Das transkribierte Interview mit Marcus Klug
Geropp:
Markus, wo siehst du zurzeit die hauptsächlichen Folgen und Auswirkungen des digitalen Wandels in unserer Gesellschaft?
Klug:
Also das Schwierige ist, was viele Leute nicht begreifen, dass es ein schleichender Wandel ist. Das heißt, in Deutschland ist vielfach die Rede von Optimierung, Rationalisierung vor allem von Prozessoptimierung in Unternehmen und so weiter.
Aber dieser Wandel impliziert halt auch einen systemischen und einen strukturellen Wandel, so würde ich das bezeichnen, der kommt aber, glaube ich, viel später erst. In manchen Branchen sieht man das ja schon sehr radikal in der Musikbranche bereits in den 90er Jahren.
Geropp:
Ja. Mit iTunes und diesen Sachen.
Klug:
Und im Verlagswesen deutet sich das eigentlich auch schon ziemlich radikal an. Also das heißt, es gibt einzelne Branchen, wo man das schon ganz gut sehen kann, aber in anderen Branchen beispielsweise noch nicht so.
Also ein Beispiel, was ich immer nenne, ist die Automobil-Branche. Das ist so ein bisschen die Denke in Deutschland, neue Software in alter Technik. Also wenn man jetzt so die Gegenentwürfe von Tesla und auch was teilweise schon bei Google, da laufen die Wagen ja schon längst auf der Teststrecke und so was da schon geforscht wird und gemacht wird, dann zeichnet sich das ja ab, dass das deutsche Automobil so, wie wir es lieben und auch schon recht lange, es ist ja eine ganze Kultur, die da in Deutschland dranhängt, dass es das wahrscheinlich so in der Zukunft nicht mehr geben wird.
Geropp:
Ja, das kann ich gut verstehen Markus, vor allem, wenn ich mir überlege, dass dann immer geschaut wird zum Beispiel in der Automobil-Industrie, ja dann machen wir halt ein Elektroauto, aber das ist ja nur kleiner Schritt. Es geht ja um ganz andere Geschäftsmodelle noch. Richtig?
Klug:
Es ist ein ganz anderes Geschäftsmodell. Es ist ein anderes Gehäuse und man sieht das ja auch schon im Car-Sharing-Bereich. Also ich stelle mir die Zukunft so vor, dass es voll automatisierte Autos sind und nur noch Menschen, die relativ wohlhabend sind, können sich dann so ein Auto kaufen.
Also wie heute Limousinen im höheren Preissegment. Ansonsten werden diese Autos geteilt. Die werden also anders auch ausgelastet. Das heißt, man steigt dann in so ein Auto ein, fährt eine gewisse Strecke und dann steigen andere Personen wieder ein. Und dann ist das Ganze auch voll automatisiert. Vielleicht kann man sich dann noch entscheiden, ob man noch mit Schaltung fahren will oder nicht, wenn es denn überhaupt noch ein schaltbarer Wagen ist.
Geropp:
Richtig. Und wenn er automatisch gefahren wird, ist mir das auch dann egal oder?
Klug:
Ja.
Geropp:
Was hat das für Auswirkungen auf die Menschen? Also in deinem Buch schreibst du, dass die Menschen zum Gestalter des Wandels werden müssen, also neues Denken und Arbeiten entwickeln müssen, damit sie mit diesen Veränderungen, mit dieser Digitalisierung mithalten können.
Was ist aus deiner Sicht da wichtig für den Einzelnen und zwar egal, ob es sich um Unternehmern handelt, um einen Selbstständigen oder ob es ein Angestellter ist?
Klug:
In Deutschland ist es immer so ein bisschen gefährlich die Denke, finde ich, weil wir halt in einem relativen Wohlstand leben. Da spricht man ja teilweise sogar noch vom German Job Wunder, selbst heutzutage noch. Und wenn man sich diese radikalen Wandlungsprozesse anschaut, die da auf uns zukommen werden in den nächsten 10, 20 Jahren, dann kann man nicht mehr von einem German Job Wunder sprechen. Das heißt also, wenn wirklich ein radikaler Struktur und Systemwandel kommt, und der kommt, der ist schon voll im Gange, dann sind die Folgen viel gravierender, als sich das heute viele Menschen vorstellen.
