FPG 143 – Sieben Mythen der Mitarbeiterführung entzaubert!
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Jeder von uns hat Überzeugungen. Wir bilden uns unsere Meinung zu allen möglichen Themen. Mit der Zeit werden daraus feste Standpunkte.
Dazu gehören dann beispielsweise Aussagen wie:
„Geld allein macht nicht glücklich.“
„Das Leben ist schwer und anstrengend!“
„Du kannst alles erreichen, wenn Du es nur willst!“
Diese Meinungen und Beurteilungen sind häufig Vereinfachungen. Das muss nicht immer schlecht sein. Im Gegenteil: Es kann je nachdem ja durchaus helfen. Manche können sehr motivierend wirken.
Mythen, Vereinfachungen und Glaubenssätze
Überzeugungen und Glaubenssätze machen uns teilweise das Leben auch leichter, beispielsweise können wir dadurch manche Entscheidungen schneller treffen. Wir müssen nicht jedes Mal abwägen. Wir sind uns ja unserer Meinung schon sicher, wir müssen sie uns nicht erst bilden.
Wie das aber so ist mit Vereinfachungen: Sie können auch schädlich sein. Viele Glaubenssätze sind Verallgemeinerungen, die wir wie ein Naturgesetz als Wahrheit annehmen, obwohl sie doch nur unsere Meinung sind, also eine der vielen möglichen Sichtweisen auf die Welt.
Ein Glaubenssatz ist eine Meinung, die wir uns aufgrund unserer begrenzten Erfahrungen, Erlebnisse und Einsichten über die Jahre gebildet haben. Eine Meinung, die sich zu einem Standpunkt, zu einem Glaubenssatz verfestigt hat.
Beispiele für typische Glaubenssätze
„Frauen sind die besseren Autofahrer“
oder
„Frauen können nicht einparken!“
oder
„Arbeit muss Spaß machen!“
oder
„Arbeit muss keinen Spaß machen, deshalb heißt es ja Arbeit!“
Auch beim Thema Führung gibt es so einige Glaubenssätze.
7 Mythen der Führung
Heute gehe ich mal auf 7 solcher Überzeugungen zum Thema Führung ein. Mythen der Mitarbeiterführung.
Was ist davon zu halten? Wann sind diese Mythen, diese Aussagen, hilfreich und wann sind sie einfach nur falsch.
Aber Vorsicht: Natürlich bewerte ich das alles aus meiner eigenen Sicht. Denn das, was ich Ihnen hier erzähle, ist ja schließlich auch nur meine persönliche Meinung – auch ich habe dabei die Wahrheit nicht gepachtet.
Fangen wir an mit dem ersten Mythos:
Mythos 1: Sie müssen authentisch sein!
Klingt gut, aber was bedeutet das? Manche glauben, dass man dann authentisch ist, wenn man echt ist und sich nicht anpasst, also ein kleiner Revoluzzer ist. Man steht zu seiner Persönlichkeit und verhält sich auch immer so, wie man sich fühlt. Man will sich ja nicht verstellen. Das wäre ja nicht echt. – Aber ganz so einfach ist es nicht.
Wenn ich im privaten Leben gerne legere Kleidung trage, z.B. Jeans und T-Shirt, aber für einen Geschäftstermin einen Anzug mit Krawatte anziehe, bin ich dann noch authentisch?
Wenn ich verärgert bin, mir aber im Umgang mit meinen Mitarbeitern versuche das nicht anmerken zu lassen, bin ich dann noch authentisch?
Heißt authentisch sein, seine Gefühle und Launen auszuleben und dadurch echt zu sein?
Nein. Jemand wird dann als authentisch wahrgenommen, wenn er sich selbst kennt, wenn er sich mit sich selbst beschäftigt hat und seine Werte kennt, die ihm wirklich wichtig sind. Ein authentischer Mensch kennt auch seine Stärken, Schwächen und nimmt seine Gefühle bewusst wahr. Dadurch kann er sein eigenes Verhalten steuern. Er ist Herr seines Handelns.
