fpg325 – „Schnullis“ gab es schon immer!
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Viele Führungskräfte und Unternehmer beschweren sich zunehmend, dass die jungen Mitarbeiter, die heutige Jugend, also die Generation Z, weniger leistungsbereit und verweichlicht sei. Es fehle der Arbeitswille.
Gen Z
Die wollen doch alle nur noch „Home Office“, die legen eine freizeitorientierte Schonhaltung an den Tag und mit den Begriffen Loyalität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit können die schon gar nichts mehr anfangen.
Diese verallgemeinernden Aussagen stören mich.
Denn ich bin skeptisch, wenn so pauschalisierend über eine Generation gesprochen wird.
Aristoteles soll schon 350 vor Christus gesagt haben:
„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Die Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“
Es scheint so zu sein, dass jede ältere Generation sich seit tausenden von Jahren über die aktuelle Jugend von heute beklagt.
Dabei galt und gilt aus meiner Sicht auch heute:
„Schnullis gab es schon immer.“
Aber das heißt doch nicht, dass eine ganze Generation Z sich so verhält und zu Schnullis geworden ist.
Die größere Perspektive
Schauen wir uns das Ganze doch mal aus einer größeren Perspektive an: Ich beobachte bei vielen Menschen in Deutschland – egal welchen Alters – dass viele sich zunehmend überfordert fühlen und dass viele ängstlich in die Zukunft schauen.
Das bezieht sich keineswegs nur auf die junge Generation Z, sondern auf die gesamte Gesellschaft.
Angststörungen und Depressionen haben in den letzten Jahren bei den Menschen stark zugenommen, häufig einhergehend mit beruflicher Überforderung.
Dabei haben wir in Deutschland Arbeitsgesetze die fast immer zugunsten der Arbeitnehmer ausgelegt werden. Wir haben einen Arbeitnehmermarkt, sehr geringe Arbeitslosigkeit.
Wir haben die niedrigste jährliche Arbeitszeit aller Industriestaaten, nämlich 1.349 h/ Jahr. Vergleichen wir das mal mit USA: 1.791 h/ Jahr und in Polen: 1830 h/Jahr.
Und doch fühlen sich viele sich in der Berufswelt überfordert. Gefordert wird deshalb die 4 Tage Woche, Recht auf Homeoffice und zwei-stellige Gehaltszuwächse.
Mein Eindruck ist: Irgendwas läuft da gehörig schief. Wir arbeiten an Symptomen und trauen uns nicht an die wirklichen Ursachen.
Was sind aber die Ursachen?
Wie kommt es, dass Verunsicherung, Überforderung, Angststörungen und Depressionen stark zunehmen?
Klar, wir hatten multiple Krisen. Wir haben mit Corona zu kämpfen gehabt, dann der Krieg in der Ukraine, Inflation und Klimawandel. Aber halt: All das trifft ja eigentlich auch auf viele andere Länder zu.
Also, warum ist das für Deutschland ein so großes Problem?
Angst
Ich glaube, es ist das Thema Angst, wie wir mit Angst umgehen und dass Angst regelrecht geschürt wird.
Vor Kurzem habe ich hierzu einen interessanten Beitrag von Gabor Steingart gelesen. Ich zitiere:
„Bereits in seinem Buch „Creating Fear“ von 2002 beschreibt der Medienexperte David Altheide:
Angst ist zur dominierenden öffentlichen Perspektive geworden. Die Angst beginnt mit Dingen, die wir fürchten, doch im Laufe der Zeit wird sie zum Weg das Leben insgesamt zu betrachten.
Und während wir in den westlichen Gesellschaften das Gefühl haben, wir seien geteilt in eine Vielzahl von politischen Denkschulen, widerspricht Altheide dieser Ansicht und sieht in der Angst die unsichtbare und auch unheimliche Klammer, die unsere demokratischen Gesellschaften heute verbindet.“
Weiterhin schreibt Steingart:
„Angst ist eine Perspektive, die Bürgerinnen und Bürger heute gemeinsam haben. Sie unterscheiden sich darin, wovor sie sich fürchten. Der Markt der Angst hat eine ausgedehnte Industrie hervorgebracht.“
Ich sehe das so, dass sich ein Großteil der Medien darauf eingeschossen hat: Schlechte Nachrichten verkaufen sich halt besser als gute.
Das Problem für den Konsumenten ist: Wer sich ständig mit den neusten News berieseln lässt, taucht ein in einen negativen Strudel. Die Meldungen sind ja zum großen Teil nur negativ. Klar schlägt das auf die Stimmung.