Und das bedeutet auch, dass die Tradition der Erwerbsarbeit, also der Begriff von Erwerbsarbeit, der an dieser Tradition hängt seit ungefähr 250 Jahren in Deutschland, dass es diese Art von Erwerbsarbeit so, wie wir sie bis jetzt gekannt haben, nicht mehr geben wird. Und jetzt kommt das Entscheidende. Viele Menschen sind nicht auf die Situation eingestellt sich selber Arbeit zu schaffen.
Das heißt also auch kreieren, Arbeit kreieren, wie das ja teilweise Solopreneure machen, du jetzt beispielsweise auch. Schon einige Menschen in Deutschland machen das so. Ich meine das jetzt nicht nur als Unternehmer, der jetzt irgendwie ein mittelständisches Unternehmen leitet oder gar einen Konzern, sondern auch ein kleineres Unternehmen bis hin zum smarten Selbstständigen.
Das ist ja so, du kannst eigene Bücher heute gestalten. Du kannst den Vertrieb auch auslagern. Du brauchst da keinen Verlag mehr für. Das gleiche kannst du im Podcast-Bereich machen. Das Gleiche kannst du im Video-Bereich machen. Das heißt, letztendlich kannst du Arbeit selber kreieren und dann arbeitest du eigentlich, wie ein Künstler, zu mindestens ein Stück weit. Und genau das meine ich mit Gestaltung von Arbeit.
Geropp:
Ja, das verstehe ich. Ich sehe das in ähnlicher Weise. Meine Befürchtung bei einer Gesellschaft, wie wir die sind, ist, dass das eine extreme Veränderung für viele Menschen bedeutet und dass es da nicht 10 oder 20 Prozent gibt, die da nicht mitmachen oder mitmachen können zurzeit, sondern dass es die Mehrheit ist, die diesen Veränderungen diesen Sprung, dass ich sage, ich suche mir selbst Arbeit, ich werde quasi mein eigenes kleines Unternehmen, dass die das nie gelernt haben, so überhaupt zu denken, dass es da auch/
Klug:
Also noch radikaler. Ich suche nicht Arbeit, sondern ich konstruiere Arbeit selber.
Geropp:
Was ist genau der Unterschied für dich dabei?
Klug:
Also ich mache das immer fest am Beispiel EBook. Es findet ja gerade ein destruktiver Prozess im Verlagswesen statt. In Deutschland noch nicht so stark. Die sind da noch teilweise, die größeren Verlagshäuser hinterm Mond. Man sieht es aber schon ein Stück weit bei Matthias Matting zum Beispiel die Selfpublisher-Bibel.
Der beschäftigt sich ja sehr intensiv mit dem Thema. Es gibt jetzt auch schon größere Preise für Selfpublisher, wo halt vor ein paar Jahren Selfpublisher noch so angesehen worden sind, das sind irgendwelche Dilettanten, die Bücher machen. Und im amerikanischen Raum sieht man halt auch schon viele Professionelle, die in diesen Bereich übergehen und das bedeutet ja im Grunde genommen, dass du das alles selber gestalten kannst. Du kannst zwar auch viele Dinge auslagern, aber letztendlich brauchst du dafür keinen Verlag mehr und das finde ich wirklich radikal.
Geropp:
Also der Mittelmann wird quasi rausgenommen. Das bedeutet aber, dass ich wirklich, deswegen meinte ich das vorhin, ich muss hier dann unternehmerisch tätig sein, selbst wenn ich ein Selbstständiger bin. Ich muss diese Denke haben, was kann ich machen, damit ich anderen nutzen kann? Nur dann, wenn ich anderen nutzen, wenn ich in den Augen der anderen einen wahrgenommenen Nutzen liefere, nur dann werde ich erfolgreich sein.
Und diese Denke, die hat das Großteil der Leute nicht. Die sagen, ich werde für Arbeit bezahlt, ich werde für Stunden bezahlt, vielleicht für Leistung, aber ob die Leistung jetzt einen Nutzen bietet oder nicht, da sage ich, ja natürlich bietet die einen Nutzen. Nein, Nutzen bietet sie nur, wenn jemand bereit ist dafür Geld zu bezahlen und da sehe ich ein großes Problem.
