fpg317 – Für wen ist Remote geeignet und für wen nicht?
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Heute geht es mal wieder um das Thema Remote Arbeiten. Ich möchte darauf eingehen, für wen Remote-Arbeit geeignet ist und für wen nicht.
Außerdem werde ich Ihnen vorstellen, wie wir bei der Geropp Leadership GmbH das mit diesem „Remote“ handhaben.
Aktueller Stand von Home-Office in Deutschland
Noch vor wenigen Jahren war Homeoffice, Remote oder mobiles Arbeiten in Deutschland eher die Ausnahme.
Im Zuge der Pandemiebekämpfung sind aber viele Mitarbeiter gezwungen gewesen aus dem Homeoffice zu arbeiten – und viele haben da Gefallen daran gefunden.
Gerade jetzt in Deutschland in Zeiten eines Arbeitnehmermarktes können es sich die meisten Unternehmen gar nicht mehr leisten, ihre Mannschaft einfach so ins Büro zurück zu beordern.
Wer gute Mitarbeiter finden und vor allem auch halten will, der kommt in den meisten Branchen gar nicht mehr drum herum, zumindest hybride Arbeitsmodelle anzubieten, also den Mitarbeitern zu ermöglichen zumindest abwechselnd von zu Hause, remote oder im Büro zu arbeiten.
Wann geht Remote überhaupt nicht?
Natürlich ist es offensichtlich, dass bestimmte Arbeiten nicht remote erledigt werden können.
Ein Produktionsmitarbeiter wird die Werkzeugmaschine nicht von zu Hause bedienen können und auch ein Ober im Restaurant wird vor Ort gebraucht und nicht im Home Office.
Aber für die meisten Wissensarbeiter und für viele Büroarbeiter ist remote oder mobiles Arbeiten nicht nur möglich, sondern häufig auch sehr sinnvoll und erstrebenswert.
Remote Vorteile
Ich will gar nicht im Detail wieder auf die ganzen Vorteile von remote Arbeiten eingehen, wie reduzierte Pendelkosten, weniger im Stau stehen, dadurch mehr Zeit, da der Weg zur Arbeit entfällt, Flexibilität, bessere Kinderbetreuung, häufig auch höhere Produktivität aufgrund weniger Ablenkung als im Büro und, und, und.
All das wird in den Medien auf und ab diskutiert.
Gleichzeitig gibt es aber eine Gegenbewegung, teilweise angeführt von großen internationalen Unternehmen, erstaunlicherweise von den Tech Riesen wie Microsoft, Meta und Apple.
Gegenbewegung
Letztes Jahr noch hat Tim Cook, CEO von Apple, in den USA die Apple Mitarbeiter zurück ins Büro beordert. Seine Aussage auf der Aktionärsversammlung war:
„Ich bin überzeugt, dass es keinen Ersatz für Treffen von Angesicht zu Angesicht gibt.“
Seine Aussage damals: Er sei sogar überzeugt, dass der Großteil seiner Mitarbeiter gar nicht erwarten kann, sich wieder in den Büros zu versammeln.
Wenn er sich da mal nicht getäuscht hat.
Mein Eindruck zumindest hier in Deutschland ist der, dass der Trend zu hybridem Arbeiten ungebrochen ist und eher zu als abnimmt. Das zeigen diverse Studien und Umfragen.
Hybrides Arbeiten ist für viele eine große Veränderung!
Aber diese Veränderung der Arbeitswelt ist kompliziert. Das soziale Miteinander, der Team Spirit, das Abstimmen von Arbeitsaufgaben, insgesamt die virtuelle Kommunikation stellt viele klassische Organisationen und Führungskräfte vor nie dagewesene Herausforderungen.
Allerdings zeigt sich aus meiner Sicht bei Remote Arbeit auf brutale Weise, also einfach nur viel schneller und viel deutlicher, ob interne Prozesse richtig aufgesetzt sind und gelebt werden und ob richtig geführt wird.
Und ja, richtig ist auch, dass Remote Arbeiten auch von den Mitarbeitern einiges abverlangt. Wer sich nicht vernünftig selbst managen und sich nicht selbst motivieren kann, der ist als Mitarbeiter für hybrides Arbeiten nicht einsetzbar.
Personios HR Studie 2023
Eine dazu passende Kernaussage findet sich in Personios HR-Studie von 2023:
„Fast 70 % der Personalabteilungen machen sich sorgen, wie sie hybride oder remote arbeitende Angestellte am besten leiten und motivieren können …“
Ich bin fest überzeugt, dass insbesondere KMUs konsequent ihren Mitarbeitern flexibles Arbeiten ermöglichen sollten. Wer das nicht tut, wird im aktuellen Arbeitnehmermarkt in den nächsten Jahren verlieren. Das ist so.
