FPG 149 – Schlechte Chefs – So gehen Sie mit denen um!
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Ich habe von einer Untersuchung gehört, in der behauptet wird, dass Mitarbeiter im Durchschnitt etwa 4 Stunden pro Woche über ihre schlechte Chefs lästern.
4 Stunden pro Woche – und das ist der Durchschnitt! Was für eine Zeit- und Energieverschwendung – nicht nur für das Unternehmen – sondern vor allem für den Lästerer.
Schlechte Chefs?
So zu lästern ist nicht sinnvoll. Denn es verändert ja nichts. Aber trotzdem: viele suhlen sich regelrecht darin, wie schlecht ihr Chef ist und was für ein Idiot oder gemeiner Fiesling der ist und wie schlimm und arm man selbst dran ist, weil man ja da nichts machen kann.
„Ich würde ihm ja gern alles hinschmeißen, aber ich kann doch nicht einfach kündigen!“
Sie sollen und brauchen auch nicht zu kündigen – zumindest nicht sofort. Aber Sie sollten sich schon klar machen, dass Sie Optionen haben. Sie sind nicht machtlos!
Aber gehen wir die Sache der Reihe nach an.
4 Typen schlechter Chefs
In der letzten Podcast-Episode 148: Schlechter Chef – Was tun? habe ich Ihnen 4 Typen von schlechten Chefs vorgestellt. Wenn Sie die Folge noch nicht gehört haben, holen Sie das bitte jetzt nach. Die 4 Typen sind:
- Der anstrengende Chef
- Der inkompetente Chef
- Der empathisch minderbemittelte Chef
- Der Psychopath
Wenn Sie sich erinnern: Ich habe ihnen da auch Beispiele genannt, in denen ein Chef vordergründig als ganz schlechter Chef wahrgenommen wird, dass sich aber bei näherem Hinschauen diese Bewertung als falsch herausstellt. Eigentlich ist er ein guter Chef.
Das Problem ist, dass Sie subjektiv bewerten, ob er ein schlechter Chef ist – verständlicherweise aus Ihrer Sicht und mit Ihrer Einschätzung der Situation.
Wer entscheidet?
Sie entscheiden in Ihrem Kopf, ob Ihr Chef ein schlechter Chef ist – aber genau das sollten Sie kritisch hinterfragen.
- Liegen Ihnen wirklich alle relevanten Informationen vor, um Ihren Chef als beispielsweise inkompetent zu beurteilen?
- Sind Sie absolut sicher, dass Ihr Chef sich falsch verhält, oder könnte es auch sein, dass Sie ihn beispielsweise durch Ihr Verhalten dazu provozieren?
- Funktioniert die Kommunikation zwischen Ihnen beiden eigentlich wirklich? Kommunikation ist schließlich keine Einbahnstraße. Beide Seiten müssen sich anpassen, um sich zu verstehen, ansonsten sind Missverständnisse und eskalierende Konflikte vorprogrammiert.
Vielleicht sagen Sie sich:
„Ja, das verstehe ich alles. Ich habe mich und mein Verhalten auch wirklich hinterfragt, aber ich komme ganz klar zur Überzeugung: Mein Chef ist ein schlechter Chef.“
Jetzt kommt es drauf an, welchem Typ oder Typen von schlechten Chefs er angehört. Gehört er zu Typ 4, also den Psychopathen, dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als den Chef bzw. das Unternehmen zu verlassen.
Aber Vorsicht: Sie sollten sich da ziemlich sicher sein, dass Ihr Chef ein Psychopath und nicht nur ein leicht empathisch minderbemittelter Chef ist.
Der genaue Unterschied? Hören Sie sich hierzu die Podcastfolge 43 „Psychopathen im Management“ an. Dort habe ich die Psychologin und Profilerin Suzanne Grieger-Langer interviewt zum Thema Psychopathen.
Was tun?
Gehen wir im Folgenden davon aus, dass Ihr Chef kein Psychopath ist. Dann haben Sie verschiedene Optionen, wie Sie mit ihm und Ihrem Arbeitsumfeld umgehen:
„Love It, Change It, Leave It“
Wahrscheinlich haben Sie das schon mal gehört.
„Love It“ meint: Alles in Ordnung. Ihr Arbeitsumfeld ist super und Sie kommen mit Ihrem Chef klar: Entweder Sie haben einen guten Chef oder aber Sie haben einen Weg gefunden, mit Ihrem schlechten Chef klar zu kommen. Ihren Job lieben Sie bzw. Sie mögen ihn jedenfalls.