Klug:
Also ich sehe das so ähnlich wie du. Also entweder erleben wir eine radikale Aufspaltung des Arbeitsmarktes in der Zukunft mit circa 50 Prozent Arbeitslosen. Darunter übrigens auch viele Akademiker. Das ist ja das nächste Denkklischee, dass man meint, dass da nur jetzt einfache Büroarbeiten beispielsweise von betroffen sind, das geht ja hoch zu Juristen, zum mittleren Management bis hin zu Piloten. Also das geht ja viel weiter. Das ist ja der nächste Punkt dabei.
Und dann ist natürlich die Frage, was kann man dagegen tun, dass es zu einer solchen radikalen Aufspaltung kommt. Entweder hast du dann die Freelancer, die hast du ja gerade schon angesprochen. Das heißt, die haben dann nur noch teilweise Arbeit. Es gibt ja auch schon diese, so nennt man das ja, diese Gig-Economy. Das bedeutet, dass man auf irgendwelchen größeren Plattformen als Freelancer international Jobs macht, auch teilweise für kleinere Unternehmen, Solopreneure, die sehr erfolgreich sind, die suchen sich dann jemand, der das Redigat für deren Buch macht, die meinetwegen ein Video schneiden, die auch die Marketingarbeit machen. Das findet ja schon alles statt. Und da ist halt die Frage, was wir heute schon unternehmen können, um vielleicht gegen diese Tendenz etwas zu machen.
Geropp:
Aber glaubst du nicht, dass es also auch in Zukunft, also in 10 oder 20 Jahren noch genügend normale Unternehmen geben wird, die sagen, wir brauchen aber Mitarbeiter, die müssen sich halt verändern, weil die Arbeit sich verändert. Sie muss mehr selbstständig, vielleicht dezentralisierter sein, aber es wird nach wie vor noch diese Angestellten geben oder bist du da anderer Meinung?
Klug:
Also ich bin ja nicht das Orakel von Delphi, aber was ich schon sehe, ist, dass der innere Kern eines Unternehmens schmilzt. Also das mag vielleicht bei Konzernen anders sein, da kann ich nicht so viel zu sagen, das kenne ich nur aus Interviews.
Zum Beispiel mit Thomas Sattelberger habe ich ein Interview zu dem Thema geführt. Also zu Konzernwelt kann ich zwar einiges sagen theoretisch aus Studien und Büchern, aber nicht praktisch. Zu kleineren bis mittelgroßen Unternehmen auch praktisch. Da sieht man halt zumindest, dass es Finanzen und Strategie gibt.
Also es gibt halt eine Konzentration auf bestimmte Bereiche und da glaube ich schon oder bei hoch spezialisieren Kräften, ich spreche dann auch vom Hochleistungsangestellten, so bezeichne ich das, diese Leute müssen sich, glaube ich, in Zukunft keine Sorgen machen. Ebenso auch nicht internationale Projektmanager, die international unterwegs sind, auch das nicht.
Aber es sind halt hoch spezialisierte Arbeitsformen und die äußeren Schalen der Unternehmen, die werden zunehmend mehr flexibilisiert, glaube ich. Und dann hat der Angestellte der Zukunft ist nicht mehr der Angestellte von heute. Ich würde behaupten er hat bei weitem nicht mehr die Rechte, die er heute noch genießt, was Rentenvorsorge, Krankenversicherung und so weiter anbelangt. Man sieht es ja auch schon an der Rente, der Rentenbegriff ist längst überfällig, den wir noch haben.
Geropp:
Was empfiehlst du denn den normalen Angestellten, die das jetzt hören, wie sie sich verhalten sollen?
