FPG067 – Was Sie über Networken und Masterminds wissen sollten!
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Ich konnte lange Zeit mit dem Begriff Netzwerken – oder auch neudeutsch „Networking“ – wenig anfangen. Sprüche wie:
„Beziehungen schaden nur dem, der keine hat.“
fand ich banal und teilweise ungerecht. Mit dem Begriff „Networking“ habe ich meist eher Negatives verbunden, also Klüngelei, Posten-Geschacher, Vetternwirtschaft und Seilschaften. Damit mochte ich nichts zu tun haben. Mein Eindruck war:
Entweder bereichern sich da Leute auf Kosten anderer oder es werden Leute befördert nicht weil sie gut sind sondern weil sie die richtigen Leute kennen.
Ich glaube nach wie vor, dass es in vielen Bereichen auch so ist. Nur, das ist nur die eine Seite der „Networking“-Medaille. So ausschließlich negativ, wie ich es früher gesehen habe, ist es nicht. Wie mit vielem anderen auch kommt es drauf an, wie man das Netzwerken einsetzt und was man damit macht.
Was genau ist Netzwerken eigentlich?
Eigentlich ist es etwas, was jeder macht. Ich netzwerke, wenn ich Kontakte zu anderen aufbaue und pflege. Das kann im privaten genau so sein wie im beruflichen Umfeld. Der eine netzwerkt, was das Zeug hält, dem anderen reicht es völlig aus, einige wenige gute Freundschaften zu pflegen.
Der amerikanische Manager Lee lacocca sagte:
„Business ist nichts anderes als ein Knäuel menschlicher Beziehungen“.
Besonders als Selbstständiger oder Unternehmer ist es deshalb günstig, wenn ich ein möglichst guter Networker bin. Schließlich gibt es viele Vorteile, wenn man gut netzwerkt.
Viele tun es, um Aufträge zu generieren, mit neuen Kunden in Kontakt zu kommen oder – als Angestellter – um die richtigen Leute zu kennen, die sich später mal bei der Beförderung als nützlich erweisen können. Da ist schon eine gewisse Grauzone zur Klüngelei gegeben.
Klüngel
Wikipedia sagt dazu:
„…Als Kölner Klüngel, Kölscher Klüngel oder einfach Klüngel wird in Köln, und mittlerweile auch im allgemeinen Sprachgebrauch, ein System auf Gegenseitigkeit beruhender Hilfeleistungen und Gefälligkeiten bezeichnet…
Das verdeckte Zusammenwirken in kaum kontrollierbaren nicht-öffentlichen Beziehungsgeflechten kann zur Vermischung von gesellschaftlichen, politischen und unternehmerischen Interessen führen und somit die Grenze zur Korruption leicht überschreiten…“
Ich möchte im Folgenden gar nicht näher auf diese Grauzone eingehen. Stattdessen will ich lieber auf positive Aspekte beim Netzwerken eingehen, die nicht direkt mit Aufträgen oder Empfehlungen zu tun haben. Es gibt da noch viele andere, häufig unterschätzte Vorteile beim Networken.
Vorteile guten Netzwerkens
Beispielsweise: Sie erhalten Feedback zu eigenen Ideen. Beim Netzwerken bekommen Sie Tipps, neue Ideen. Sie erweitern Ihren eigenen Horizont. Auch kann es sehr motivierend und inspirierend sein, sich mit anderen Gleichgesinnten auszutauschen, besonders dann, wenn man sich gerade in einem emotionalen Tief befindet.
Um zu Netzwerken müssen Sie aktiv auf andere zugehen. Das können Sie zum Beispiel auf Veranstaltungen tun, z.B. von Berufsverbänden, von der IHK, von Alumni Vereinigungen. Sie können auf Tagungen, Kongressen oder Messen mit anderen in Kontakt kommen. Natürlich können Sie auch online Kontakte knüpfen – über Xing, LInkedIn oder sonstige Online Netzwerke und Foren.
Den ersten Schritt machen
Wichtig dabei ist, dass Sie aktiv den ersten Schritt gehen. Sonst passiert nichts. Sie müssen aus Ihrer Komfortzone rausgehen und andere ansprechen.
Übrigens kommt es nicht darauf an, möglichst viele Kontakte zu haben. Die Qualität der Kontakte ist entscheidend.