Einem solchen Menschen ist klar, dass er im Leben verschiedene Rollen spielt und dass ein gewisses Verhalten in diesen Rollen nötig, erwartet oder günstig ist. Wenn von ihm in einer solchen Rolle allerdings Dinge verlangt werden, die seinen wichtigen Werten widersprechen, dann wird er sich verweigern. Dann zeigt er Rückgrat. Und das macht ihn echt bzw. authentisch.
Wenn es also seinen wichtigen Werten nicht widerspricht, bei bestimmten Anlässen adäquat gekleidet zu sein, dann hält er sich an diese Konventionen. Er geht den Kompromiss ein und wird trotzdem als echt und authentisch wahrgenommen.
Mythos 2: Sie müssen Ihre Mitarbeiter motivieren!
Wenn Sie Mitarbeiter beschäftigen, die reine Routinearbeiten erledigen, also z.B. Fließbandarbeit mit immer dem gleichen Handgriff, – dann sollten Sie sich wahrscheinlich schon Gedanken machen, wie sie die bei der Stange halten, wie Sie die motiviert bekommen solche Arbeiten auszuführen.
Nur solche einfachen Routinearbeiten werden immer mehr von Maschinen übernommen. Unsere Unternehmen brauchen heute Mitarbeiter, die kreativ sind, eigenverantwortlich und die mitdenken. Wir brauchen Mitarbeiter, die selbst motiviert sind: intrinsisch motiviert. Da hilft keine extrinsische Motivation wie Bonuszahlungen oder Bestrafungen. Im Gegenteil: extrinsische Motivation schadet bei solchen Tätigkeiten.
Intrinsisch motivierte Mitarbeiter sind aus sich heraus motiviert. Sie zeichnet aus, dass Sie an einer Aufgabe selbständig mit möglichst hohem Maß an Freiraum arbeiten wollen, sie wollen an der Aufgabe wachsen und immer besser werden, in dem was sie tun und – ganz entscheidend – das, was sie machen, muss von ihnen als sinnvoll wahrgenommen werden. Einfach nur Geld verdienen ist nicht genug.
Das Gute ist: Wird ein Mitarbeiter bei einem Unternehmen eingestellt und arbeitet für einen Bereich, in dem Kreativität und Eigenverantwortung gefordert ist, dann ist dieser Mitarbeiter in der Regel an seinem ersten Arbeitstag von sich aus motiviert. Er ist intrinsisch motiviert. Er will da arbeiten – nicht nur wegen des Gehalts. Er hat sich dafür entschieden.
Das Problem ist: Die meisten dieser Mitarbeiter werden mit der Zeit demotiviert – und zwar durch Bürokratie, Regelwut und falsches Verhalten von Führungskräften. Diesen Mitarbeitern wird beispielsweise durch kleinliche Vorgaben, fehlendes Vertrauen in sie und überbordende Kontrolle der Spaß an der Arbeit verdorben. Schade.
Deshalb: Müssen Sie Ihre Mitarbeiter motivieren? Das ist die falsche Frage. Stattdessen:
Denken Sie nicht so sehr darüber nach, ob und wie Sie Ihre Mitarbeiter motivieren, sondern fokussieren Sie vielmehr darauf Ihre Mitarbeiter nicht zu demotivieren!
Dieser kleine Unterschied im Wortlaut macht einen großen Unterschied in der Realität.
Mythos 3: Vertrauen ist besser als Kontrolle!
Speziell im Führungsumfeld geht es besonders um das Thema Vertrauen. Je mehr Vertrauen ich in eine Person und in deren Fähigkeiten habe, desto weniger muss und sollte ich kontrollieren und desto mehr Zeit habe ich als Führungskraft zur Verfügung für andere wichtige Dinge.
Aber selbst wenn Sie volles Vertrauen in einen Mitarbeiter haben, sollten Sie seine Ergebnisse zumindest hin und wieder kontrollieren, also stichprobenartig. Schließlich tragen Sie nach wie vor die Gesamtverantwortung. Außerdem wie wollen Sie ihm Feedback zu seiner Arbeit geben, wenn Sie sein Arbeitsergebnis nicht zumindest hin und wieder kontrollieren?