Klug:
Ich bin ja selbst Angestellter gerade noch. Ich arbeite zu 65 Prozent an einem Forschungsinstitut für Demenzforschung, bin da sozusagen als Blogger und als Formatentwickler angestellt. Das heißt, ich mache dann für das Institut Blog, die Videos, Podcast und so weiter. Worauf ich jetzt hinaus will, ist, du kannst heute als Angestellter neben deiner Anstellung beispielsweise als ja man nennt das ja Sidepreneur, also du kannst halt schon ausprobieren, gerade wenn du gerne Wissen vermitteltest, wenn du halt gerne Dinge erklärst, solche Dinge machst und wenn du auch ein Thema hast, mit dem du dich ganz gut auskennst, dann kannst du dir was neben der Arbeit aufbauen. Ich habe das noch gestern gehabt, weil ich das als nächstes machen werde.
Bis Ende des Jahres habe ich auf Udemi geguckt, das ist ja eine große US-amerikanische Plattform für Bildung, die auch seit ein paar Jahren im deutschen Markt Fuß fasst und da war so ein ehemaliger Angestellter, der hat halt so Web-Kurse für Programmierung hat der gemacht und der hat sich neben seiner Anstellung in einem halben Jahr so 20, 30.000 Euro Umsatz generiert nur mit den Kursen auf Udemi.
Und das hat mich erstaunt. Das waren gar nicht viele, das waren fünf Kurse. Klar, da kommt das Marketing dazu und dass man sich halt auch mit diesen Prozessen ein Stück weit auskennt, aber man hat heute diese Möglichkeiten, die man früher so, glaube ich, nicht gehabt hat. Im Moment gibt es da noch eine Tür. Also bei Udemi ist das zum Beispiel so, dass es noch viele Bereiche gar nicht gibt für den deutschsprachigen Raum. Gestern hat der zum Beispiel, meinte der, das Thema Motivation ist noch gar nicht bearbeitet worden. Ja, da gibt es zwar auf Englisch sehr viele Seminare, Online-Seminare und Videotrainings zu, aber im deutschsprachigen Raum noch fast gar nichts. Das heißt also, da hat man zu mindestens gerade noch, finde ich, viele Möglichkeiten.
Geropp:
Ja. Das bedeutet aber, dass sich ein normaler Angestellter, der jetzt einen normalen Job hat, quasi in seiner Freizeit dafür interessieren müsste, um sich damit zu beschäftigen. Ich befürchte, das werden nur ein kleiner Bruchteil sein. Das heißt, da laufen wir auf einen ziemlichen Knall hin.
Klug:
Ich glaube das auch. Aber der Punkt ist ja dabei, wenn wir mehr Menschen haben, die selber Arbeit kreieren und wenn es in ihrer Freizeit ist oder neben ihrem Angestellten-Job, weil das war ja deine Frage, dann gibt es auch zunehmend mehr ein anderes Bewusstsein für die Frage der Zukunft der Arbeit letztendlich, weil wenn wir in Zukunft nicht mehr diese Form von Erwerbsarbeit haben, wie wir die heute noch haben, das ist genauso, dass wenn ich keinen Job habe gerade, wenn ich arbeitssuchend bin, dass ich auf irgendwelche Plattformen gehe, wie Monster und Co. und nach einem Job suche, auch das wird sich ja alles radikal verändern. Das heißt, also die Vorstellung, dass ich immer irgendwo schauen kann, wo ich irgendwie Arbeit finde, die ist ja eigentlich total passiv.
Geropp:
Ja. Gebe ich dir recht. Wie schon gesagt, ich bin jedes Mal fast betrübt, wenn ich die Zahlen sehe. Ich bin ja von Haus aus Ingenieur und ich halte Vorträge auch bei den Studenten, die sich für so Entrepreneurship interessieren.
Und da frage ich dann immer nach, was glaubt ihr denn, wie viel Ingenieure momentan in irgendeiner Weise unternehmerisch tätig sind, also nicht angestellt sind, egal ob selbstständig, ob ein Unternehmen leiten oder sonst was? Und da kommt ja 10, 20 Prozent. Nein, es sind weniger als 3 Prozent. Das heißt, das ist extrem gering. Und gerade bei den/
Klug:
Das ist ja unglaublich. Das wusste ich nicht. Aber da siehst du das auch wieder diese Entwicklung. Das ist wirklich krass, was da auf uns zukommt.