Qualität statt Quantität
Vielleicht ist Ihnen auch schon mal auf einer Veranstaltung so ein Pseudo Netzwerker begegnet, dem es nur darum geht, möglichst vielen Teilnehmern seine Visitenkarte aufzudrängen… Der Tag war dann gut für ihn, wenn er möglichst viele Visitenkarten ausgeteilt und eingesammelt hat. – Das bringt nichts. Das ist nur oberflächlich.
Irgendwo habe ich gelesen, dass man maximal den Umgang mit 150 Personen intensiv pflegen kann. Ob die Zahl stimmt weiß ich nicht, aber was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass die Intensität, die Qualität viel entscheidender ist als die Anzahl. Auf den Punkt gebracht:
Wenn Sie 10.000 Kontakte auf XING haben, heißt das noch lange nicht, dass Sie ein gutes Netzwerk haben.
Ok, was bedeutet denn nun gutes Netzwerken?
Gutes Netzwerken zeichnet sich aus durch Offenheit und wirkliches Interesse am Anderen. Gute Netzwerker vermitteln Kontakte und stellen so Verbindungen zwischen anderen her ohne dafür etwa zu verlangen.
Einem guten Netzwerker ist klar, dass Netzwerkbeziehungen langfristig nur funktionieren, wenn beide Seiten davon etwas haben. Langfristig muss die Balance aus Geben und Nehmen stimmen. Dabei kann das Geben und Nehmen sehr weit gefasst sein: Das können Tipps oder Empfehlungen oder auch emotionale Unterstützung und kollegialer Austausch sein.
Gute Netzwerker wissen, dass die persönliche Einstellung entscheidend ist und dass es Zeit braucht Vertrauen aufzubauen. Sie bieten Hilfe an und geben gerne wertvolle Tipps, Infos und Hinweise weiter, wenn Sie gefragt werden.
Das persönliche Netzwerk ist immer individuell.
Es wächst langsam und sollte deshalb als eine langfristige Investition verstanden werden. Netzwerke bestehen aus sozialen Beziehungen, die sich nicht kaufen lassen. Netzwerk-Arbeit lässt sich nicht delegieren. Sie ist immer persönlich!
Tipps für’s Netzwerken
Für den ersten Kontakt bzw. die Kontaktaufnahme habe ich folgende Tipps, die mir bisher immer gut geholfen haben:
Machen Sie den ersten Schritt: Gehen Sie auf andere zu. Zum Beispiel auf einem Empfang oder einem Kongress: Machen Sie den ersten Schritt und sprechen Sie andere Teilnehmer an. Dabei ist gar nicht entscheidend, was sie genau sagen.
Es geht vielmehr darum ein Gespräch in Gang zu bringen, in den SmallTalk zu kommen z.B. durch in dem Sie sich beiläufig an jemanden wenden und sagen:
„Der letzte Vortragende hat die Situation unserer Branche ja sehr treffend zusammengefasst. Was meinen Sie? Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht?“
So jetzt ist der andere dran. Je nachdem wie er reagiert, erkennen Sie sehr schnell ob er an einem Gespräch interessiert ist oder nicht. Meiner Erfahrung nach sind auf Veranstaltungen, 9 von 10 Menschen froh und dankbar darüber, wenn Sie angesprochen werden und nicht einfach so rumstehen müssen.
Die meisten sind ja auf solchen Veranstaltungen, um Kontakte zu knüpfen. Nur wenige trauen sich aktiv auf andere zuzugehen. Machen Sie es anders. Probieren Sie es mal aus.
Stellen Sie Fragen
Seien Sie freundlich und stellen Sie dabei Fragen. Aber seien Sie bitte wirklich am anderen interessiert. Im ersten Kontakt ist es immer günstig, Gemeinsamkeiten zu suchen – sei es beruflich oder privat. Nur sollte man dabei möglichst stark polarisierende Themen wie Religion oder Politik ausklammern.
Ratschläge
Wenn Sie gern Ratschläge geben, tun Sie es nicht ungefragt und möglichst nicht bei der ersten Kontaktaufnahme. Hören Sie stattdessen aufmerksam zu. Lassen Sie den anderen ausreden und fallen Sie ihm nicht ins Wort.