Wenn Sie sich für die Studie interessieren, einfach hier klicken.
Ein kleiner Disclaimer hier: Personio ist Sponsor dieser Podcastepisode.
Personio bietet eine ganzheitliche HR-Plattform an. Letztes Jahr besuchten mein Mitarbeiter Alex und ich Personios Headquarter in München.
Dort haben wir uns die Software mal im Detail vorstellen lassen – und waren ziemlich begeistert. In Podcastfolge 288 habe ich da schonmal detailliert drüber gesprochen.
Ich empfehle die Software gerne, weil damit alle Prozesse und Bereiche des Personalwesens erfasst und bearbeitet werden: vom Recruiting- und Onboarding über die digitale Personalakte bis hin zu Zeiterfassung und Lohnabrechnung mit DATEV.
Alles in einem System und vor allem alles zugeschnitten auf KMU’s – nicht auf bürokratisches Konzernumfeld.
Das finde ich sehr gut, denn wenn es um Remote Arbeiten geht sind funktionierende digitale Prozesse entscheidend.
Aber nicht nur die Prozesse sondern auch die Mitarbeiterführung ist entscheidend – und ganz ehrlich: Ich glaube da hapert es in vielen Unternehmen.
Wie gesagt, wenn Sie sich für die aktuellen Trends im Human Resources interessieren, empfehle ich Ihnen, sich Personios HR-Studie herunter zu laden und zwar unter personio.de/berndgeropp.
Was sind Voraussetzungen für Remote?
Ich bin fest überzeugt: 3 entscheidende Themen sind wichtig für funktionierendes hybrides Arbeiten:
- Das Unternehmen muss seine Prozesse im Griff haben
- Es muss eine gute Führungskultur etabliert haben und
- Das Unternehmen benötigt Mitarbeiter, die selbstständig agieren und Selbstverantwortung leben.
Bevor Sie sich jetzt als Unternehmer rausreden wollen und vielleicht sagen:
„Genau, das Problem ist 3. Das sind meine Mitarbeiter. Die können nämlich nicht selbstständig arbeiten.
Und Selbstverantwortung übernehmen die auch nicht und deshalb kann Remote arbeiten bei uns im Unternehmen gar nicht funktionieren.“
Na, Vorsicht. Selbständiges arbeiten und Selbstmanagement kann man lernen. Man kann es aber auch „verlernen“.
Wer sich also beschwert, dass er keine selbstverantwortlich agierenden Mitarbeiter hat, der sollte sich fragen:
- Wer hat denn die Mitarbeiter eingestellt?
- Wer hat die Mitarbeiter die ganze Zeit geführt?
Ich sage es immer wieder: Nach spätestens 2 Jahren hat jede Führungskraft genau die Mitarbeiter, die sie verdient. Und nach spätestens 2 Jahren hat jeder Unternehmer genau die Mitarbeiter, die er verdient.
Wer prägt das Unternehmen?
Wir können den Satz auch weiter führen: Nach spätestens 2 Jahren hat jeder Unternehmer genau das Unternehmen, das er verdient.
Es ist günstig so konsequent zu denken, weil dann erkenne ich als Unternehmer auch, dass es an mir liegt, etwas zu ändern.
Speziell in KMU’s prägt der Unternehmer das Unternehmen und die dort arbeitenden Mitarbeiter viel mehr als jeder andere in Organisationen.
Alles Gute und alles weniger Gute ist Resultat von vergangenen Entscheidungen des Unternehmers. Wenn also bei Ihnen aktuell alles super läuft und all Ihre Mitarbeiter remote arbeiten, herzlichen Glückwunsch.
Wenn es nicht so gut läuft, wenn Sie als Unternehmer nicht zufrieden sind mit Umsatz, Profit oder Ihren Mitarbeitern und deren Selbstmanagement, dann ändern sie etwas. Wenn Sie es nicht tun, wird sich Ihr Unternehmen und werden sich auch Ihre Mitarbeiter von alleine nicht verbessern.
Und das werden sie müssen, wenn wir uns das aktuelle Umfeld mit Rezession und Arbeitnehmermarkt anschauen.
Aber es ist so schwierig…
Viele Führungskräfte glauben, dass es ja so viel schwieriger ist, Remote Mitarbeiter zu führen.