Geropp:
Richtig. Und deswegen finde ich das so erschreckend, dass viele das noch gar nicht mitgekriegt haben, was sich da verändern wird. Du hast es eben schon gesagt, wenn jetzt jemand aber unternehmerisch tätig ist, der baut auch, ich glaube, das ist vor allem bei den kleinen Unternehmen dann immer noch Leute geben wird, wo dann der Entrepreneur sagt, so ich bin selbst momentan so in der Lage, jetzt wird mir das alles ein bisschen viel, ich automatisiere viel.
Irgendwann sagst du, aber so jetzt arbeite ich mit Lieferanten zusammen, aber irgendwann hole ich mir dann doch Mitarbeiter. Was für Mitarbeiter wird das in der Zukunft sein, für die kleinen und mittelständischen Unternehmen? Was für Charaktere oder Persönlichkeiten werden diese Angestellten sein, die man dann hat im Vergleich zu dem, die man heute noch hat? Was müssen die mitbringen?
Klug:
Ich glaube, das viele Angestellte in der Zukunft wie Freelancer arbeiten werden. Also das sieht man ja, Ingenieursbereich hast du gerade schon als Beispiel genannt. Es gibt auch viele andere Beispiele, wo sich das schon ein Stück weit abzeichnet. Ich habe das auch schon im Bekanntenkreis gehört von Designern, die teilweise für eine Automobil, für eine Handyfirma arbeiten, genau das war das Beispiel und die dann nur so Sechs-Monats-Verträge haben und teilweise auch, wenn es um die Krankenversicherung oder so manche Dinge, die früher völlig klar waren, wo die das auch teilweise selber abführen müssen. Und da sieht man ja eigentlich schon so, wohin die Reise teilweise geht.
Geropp:
Also ich denke, dass da unsere Gesellschaft nicht für bereit ist. Das wird dann einen ziemlichen Knall geben beziehungsweise die Politik wird da wahrscheinlich dann, da gibt es ja dann auch Grundeinkommen. Diese Diskussion darüber, um das Gros der Leute da abzusichern über einen Übergangszeitraum zu mindestens. Das wird noch schwierig, glaube ich.
Klug:
Das wird auch nicht anders funktionieren. Es gibt ja bereits auch schon Unternehmer im Silikon Valley, die für das bedingungslose Grundeinkommen plädieren. Sie wissen ja auch genau, warum sie das machen. Nicht, weil das so große Menschenfreunde sind, sondern irgendjemand muss ja noch die Produkte weiter kaufen.
Geropp:
Ja, da hast du Recht.
Klug:
Das wird ja sonst schwierig. Auch volkswirtschaftlich sehe ich da ein Problem. Also ich sage mal, so der Volkswirtschaftler in mir, der sagt mir irgendwie, „Markus, das kann doch nicht so funktionieren.“ Also wie soll das funktionieren, wenn jetzt 50 Prozent aller Menschen keine Arbeit mehr haben? Also ich meine, der wirtschaftliche Schaden insgesamt, volkswirtschaftlich betrachtet, der wäre ja immens.
Geropp:
Ich würde gerne noch mal zurückkommen auf die Frage, welchen Unterschied wird es in zehn Jahren noch mal machen jetzt von der Art der Denke der Leute her, die als Angestellte tätig sind. Du sagst, okay, es wird mehr Freelancer sein. Das heißt, die müssen stärker noch darauf achten, was für einen Nutzen bringe ich für das jeweilige Unternehmen. Sie müssen lernen sich zu verkaufen, beispielsweise, was man jetzt als Angestellter nur braucht, wenn ich halt meinen Job mir suche und danach ist alles gut. Oder wie siehst du das?
Klug:
Also verkaufen ist, glaube ich, eine Schlüsselqualifikation. Wir haben das ja auch gemerkt, als wir jetzt unser Sachbuch selbst aufgelegt haben, das haben wir jetzt so irgendwie 300 Mal verkauft und um das jetzt zum Beispiel als Bestseller zu platzieren auf Amazon, das wäre jetzt zum Beispiel das nächste Ziel, da ist Verkaufen und Marketing, das sind zwei Schlüsselkompetenzen.