Kontrollieren Sie aber nur Ergebnisse, nicht den Weg dahin.
Mythos 4: Kritisieren Sie Ihre Mitarbeiter immer nach der Sandwich-Methode!
Bei dieser Methode verpackt der Vorgesetzte eine negative Rückmeldung zwischen zwei positiven Bemerkungen. Er glaubt, dass sein Mitarbeiter die Kritik so besser annimmt. Schließlich ist das Negative schön eingebettet in zwei positive Aussagen.
Ich bin der Meinung, dass dies ein Trugschluss ist. Die Mitarbeiter durchschauen ein solches Verhalten. Den meisten Mitarbeitern ist es lieber, der Vorgesetzte kommt direkt zur Sache, ohne lang über das Wetter zu reden oder zu versuchen mit belanglosen Schmeicheleien auf die kommende Kritik vorzubereiten.
Bei der Sandwich Methode besteht immer das Risiko, dass die Kritik durch positiven Aussagen vorher und nachher verwässert wird. Auch kann es passieren, dass die vielleicht wirklich ehrlich gemeinten positiven Botschaften vom Mitarbeiter gar nicht mehr ernst genommen werden. Er kennt ja das Sandwich Verfahren.
„Das macht mein Chef immer so, wenn er mich kritisieren will.“
Der Mitarbeiter geht deshalb davon aus, dass die positiven Botschaften am Anfang und Ende des Gesprächs nicht ehrlich sind und nur Mittel zum Zweck sind.
Dabei ist doch entscheidend, dass die Kritik vom Kritisierten als wertschätzend wahrgenommen wird – als ehrlicher Versuch zu unterstützen, damit sich der Kritisierte verbessern kann.
Konstruktive Kritik ist immer respektvoll und einfühlsam. Dann muss sie nicht in positive Aussagen verpackt werden, die mit der eigentlichen Kritik nichts zu tun haben.
Mythos 5: Widersprechen Sie nie Ihrem Chef in der Öffentlichkeit!
Sie können Ihrem Chef unter vier Augen klar machen, dass er sich aus Ihrer Sicht falsch verhalten hat oder eine falsche Entscheidung getroffen hat. Machen Sie das aber nie vor Anderen.
Das ist die übliche Denkweise und ich glaube, sie ist auch richtig – jedenfalls fast immer.
Aus meiner Sicht gibt es aber 2 Situationen, in denen Sie diese Regel brechen müssen:
- Wenn Ihr Chef einen Ihrer Mitarbeiter zu Unrecht vor anderen beschuldigt, dann müssen Sie einschreiten. Das dürfen Sie nicht auf sich beruhen lassen. Da müssen Sie Flagge zeigen, selbst wenn das Ihrem Chef wahrscheinlich nicht gefällt.
- Wenn Ihr Chef einen fatalen Fehler macht, z.B. in dem er in einer Rede aus Unwissenheit völligen Unsinn erzählt und Sie sich sicher sind, dass ihm das später schaden wird, dann müssen Sie versuchen ihn zu seinem Wohl zu bremsen. Es versteht sich von selbst, dass das keine einfache Situation ist und Fingerspitzengefühl erfordert. Wenn Sie das aber hin bekommen, ist Ihnen Ihr Chef langfristig dankbar.
Es gibt also durchaus Ausnahmen von der Regel: Wider sprechen Sie nicht Ihrem Chef in der Öffentlichkeit!
Mythos 6: Als Führungskraft müssen Sie ernsthaft wirken!
Viele denken, wer seriös und ernsthaft wirken möchte, der kann es sich Lachen und Humor nicht leisten. Das passe nicht zusammen.
„Schließlich wird hier bei uns ernsthaft gearbeitet. Wir sind hier nicht da, um Spaß zu haben. Das machen Sie bitte in Ihrer Freizeit!“
Das ist Unsinn. Natürlich lassen sich Seriösität und ernsthaftes Arbeiten mit Lachen und Humor vereinbaren.
Erfolgreiches Management und eine Prise Humor gehören meiner Ansicht nach zusammen. Schließlich ist Humor eine der wirkungsvollsten Mechanismen der Kommunikation. Wer ihn einsetzt, wirkt sympathisch und kompetent.