Das stimmt aber nicht. Wenn Sie Remote Mitarbeiter führen müssen, zeigt sich nur viel offensichtlicher, ob Sie gut führen oder nicht.
Wer Mitarbeiter remote führen muss und dabei mikromanagt, schlecht kommuniziert und unkoordiniert agiert, dem fliegt sein Remote Team halt ziemlich schnell um die Ohren.
Remote Work zeigt gnadenlos typische Führungsfehler auf. Deshalb stellen Sie als Unternehmer sicher, dass Sie die folgenden Führungsprinzipien einhalten:
1. Vision und Ziele
Haben Sie eine klare Vision und Ziele. Sprechen Sie darüber, was Sie von Ihren Mitarbeitern erwarten, wo die Reise hingeht, diskutieren Sie darüber, warum Sie tun was sie tun.
Warum gibt es Ihr Unternehmen und warum ist es sinnvoll für Ihr Unternehmen zu arbeiten?
Darüber immer wieder zu sprechen hilft. Denn so haben Sie eine große Chance, dass Ihre Mitarbeiter überhaupt mal mitdenken können.
Denn mitdenken können, können Ihre Mitarbeiter nur, wenn sie wissen worum es geht – worum es Ihnen geht, worum es in Ihrem Unternehmen geht. Und wenn jemand remote arbeitet, dann sollte er das wissen.
2. Vertrauen
Geben Sie Ihren Mitarbeitern einen Vertrauensvorschub, delegieren Sie nicht nur Aufgaben sondern auch Verantwortung.
3. Kontrolle
Das bedeutet aber auch, dass Sie klar vereinbarte Ergebnisse kontrollieren und konsequent sind, wenn Regeln übertreten werden oder Ergebnisse nicht erreicht werden.
Schludern Sie da nicht, sondern sprechen Sie diese Dinge an.
4. Investition
Investieren Sie in Ihre Mitarbeiter: Zeit und Geld.
Geben Sie häufiges Feedback, machen Sie regelmässig One-on-Ones – ob vor Ort oder remote. Ja, das kostet Sie Zeit und Geld, aber ist langfristig ein sehr gutes Invest.
5. Konsequenz
Helfen Sie Ihren Mitarbeitern bei deren Weiterentwicklung.
Achten Sie aber auch darauf, sich von Mitarbeitern konsequent zu trennen, wenn die trotz vielfacher Unterstützung unselbstständig bleiben, sich nicht ändern wollen oder gar Ihnen auf der Nase rumtanzen.
Crashkurs Mitarbeiterführung
Wie Sie das im Detail umsetzen können, lernen Sie in meinem Crashkurs Mitarbeiterführung.
Wie es mit Remote bei uns läuft…
Gerne möchte ich Ihnen jetzt noch über meine persönlichen Erfahrungen mit Remote berichten, also was bei mir im Unternehmen funktioniert.
Denn in meinem Team sind wir jetzt zu viert: Simone, Alex, Ersin und ich – und wir alle arbeiten remote.
Warum funktioniert es?
Klar, wir sind ein kleines Team und ich habe bei der Einstellung meiner Mitarbeiter schon sehr deutlich gemacht, dass es kein Büro gibt und bei der Geropp Leadership GmbH nur Remote gearbeitet wird.
Das heißt: Selbstverantwortung und Selbstmanagement war also bereits eine Einstellungsvoraussetzung.
Ich glaube aber es sind noch weitere 5 wichtige Punkte, warum wir remote gut zusammenarbeiten:
1. Klare Regeln und Kanäle bei der Kommunikation
Wenn wir miteinander sprechen wollen, nutzen wir aktuell Zoom. Auch der Austausch von kurzen Meldungen erfolgt über den Zoom-Chat oder über E-Mail. Die Erwartung ist dabei nicht, dass direkt geantwortet werden muss. Geantwortet wird, wenn es passt, aber möglichst innerhalb eines Werktages.
Mit Ersin und Simone habe ich einen fixen Zoom-Termin pro Woche. Zusätzlich sprechen wir über Zoom, wenn Bedarf ist. So handhabe ich es auch seit 4 Jahren mit Alex.
Diese kurzfristigen Termine beispielsweise bei Feedbackrunden oder Rückfragen sind meist relativ kurz, 10-15 min maximal.
Entscheidend hier ist, dass derjenige, der per Zoom anruft, nicht erwarten kann, dass der andere auch drangeht. Wenn es gerade passt, ist es gut. Ansonsten meldet man sich später im Chat und vereinbart einen Termin.