Also wenn man sich nicht damit auseinandersetzt, also man kann ja sagen, ich möchte, aber ich glaube, ich mag das nicht, aber ob man das will oder nicht, man muss sich das halt aneignen. Ich kann das auch gut verstehen, dass man da gewisse Aversionen vor hat, aber ist auch immer die Frage, welche Perspektive man auf das Thema Verkaufen wirft. Ich finde, wenn man ein eigenes Produkt hat, dann geht das viel leichter von der Hand, als wenn das ein Fremdprodukt ist beispielsweise. Aber ich denke auch so, wie du, dass es eine sehr wichtige Eigenschaft ist, also Verkaufen auch in Zukunft als Angestellter. Es gibt ja auch diese Portfolio-Laufbahn bereits heute.
Das heißt, das sind Leute, die teilweise als Angestellte arbeiten. Dann mal als Freelancer. Dann als Selbstständige. Also die Formen, die wechseln schneller. Bis hin zum Angestellten, der gleichzeitig noch Sidepreneur ist, der neben seiner Anstellung meinetwegen eigene Produkte entwickelt und testet, ob die funktionieren und vielleicht dann, wenn das gut läuft, irgendwann auch ganz als Selbstständiger arbeitet. Ich glaube, das ist auch so ein neues Phänomen, auf das wir da uns einstellen sollten. Dass man häufiger wechselt. Dass es nicht mehr so fixe Formen geben wird.
Geropp:
Was hat sich, deiner Ansicht nach, wird sich verändern in der Schule und in der Bildung in den nächsten Jahren? Wie wird das da aufgenommen und was müssen dann eigentlich die Kernfähigkeiten sein, die Schüler und Studenten lernen oder sich aneignen müssen?
Klug:
Also erstmal ein produktiverer Umgang mit Angst, würde ich unbedingt sagen, weil in Deutschland ist ja immer das Sicherheitsthema das größte Thema meines Erachtens nach wie vor. Deutschland ist das Land der Sicherheitsdenker. Es dreht sich alles um Sicherheit und noch können wir natürlich auch diese Sicherheit so hoch halten, weil noch steht Deutschland, sage ich mal, im Vergleich zu anderen Ländern in Europa, wirklich hervorragend da wirtschaftlich, aber das wird sich definitiv auch in Deutschland ändern und dann ist natürlich der Punkt, wenn man dann als Student, als Jugendlicher, als Kind, das in diese Welt hinein kommt, das sich entwickelt, das sich bildet, gebildet wird auch zum Teil.
Was sind die Fähigkeiten, die ein Mensch mitbringen sollte oder entwickeln sollte, der in einer wesentlich flexibleren, unsicheren Wirtschaft groß wird, in einer Netzwerk-Ökonomie. In der Zukunft noch viel mehr als heute, in der Teamarbeit mehr zählt. In denen es unterschiedliche Arbeitsformen gibt, die auch sehr häufig wechseln können, in der auch unternehmerisches Denken, Verkauf, Marketing, diese Fähigkeiten auch alle gefragt sind. Das ist ja meines Erachtens ein ganz anderes Set von Skills, was wir da haben, als das früher der Fall gewesen ist. Und da ist die Frage, wie kann man Menschen auf so eine Netzwerk-Ökonomie überhaupt vorbereiten.
Geropp:
Ja vor allem, weil die meisten Lehrer, auch die Professoren sind ja verbeamtet häufig. Das heißt, die sind genau in der anderen Richtung eigentlich extrem unterwegs. Jetzt sicherlich nicht alle, aber das Gros hat ja vielleicht auch mit zum Teil deswegen diesen Beruf ergriffen, weil es eine hohe Sicherheit bietet. Das heißt, und die können gar nicht über diese unternehmerischen Sachen dann groß sprechen eigentlich, weil sie gar nicht die Erfahrung damit haben oder?
Klug:
Ja, also das sehe ich genauso. Also ich finde es schwierig, wenn man verbeamtet ist, dann Kindern und Jugendlichen oder Studenten beizubringen, was die Schlüsselqualifikation in einer Netzwerk-Ökonomie sind. Also das funktioniert definitiv nicht, meiner Meinung nach. Zumal, du hast es ja gerade angesprochen, was ganz wichtig ist, sind halt die praktischen Erfahrungen.