Wer kreativ ist, denkt über den Tellerrand. Er überschreitet Grenzen. Genau das passiert beim Lachen. Wer Humor zeigt, durchbricht eingefahrene Denkmuster. Wer Humor hat, ist auch kreativ.
Aber Vorsicht: Sich über andere lustig machen, Spott und Zynismus haben nichts mit Humor zu tun. Um humorvoll zu sein, müssen Sie eine menschliche Einstellung gegenüber den Mitmenschen haben. Sie sollten über sich selbst lachen können.
Mythos 7: Zum Führen muss man geboren sein!
Also, ich denke, dass fast jeder Führung lernen kann. Die Frage ist eigentlich nicht, ob man es lernen kann, sondern ob man das wirklich will.
Ich kann lernen mit einem Computer umzugehen. Ich kann lernen Word oder Excel einzusetzen. Das ist eine Beherrschung einer Technik.
Sowas gibt es auch bei Führung. Ich kann Führungstechniken lernen. Aber hinter Führung verbirgt sich ja mehr. Wer führen will, muss über sich selbst nachdenken, muss sich selbst kennen und führen lernen. Das kann ein schmerzhafter Prozess sein, da ich mich mit meinen eigenen Stärken und vor allem Schwächen konfrontiert sehe.
Ich muss mich fragen: Habe ich das Bedürfnis zu führen? Bringe ich die Haltung mit, die Motivation zu führen? Habe ich den Gestaltungswillen etwas zu verändern und Entscheidungen zu treffen? Habe ich bis zu einem gewissen Grad zumindest den Willen, Macht aus zu üben und dafür gerade zu stehen?
Das heißt, ob man gut führen kann oder nicht, das ist mehr eine Frage des eigenen Wollens. Denn es gibt ja durchaus Menschen, die wollen in bestimmten Situationen gar nicht führen. Die wollen nicht in diese Führungsrolle. Und das ist auch vollkommen in Ordnung.
Führung ist keine angeborene Fähigkeit! Führen ist ein Beruf und der kann gelernt werden.
Sind Sie in Ihrer ersten Führungsrolle?
Wenn Sie in Ihrer ersten Führungsrolle sind oder da demnächst reinwachsen und Führung lernen wollen, dann habe ich was für Sie:
Crashkurs Mitarbeiterführung ist mein Angebot an Sie, Online zu lernen, eine erfolgreiche Führungskraft zu werden.
Der Crashkurs Mitarbeiterführung beinhaltet einen praxisorientierten Videokurs mit Fragen, Aufgaben und Checklisten, mit dem Sie im Detail lernen, worauf es bei der Führung von Mitarbeitern ankommt.
Schritt für Schritt zeige ich Ihnen, wie Sie engagierte Mitarbeiter bekommen und was Sie tun müssen, um als Führungskraft von Ihren Mitarbeitern akzeptiert zu werden.
Sie lernen wann und wo Sie wollen – egal ob am PC, Tablet, iPad oder unterwegs auf Ihrem Smartphone.
Hier mal zwei Teilnehmerstimmen:
Holger Kruse gab mir als Feedback:
„… dass man Führung wie ein Handwerk lernen kann, war mir bis dato nicht in dieser Weise bewusst. Umso schöner, dass es in dieser praxisorientierten Form vermittelt wird.“
oder Ines Filz sagt:
„Eine echte Hilfe für Manager und Führungskräfte. Man erhält konkrete und pragmatische Handlungsvorschläge, die auch in schwierigen Situationen greifen!“
Wenn Sie Interesse haben, klicken Sie einfach hier. Dort gibt es weitere Infos.
Das inspirierende Zitat
„Mythen erweisen sich langlebiger als wissenschaftliche Erkenntnisse.“
Helmut Glaßl
Weiterführende Links:
- Crashkurs Mitarbeiterführung
- So funktioniert Mitarbeitermotivation
- Wann Sie vertrauen und wann Sie kontrollieren müssen!
- Humor in der Führung!
- Onboarding neuer Mitarbeiter!
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