Woran erkennen Sie das? Ganz einfach. Wenn Sie in 4 von 5 Fällen morgens aufstehen und freuen sich darauf zur Arbeit zu gehen, dann sind Sie im Bereich „Love It“.
Change it – aber wie?
Im Folgenden gehen wir davon aus, dass Sie nicht mit Ihrem schlechten Chef klar kommen. Sie befinden sich nicht in der Rubrik „Love it“.
Sie wachen an mehr als einem Tag in der Woche morgens auf und haben keinen Bock zur Arbeit zu gehen und vor allem sich dort mit dem Chef rumzuschlagen. Tja, dann sollten Sie etwas ändern (Change It). Nur was?
Das erste, was Sie überprüfen sollten ist, ob Sie Ihre Einstellung zu Ihrem Chef ändern können. Es ist günstig, wenn Sie ihm gegenüber eine wohlwollende Einstellung einnehmen.
Wohlwollende Einstellung
Was meine ich damit? Gehen Sie davon aus, dass Ihr Chef nicht absichtlich ein schlechter Chef ist. Der steht nicht morgens auf und hat nur im Sinn, Sie zu quälen. Ganz sicher nicht. Wenn Ihr Chef sich inkompetent verhält, dann macht er das nicht, um Sie zu ärgern.
Wenn Ihr empathisch minderbemittelter Chef sich mal wieder wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt, dann macht er das nicht mit voller Absicht, um Sie oder andere zu verletzen. Vielleicht ist er überfordert, vielleicht schätzt er die Situation nicht richtig ein. Vielleicht kann er sich auch einfach nicht so in andere Personen hineinversetzen wie Sie das können.
Wenn Sie es hinbekommen seine Inkompetenz wie auch seine fehlende Empathie als ein menschliches Defizit zu sehen, dann haben Sie es leichter, denn Sie sind ja anders. Sie haben diese Stärke, diese Fähigkeiten: also Kompetenz und Empathie. Er nicht.
Helfen Sie Ihrem Chef
Also, was machen Sie mit jemandem, der gewisse Fähigkeiten nicht hat? Sie helfen ihm. Sie unterstützen ihn, damit sein Defizit nicht zu seinem und Ihrem Nachteil wirkt.
Vielleicht sagen Sie ja jetzt:
„Würde ich ja gerne, aber mein Chef hört nicht auf mich. Der lässt sich nicht von mir helfen.“
Das kann sein. Denn es kommt natürlich drauf an, wie Sie es machen. Sie müssen das schon geschickt angehen. Sie dürfen Ihren Chef nicht einfach kritisieren oder sogar vorführen oder sich als Schulmeister aufspielen.
Niemand hört gerne, dass andere ihn für inkompetent halten oder für empathisch minderbemittelt. Deshalb müssen Sie wertschätzend auf Ihren Chef eingehen – selbst wenn Ihnen das schwer fällt. Er muss Vertrauen zu Ihnen fassen, sonst bewegen Sie nichts.
Fokus auf die Beziehung
Mein erster Tipp ist: Fokussieren Sie auf die Beziehung nicht auf die Person. Was meine ich damit? Konzentrieren Sie sich auf die Situation, auf das Verhalten, auf das Problem bzw. die Problemlösung und nicht auf die Person, also den Chef.
Die Situation und die Beziehung können Sie verändern, sie können sich und Ihr eigenes Verhalten verändern. Was Sie aber nicht können ist eine andere Person verändern. Das muss die Person schon selber wollen und machen.
Sie können aber eigenes unterschiedliches Verhalten ausprobieren. Dann können Sie überprüfen, ob sich durch Ihr verändertes Verhalten das Verhalten Ihres Chefs verändert.
Vertrauen aufbauen
In Podcastfolge 65: „Den Chef führen!“ bin ich schon mal darauf eingegangen, was man tun kann, um seinen Chef zu führen. Die Voraussetzung, dass das gelingt ist: Vertrauen.
Wenn Sie wollen, dass Ihr Chef sich Ihr Feedback unvoreingenommen anhört und auf Ihre Vorschläge oder Ratschläge eingeht, dann funktioniert das nur, wenn er Vertrauen in Sie hat. Ihr Chef muss das Gefühl haben, dass Sie ihn als Vorgesetzten zu 100 % akzeptieren und loyal zu ihm stehen.