Ich will die jetzt nicht total fokussieren, weil das auch so eine Ideologie heutzutage ist, dass man immer nur das Machen und das unternehmerische Denken in den Vordergrund stellt. Das ist ja so eine andere, also das Silikon Valley Mindset, da geht es ja in diese Richtung. Aber ich glaube sehr wohl, ohne praktische Erfahrung und ohne dass man halt auch unternehmerisch mal tätig gewesen ist und auch mal mitbekommen hat, wie das ist, wenn man eben nicht verbeamtet ist, wenn man häufiger den Job gewechselt hat, wenn man diese Erfahrungen auch gemacht hat, kann man ja im Grunde genommen nicht viel darüber sagen.
Geropp:
Ich habe das bei anderen jetzt mitgekriegt, auch bei Hochschul-Professoren, die dann gesagt haben, okay, wir holen uns von außen für bestimmte Vorträge Leute rein, um so ein bisschen die Sachen reinzubringen. Das fand ich schon sehr hilfreich. Markus, so ein bisschen abschließend, es ändert sich extrem viel durch die Digitalisierung. Ich merke es bei mir auch dran, dass ich beispielsweise immer mehr abgelenkt werde.
Also auch selbst, wenn man selbstständig ist, eine große Schwierigkeit ist, den Fokus zu behalten. Wie gehst du persönlich mit dieser permanenten Ablenkung, zum Beispiel durch social Media um? Was tust du, um, sagen wir mal, mentale Balance zu behalten?
Klug:
Also ich finde erstmal besonders aufschlussreich, dass wir uns ja in so einem Übergangszeitalter befinden und die größte Herausforderung ist der Wechsel zwischen Aufmerksamkeit und Vernetzung. Das heißt also, wir sind mental eigentlich auf diesen Switch, auf diesen Wechsel zwischen Aufmerksamkeit und Vernetzung mental überhaupt nicht eingestellt. Das heißt, die große Herausforderung ist einerseits, konzentriert und diszipliniert zu arbeiten, andererseits offen und vernetzt. Und diese beiden Sets, die passen überhaupt nicht zusammen.
Das heißt also, jetzt auf mich persönlich bezogen, natürlich dadurch, dass ich jetzt als Angestellter beispielsweise ständig mit social Media und Bloggen und Videos und Podcasting und so weiter zu tun habe, bin ich dann natürlich auch damit ständig konfrontiert häufig Mails zu checken. Das heißt, es fehlt dann teilweise an Aufmerksamkeit. Ich wechsele die Kanäle und so weiter.
Auf der anderen Seite, wenn ich aber eigene Produkte entwickeln will, zum Beispiel so wie du jetzt so eine Podcast-Reihe, die du über so einen langen Zeitraum schon machst. Oder wenn du eigenes Buch schreibt oder ein Konzept, also Dinge, wo du dich stark konzentrieren musst für einen gewissen Zeitraum, da sind ja wieder ganz andere Fähigkeiten gefragt. Und das mache ich zum Beispiel so, dass ich mir Dinge aneigne, die das Gegenteil von der anderen Arbeit sind.
Das heißt, ich mache zum Beispiel regelmäßig Meditation. Ich habe mich zum Beispiel ausgiebiger mit MBSR beschäftigt. Das ist ja Mainfull stressed Stress Reduction, also im Grunde genommen Stress, dass man den Stress abbaut durch Meditation. Das Schöne ist bei dieser Methode, das kommt aus dem Yoga und aus der Meditation, das hat so eine Molekular-Biologe in USA entwickelt, Jean Cabatt-Cin, ursprünglich an Schmerzpatienten und das Schöne ist, du hast da sehr viel Abwechslung.
Du kannst im Sitzen meditieren. Du kannst Kurzmeditation machen. Du kannst längere Meditation machen. Du kannst im Liegen, im Gehen meditieren. Du kannst aber auch Yoga machen, wo du dich dann halt körperlich ganz anders bestätigst. Und das mache ich jetzt seit ein paar Jahren. Und das andere ist, was ich mache, regelmäßig Laufen.