Positives ausstrahlen
Sprechen Sie über Positives, strahlen Sie Begeisterung aus. Ach ja und sprechen Sie nie schlecht über andere.
Danke
Bedanken Sie sich immer – egal für was: Tipps, für Einladungen, für ein Gespräch. Bleiben Sie immer höflich – auch oder gerade wenn der andere eher zurückhaltend oder sogar arrogant auftritt.
Netzwerk ausserhalb des Operativen
Ich habe leider erst in den letzten 5 Jahren verstanden – nämlich seit ich wieder selbstständig bin – wie wichtig ein gutes, breit angelegtes Netzwerk sein kann. Ich habe in meiner Zeit als angestellter Geschäftsführer mich zu sehr fokussiert auf Kontakte und Netzwerke innerhalb des Konzerns und des direkten Kundenkontakts. Das war aus meiner heutigen Sicht ein Fehler.
Ich rate jedem Unternehmer aber auch jeder Führungskraft, sich auch ein Netzwerk außerhalb des operativen Umfelds zu schaffen. Dieses Netzwerk habe ich mir erst mühsam in den letzten Jahren aufbauen müssen, z.B. dadurch, dass ich auf verschiedene Veranstaltungen, Messen und Kongresse gegangen bin .
Vor allem für Unternehmer gilt: Entscheidend dabei ist, dass man nicht auf solche Veranstaltungen gehen sollte, um Kunden zu akquirieren. Es sollte vielmehr darum gehen, andere Menschen kennen zu lernen, sich auszutauschen, Gleichgesinnte zu treffen und sich dadurch weiter zu entwickeln. Es geht um den persönlichen Austausch und möglichst darum anderen zu nutzen.
Vielleicht ergibt sich dann später mit einigen wenigen eine Kooperation – vielleicht auch eine Kunde-Lieferant Beziehung. Das kann passieren, aber nach meiner Erfahrung erst nach einiger Zeit – und nur, wenn ich nicht schon von vorne herein mit der Einstellung ans Netzwerken gehe: Ich will was verkaufen!
Masterminds
Eine besondere Art des Netzwerkens sind Mastermind-Gruppen. Seit letztem Jahr bin ich begeistert davon. Was verbirgt sich hinter diesem Anglizismus Mastermind?
Ein Mastermind ist eine Gruppe von gleichgesinnten Menschen, die sich untereinander austauschen und sich dabei unterstützen ihre jeweiligen Ziele zu erreichen. Wichtig dabei: die Teilnehmer sind unabhängig voneinander – also haben keine Kunden-Lieferanten Beziehung oder Chef-Mitarbeiter Beziehung zu einander.
Bekannt geworden ist der Begriff Mastermind durch Bücher von Napoleon Hill: „The Law of Success“ und „Think and grow rich!“.
Wie funktionieren Masterminds?
Regelmässig trifft sich eine solche Mastermind-Gruppe entweder persönlich oder online. Man tauscht sich offen miteinander aus, inspiriert sich, Brainstormed gemeinsam über ein Problem oder Ideen und spricht über die eigenen Ziele und deren Erreichung.
Besonders letzteres finde ich sehr hilfreich. Jeder setzt sich Ziele und erzählt davon in der Runde. 14 Tage später beim nächsten Meeting gibt jeder darüber Rechenschaft ab, was er oder sie umgesetzt hat und wie weit man gekommen ist.
Obwohl hierbei keine Strafe droht hilft dies immens, Ziele auch wirklich anzugehen und Aktionen, die man sich vorgenommen hat, auch umzusetzen. Man legt der Gruppe über Rechenschaft ab und das hilft dabei, voranzukommen und selbstgesteckte Ziele zu erreichen.
Was mich ebenfalls fasziniert ist, welche Tipps, Anregungen und Motivation ich aus wirklich jedem dieser Meetings bisher für mich habe mitnehmen können.
Zur Zeit bin ich in zwei Mastermind-Gruppen aktiv. Die eine Gruppe ist englischsprachig mit 6 internationalen Teilnehmern, die andere deutschsprachig mit 8 Teilnehmern aus Deutschland, Schweiz und Österreich. Die Teilnehmer sind allesamt Kleinunternehmer, die sich mit Online Marketing beschäftigen. Wir treffen uns online im 14 tägigen Rhythmus.