Die Einstellung zu Ihrem Chef und Ihr entsprechendes Verhalten sind entscheidend – und zwar in der Öffentlichkeit wie auch im persönlichen Gespräch – und zwar egal ob Ihr Chef dabei ist oder nicht.
Vertrauen bauen Sie auf, indem Sie gut zuhören, geduldig sind und Ihr eigenes Ego zurückstellen. Ich weiß, dass das schwer ist. Es ist aber nötig. Hilfreich dabei kann sein, wenn Sie die nicht adäquaten Äußerungen Ihres Chefs mit einem gewissen Maß an Humor nehmen. Nicht alles wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Dabei achten Sie darauf, dass Sie sich immer ruhig, höflich und professionell verhalten. Selbst wenn Ihr Chef aus der Haut fährt und laut wird, bleiben Sie gelassen. Feuer mit Feuer zu bekämpfen hilft selten.
Feedback an den Chef
Wenn sich Ihr Chef abgekühlt hat können Sie ihm immer noch unter 4 Augen klar machen, dass er sich Ihrer Meinung nach ungerecht verhalten hat oder im Ton vergriffen hat. Wenn Sie Vertrauen aufgebaut haben, weil Sie sich korrekt verhalten und ihm gegenüber immer loyal sind, dann wird er Ihnen in der Regel zumindest zuhören.
Aber reagieren Sie nicht auf jede vermeintliche Ungerechtigkeit oder jedes fehlerhafte Verhalten Ihres Chefs. Seien Sie großzügig. Überlegen Sie sich gut, wann es sinnvoll und nötig ist, etwas anzusprechen und wann nicht.
Sprechen Sie mit ihm!
Und ganz wichtig: Sprechen Sie unangebrachtes Verhalten – wenn es irgendwie geht – nur unter 4 Augen an und achten Sie darauf den richtigen Zeitpunkt zu erwischen.
Wenn Sie Ihrem Chef Feedback geben – und nichts anderes tun Sie in diesem Fall ja – ist es entscheidend, dass der andere aufnahmebereit ist.
Wenn Ihr Chef aber gerade noch bebt vor Wut oder wenn er sehr niedergeschlagen ist, weil das Unternehmen gerade einen Großauftrag verloren hat, dann ist das sicher nicht der richtige Zeitpunkt, um ihm zu sagen, dass er sich falsch verhalten hat.
Das Gespräch mit dem Chef zu suchen kann unangenehm sein. Aber richtig gemacht zahlt es sich langfristig fast immer aus. Sie sollten sich dabei auch immer vor Augen halten, dass vielen Chefs es gar nicht bewusst ist, dass Sie sich falsch verhalten haben, dass sich beispielsweise ein Mitarbeiter übergangen fühlt, verärgert ist oder eine Aussage des Chefs ganz anders aufgenommen hat, als sie gemeint war.
Es kann durchaus sein, dass Ihr Chef wirklich dankbar für das Feedback ist und es als Geschenk aufnimmt.
Als Mitarbeiter seinen Chef führen?
Der Vertriebsexperte Dirk Kreuter hat mich zum Thema, wie man den Chef führen kann interviewt. Was für einen Mindset braucht es dafür? Hier der erste Teil dieses Interviews:
und hier der zweite Teil:
5 Tipps für den Umgang mit schlechten Chefs
Im Folgenden gebe ich Ihnen 5 Tipps, die Ihnen helfen werden mit einem schwierigen Chef des Typus 1-3 gelassen umzugehen:
Tipp 1:
Beobachten Sie sich selbst in den Situationen, in denen Sie sich über Ihren Chef ärgern oder er Sie zur Weißglut bringt. Was genau macht er und wie verhalten Sie sich? Schreiben Sie das mal für sich auf: Was macht Ihr Chef? Was sagt er? Wie verhält er sich und wie reagieren Sie? Könnten Sie auch anders reagieren? Wenn ja, was glauben Sie würde passieren?
Tipp 2:
Führen Sie eine Art Tagebuch über Ihren Chef. Dokumentieren Sie , was Ihnen an Ihrem Chef nicht gefällt. Aber jetzt kommt’s: Schreiben Sie auch auf, was Ihr Chef aus Ihrer Sicht gut macht, wo er Stärken hat, Sachen, die Sie vielleicht sogar an ihm bewundern.