Geropp:
Ja. Sportliche Betätigung, das kann ich gut nach vollziehen. Ja.
Klug:
Also ich finde, das sind so zwei Dinge, wo man, also wenn man zum Beispiel morgens früh aufsteht, sagen wir mal, du stehst um sechs Uhr auf oder um sieben und dann gehst du Laufen und wenn du dann etwas machst und am Tag, ich habe das, glaube ich, mal bei dir gehört, dass man mit der wichtigsten Aufgabe des Tages beginnt und das finde ich auch eine sehr gute Sache. Eat the Frog first.
Geropp:
Ja. Ja. Genau.
Klug:
Aber meine Erfahrung ist dabei, wenn du vorher gelaufen bist oder sowas gemacht hast, dann bist du auf jeden Fall konzentrierter auch noch bei der Sache.
Geropp:
Ja, das stimmt. Du bist auch ausgeschlafener in der Art insgesamt. Ja, das empfinde ich auch so.
Klug:
Noch ein letzter Punkt dazu. Ich würde mir das eher dann in Tagen teilen oder vielleicht sogar in Tagesabschnitte, weil du das ja ursprünglich ja gefragt hattest. Das heißt also, wenn ich viel kommunizieren muss, viel Mailings, meinetwegen viel Verkaufstätigkeit und Marketing, dann würde ich das einen halben Tag beispielsweise machen. Während ich mir die Produktionstätigkeiten, also wenn ich zum Beispiel eigene Produkte entwickle, wie Bücher, Podcast und solche Dinge, die würde ich mir dann zum Beispiel eher in den Vormittag legen.
Oder eine andere Möglichkeit ist, dass man vielleicht auch Tage dafür nimmt. Man macht zum Beispiel einmal pro Woche einen Strategie-Tag oder sowas. Das wäre auch eine Möglichkeit.
Geropp:
Also das empfinde ich auch so, gerade das mit den Tagen. Es gelingt mir nicht immer, aber das finde ich auch extrem hilfreich, wirklich einen Tag, wo man sagt, wenn es geht, alle Kommunikation da rein, dann ist der Tag halt der Kommunikationstag.
Ob das jetzt so Gespräche sind, wo ich ein Interview mit dir aufnehme oder ob das Telefonate, Verkaufsgespräche sind oder sowas, also wo man in Interaktion ist, wo man seine E-Mails hin und wieder auch abarbeitet. Und. Und. Und. Und dann, wie du sagst, so einen Tag hat, der als Strategie-Tag oder einen Produktions-Tag, wo du nur an deinem Buch schreibst oder solche Sachen. Diese Trennung von der Art der Denkweise an Projekten oder an Arbeit, das halte ich auch für sehr hilfreich. Ja.
Klug:
Aber die Wechsel werden, glaube ich, bei zukünftigen Generationen viel kürzer sein. Das heißt also, du bist dann viel mehr mental in der Lage innerhalb von einer halben Stunde, also viel schneller zwischen diesen zwei Zuständen zu wechseln. Das glaube ich schon. Wir sind jetzt noch eine Generation, uns fällt das eher schwerer das so zu machen, aber ich glaube, die Wechsel werden viel kürzer sein.
Geropp:
Okay. Also das wäre etwas, was für mich momentan extrem anstrengend wäre. Also da bin ich gespannt, ob sich das bei meinen Kindern dann so ändert. Ja. Markus, ich bedanke mich recht herzlich für das Gespräch. Hat mir viel Spaß gemacht und ich kann allen nur empfehlen, auch gerade bei deinem Podcast mal reinzuhören. Das lohnt sich wirklich, was du da zum Besten gibst, hinsichtlich der digitalen Zukunft. Herzlichen Dank Markus.
Klug:
Ja. Vielen lieben Dank, Bernd.
Das inspirierende Zitat
Es wird immer gute Gründe geben, ein Risiko nicht einzugehen. Aber wenn man immer nur macht, was in der Vergangenheit funktionierte, wird man eines Tages aufwachen und feststellen, dass man überholt worden ist.
Clayton Christensen
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