Ablauf eines Masterminds
In beiden Gruppen ist der Ablauf eines Mastermind-Meetings sehr ähnlich. Zu Beginn erzählt jeder 2-3 min über das, was er in den letzten 14 Tagen erreicht hat, ob er das, was er sich vorgenommen hat auch umgesetzt hat etc..
Außerdem berichtet jeder von einem positiven Ereignis, oder etwas Besonderem, was gut gelungen ist oder ihm in seinem Fortkommen oder Business geholfen hat. Das kann auch ein interessantes neues Softwaretool sein, was er einsetzt oder eine Veranstaltung die ihn weitergebracht hat oder ähnliches.
Der Hot Seat!
Danach findet der Hauptteil des Meetings statt. Es wird der „heiße Stuhl“ oder „Hot Seat“ genannt. Dabei steht ein Teilnehmer im Fokus. Er berichtet von einer seinen großen Herausforderungen in seinem Business und bittet die Gruppe um Vorschläge für Lösungen. Anschließend macht die Gruppe dazu ein Brainstorming. Dazu gibt es eine 5 min Pause und jeder schreibt sich möglichst viele Ideen auf, die danach vorgestellt und gesammelt werden. Was da an tollen Ideen, Tipps und direkt umsetzbaren Lösungen raus kommt, wenn sich Gleichgesinnte über ein solches Thema hermachen, ist immer wieder faszinierend für mich.
Das Tolle dabei ist, dass ja nicht nur derjenige davon was hat, der im Hot Seat sitzt sondern auch die Teilnehmer bekommen neue Anregungen und Ideen. Deshalb sagte ich vorhin: Aus wirklich jedem dieser Meetings habe ich bisher für mich etwas gelernt oder mitnehmen können.
Unsere Mastermind Meetings enden in der Regel nach etwa 90 min. Jeder kommt noch mal kurz zu Wort und stellt seine Ziele für die nächsten 14 Tage vor.
Protokoll und Moderation
Natürlich gibt es auch ein Kurzprotokoll des Meetings, was danach an alle verschickt wird. Die Moderation und Protokollführung ist natürlich vorher festgelegt und auch wer das nächste Mal auf dem Hot Seat sitzt ist bereits 14 Tage vorher bekannt.
Die Voraussetzungen, dass eine Mastermind-Gruppe funktioniert, sind klare Regeln und das Commitment der Teilnehmer sich auch daran zu halten.
Voraussetzungen bei den Teilnehmern
Die Teilnehmer können und sollen ruhig unterschiedlich sein, aber allen gemeinsam sollte eine hohe Motivation und Zuverlässigkeit sein. Es müssen Leute sein, die etwas bewegen wollen, Ziele haben und umsetzen wollen und bereit sind zu lernen und sich zu öffnen. Sie müssen den Willen haben anderen vorbehaltlos zu helfen und dabei auch die eigenen besten Ideen offenzulegen und zu diskutieren. Nur dann funktioniert es.
Bisher habe ich nur davon gehört, dass es solche Unternehmer-Masterminds für Unternehmer und Selbstständige gibt.
Masterminds für Führungskräfte?
Eigentlich schade. Ich bin überzeugt, dass sowas auch für Führungskräfte, die sich verbessern wollen und Ziele haben, sehr sinnvoll sein kann. Es muss aber so funktionieren, dass die Teilnehmer unabhängig sind, d.h. sie sollten möglichst nicht aus dem gleichen Unternehmen kommen.
Deshalb Mastermind-Meetings sind nicht vergleichbar mit den typischen Führungskräfte-Meetings in einem Unternehmen.
Selbst wenn diese gut gemacht sind: Ein gutes Mastermind ist deutlich intensiver, es ist klarer auf den Punkt, es ist nicht politisch getrieben. Die daran Teilnehmenden sind unabhängig. Es geht um die persönliche Weiterentwicklung, es geht darum die Komfortzone zu verlassen.
Das inspirierende Zitat
„Vertrauensvolle Beziehungen entfalten sich dort, wo man ihnen Raum gibt.“
Tom Noeding
Weiterführende Links
- „Think and Grow Rich“ von Napoleon Hill
- Mehr zur Online-Leadership-Platform
- Mastermind Gruppen für Geschäftsführer
- Unternehmer Mastermind
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