Jeder von uns hat auch den Lesezugriff auf den Kalender der anderen. Dadurch ist auch besser ersichtlich, wann es am ehesten passen kann, um miteinander zu sprechen.
2. Klare Verantwortlichkeiten
Jeder meiner Mitarbeiter hat seinen Verantwortungsbereich: Alex für Marketing, Social Media und insbesondere Video und Copy Writing. Simone kümmert sich um das Community und Event Management. Ersin ist jetzt seit 1. Oktober mit dabei, unterstützt mich beim Leadership Coaching und übernimmt immer mehr die Verantwortung für bestimmte Leadership Produkte, beispielswiese unser neustes Produkt: Den Crashkurs Mitarbeiterführung.
Entscheidend bei diesen Verantwortlichkeiten: Es werden nicht nur einfach Aufgaben abgearbeitet, sondern jeder fühlt sich für seinen Bereich zuständig, verantwortlich, also bringt neue Ideen rein, bildet sich selbstständig weiter und ist bereits Experte oder entwickelt sich zum Experten für diesen Bereich.
Mein Ziel ist es, dass der Mitarbeiter nach einiger Zeit ein besserer Experte in seinem Verantwortungsbereich wird, als ich es je sein könnte.
3. Regelmässige Treffen in der realen Welt
Ich glaube, dass die Aussage von Tim Cook stimmt. Ich habe ihn ja vorhin schon zitiert. Er sagte:
„Ich bin überzeugt, dass es keinen Ersatz für Treffen von Angesicht zu Angesicht gibt.“
Nur bedeutet das für mich nicht automatisch, dass die Leute wieder zurück ins Büro müssen.
Wir machen es so, dass wir uns im Team alle 4-6 Wochen mindestens für 1-2 Tage treffen, irgendwo, wo es entweder sehr schön ist oder ein passendes Event mit verknüpft ist.
So waren wir beispielsweise Anfang November gemeinsam bei der „This is Marketing“ Konferenz in Frankfurt.
Nächste Woche treffen wir uns in Hamburg. Donnerstags haben wir da für uns intern ein Strategiemeeting und am Freitag geben Ersin und ich einen Leadership Workshop mit anschließendem Präsenztreffen für die Teilnehmer der Online-Leadership-Platform.
Und natürlich ist Simone dann mit dabei für die Organisation und Alex für die Fotos und Videos.
4. Gemeinsame Weiterbildung
Mir ist sehr wichtig, dass wir uns ständig weiterentwickeln.
Deshalb, wenn es passt, nehmen wir auch gemeinsam an Weiterbildungsprogrammen oder Konferenzen teil – sei es Online oder Offline.
So waren beispielsweise Alex und ich letztes Jahr in Los Angeles bei der VidSummit, einer Video Creators Konferenz.
Anderes Beispiel ist die vorhin erwähnte „This is Marketing Konferenz“. Auch lassen Ersin und ich uns aktuell online von Wired Heads im Vertrieb schulen, um eine auf uns und unser Geschäftsmodell passende Art des Vertriebs weiter zu entwickeln.
5. Quartalstreffen für Strategie und Brainstorming
Jedes Quartal treffen wir uns, um das vergangene Quartal Review passieren zu lassen und Ideen, Strategie und Ziele für das folgende Quartal zu besprechen.
Das passiert beispielswiese jetzt beim nächsten Treffen nächste Woche in Hamburg.
Sollten Sie das auch so machen?
So wie wir das machen, funktioniert Remote für uns. Das bedeutet nicht, dass das auch für Sie so funktionieren muss.
Jedes Unternehmen und jedes Geschäftsmodell ist anders. Ich halte es aber für wichtig, dass sich jeder Unternehmer überlegt, wie er es in seinem Umfeld hinbekommt, den Mitarbeitern Remote arbeiten zu ermöglichen.
Abschließend: Vielleicht erinnern Sie sich? Vor einigen Jahren gab es noch Leute, die sagten:
„Man muss nicht auf jeden Zug aufspringen. Das mit dem Internet das geht auch wieder weg.“
Nein, ging es nicht. Und genauso wird es auch mit Remote sein.
Weiterführende Links
Das inspirierende Zitat
„Um in einer hybriden Arbeitsumgebung erfolgreich zu sein, müssen Arbeitgeber Remote- oder Hybridumgebungen nicht nur als vorübergehende oder kurzfristige Strategie betrachten, sondern sie als Chance erkennen.“
George Penn
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