„Bei meinem Chef? Da gibt es nix. Das ist eine Vollpfeife. Der hat keine Stärken!“
Unsinn. Glauben Sie mir: Jeder Mensch hat Stärken. Vieles, was Sie ihm in der einen Situation als Schwäche auslegen, kann in einer anderen Situation eine Stärke sein. Geben Sie Ihrem Chef eine Chance. Bemühen Sie sich auch seine Stärken zu sehen – und zwingen Sie sich diese Stärken zu finden, zu formulieren und aufzuschreiben.
Diese Beschäftigung mit seinen Stärken und Schwächen kann Ihnen helfen eine differenziertere und wohlwollendere Einstellung zu Ihrem Chef zu bekommen. Das wiederum verändert Ihr Verhalten ihm gegenüber. So haben sie eine gute Chance, dass Ihr Chef Sie anders – nämlich positiver wahrnimmt als bisher. Vielleicht passiert das auch bei ihm einfach nur unbewusst.
Tipp 3:
Seien Sie Ihrem Chef gegenüber loyal. Lästern Sie nie über ihn vor anderen. Selbst wenn Sie glauben, es kommt nicht raus. Häufig genug kommt es raus und selbst wenn nicht: Sie werden als Meckerer als Lästerer von anderen wahrgenommen. Da ist nie hilfreich.
In Podcastfolge 65 bin ich darauf intensiv eingegangen und zwar weil ich das bei einem meiner früheren schlechten Chefs falsch gemacht habe. Ich habe mich damals falsch verhalten und war nicht loyal. Man fühlt sich vielleicht kurzfristig gut damit, aber es ist vollkommen kontraproduktiv und zerstört das Vertrauen.
Tipp 4:
Lernen Sie zuzuhören und strategisch zu denken. Arbeiten Sie an sich, zukünftige Probleme vorauszusehen oder schwierige Situationen bereits im Anflug zu erkennen. Beobachten Sie beispielsweise wie sich Ihr Chef und auch die Mitarbeiter verhalten – in Meetings, in der Kaffeepause, auf dem Gang.
Was sie sagen, wie sie es sagen und hören Sie dabei auf Ihr Bauchgefühl. Mit der Zeit entwickeln Sie ein Gespür dafür, wie sich Dinge entwickeln und können so Ihr Verhalten daran anpassen.
Tipp 5:
Wenn Sie erkennen, dass Ihr Chef Schwächen hat, dann schmieren Sie ihm sein Fehlverhalten nicht immer wieder aufs Butterbrot. Bieten Sie ihm stattdessen Ihre Hilfe an und zwar ohne dass er dabei sein Gesicht verliert.
Wenn Ihr Chef der Abteilungsleiter ist und beispielsweise immer zu spät zum Abteilungsmeeting kommt, können Sie ihm vorschlagen, dass Sie das Meeting stellvertretend für ihn schon mal beginnen und die Punkte bearbeiten, die für ihn nicht so relevant sind. Denn Sie wissen ja, dass der Chef viel zu tun hat und so könnte das Meeting für alle Beteiligten effizienter und besser laufen.
Wenn das alles nichts hilft…
Wenn jetzt aber alles nichts hilft. Sie haben mehrere Monate alles ausprobiert, aber es klappt nicht. Sie können kein Vertrauensverhältnis zu Ihrem Chef aufbauen bzw. Sie sehen sich außer Stande Ihren Chef zu ertragen.
Tja, dann gibt es nur die Möglichkeit, sich zu trennen. Vielleicht gibt es die Chance, sich in eine andere Abteilung versetzen zu lassen. Wenn auch das nicht geht, wird es Zeit sich um einen anderen Job in einem anderen Unternehmen zu bemühen – oder sich selbstständig zu machen.
Love it, change it or leave it.
Wichtig dabei ist: Sie entscheiden. Geben Sie sich Zeit, aber setzen Sie sich eine klare Deadline. Bis wann arbeiten Sie am „Change“?
Und wann ist es soweit, dass Sie die Reißleine ziehen und sich eingestehen, dass das mit dem „Change“ halt nicht funktioniert hat und Sie sich anderweitig umschauen: Leave!
Sie haben es in der Hand. Sie entscheiden!
Das inspirierende Zitat
„Einem Angestellten, der an seinem Vorgesetzten nie etwas auszusetzen hat, solltest Du immer misstrauen.“
John Churton Collins
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