Und die Politik zieht nach mit einer regelrechten Horror Show:
Die CDU fokussiert aktuell auf die Angst vor dem Abstieg Deutschlands. Die Grünen warnen vor der Klimakatastrophe, die FDP hat die Furcht vor Schulden im Gepäck, die AFD schürt die Angst vor Migration, Überfremdung und Atomkrieg und die SPD und die Linken warnen vor Altersarmut, Arbeitslosigkeit und Wohnraummangel.
Na super. Keiner bietet wirkliche Lösungen.
Es wird nur rumgejammert und mit dem Finger auf die Probleme gezeigt, die andere angeblich verursacht haben. Keiner zeigt in eine wirklich positive Richtung, keiner spricht über eine gemeinsam zu erreichende Vision von einer erstrebenswerten Zukunft.
Orientierung?
Wie schön wäre es, wenn da endlich auch mal Leute wären, die eine Orientierung anbieten, die wie Martin Luther King ein positives Bild einer möglichen Zukunft malen würden. Denken wir an seine Rede zur amerikanischen Bürgerrechtsbewegung:
„I have a dream…“
Aber nein. Aktuell sehe ich auf der politischen Bühne niemanden, der eine solche Hoffnung macht, der einen positiven Traum verfolgt und darüber spricht und andere mitzieht.
Alle warnen nur vor einer dystopischen Zukunft:
„Wir werden alle sterben. Wenn Ihr uns nicht wählt, dann geht es abwärts. Aber wir halten das auf. Versprochen. Wählt uns.“
Ja, sorry. Kein Wunder, dass diese Art der Politik und die ständige Flut von schlechten Nachrichten dazu führt, dass ein Großteil der Menschen frustriert und ängstlich in die Zukunft schaut, dass deren Vertrauen schwindet und sie sich überfordert fühlen.
Was können wir tun?
Wie lässt sich die Angst in der Gesellschaft reduzieren?
Ich denke, jeder Einzelne kann in seinem Umfeld Einfluss nehmen, um die Angst bei sich wie auch bei anderen zu reduzieren.
Starten wir erstmal damit, wie wir es hinbekommen können, die eigene Angst zu reduzieren.
Hierzu gebe ich Ihnen eine ganz einfache Übung mit:
Konsumieren Sie so wenig News wie möglich. Versuchen Sie es. Zwingen Sie sich mal zumindest für zwei Wochen keine Nachrichten zu sehen oder zu hören.
Lesen Sie 14 Tage lang keine Zeitung oder Meldungen auf Social Media. Ja, und auch die 20 Uhr Nachrichten im Fernsehen und die ganzen Talk Shows lassen Sie weg.
Und dann fragen Sie sich nach 14 Tagen:
„Fehlt mir was? Habe ich etwas wichtiges verpasst?“
Ich verspreche Ihnen, die Antwort auf beide Fragen wird sein:
„Nein“.
Ihnen wird nichts fehlen und sie werden auch nichts Wichtiges verpasst haben.
Was sich in den 14 Tagen aber geändert haben wird, ist Ihre Laune. Die wird positiver sein, denn Sie haben sich mit viel weniger negativen Dingen beschäftigt. Ich meine diese ganzen Meldungen und Situationen, die sie sowieso nicht beeinflussen konnten und können.
So schlimm es ist, wenn irgendwo auf der Welt ein Terroranschlag erfolgt, sie können da nichts dran ändern. Also warum sich damit beschäftigen?
Stattdessen nutzen sie die Zeit und machen Sie etwas Positives. Bewegen Sie sich mehr. Gehen Sie spazieren, machen Sie Sport, Yoga, Musik, lesen Sie ein gutes Buch.
Machen Sie etwas, was Ihnen Spaß macht, gute Laune bringt und was Sie auf positive Gedanken bringt.
Seien Sie mehr aktiv und konsumieren Sie weniger!
Schimpfen Sie nicht rum!
Eine andere Sache: Und die fällt mir persönlich auch schwer:
Hören Sie auf zu jammern und schimpfen Sie nicht rum, über Sachen, die sie sowieso nicht ändern können.
Ich ertappe mich häufig, wie ich mich über Bürokratie und Politik aufrege. Da kann ich mich regelrecht in Rage schimpfen. Nur helfen tut es nicht.
Glücklicherweise holt mich meine Frau da meistens wieder runter. Mir hilft dann das Bild:
„Ich will kein alter Mann werden, der nur rummeckert und von der guten alten Zeit redet.“
Nun bin ich nicht religiös, finde aber in diesem Zusammenhang folgenden Spruch sehr hilfreich:
„Lieber Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Seien Sie mutig!
Es gibt eine Vielzahl von weiteren Möglichkeiten, Angst zu reduzieren.
Dazu gehört auch mutig zu sein und sich den diffusen Ängsten zu stellen. Also als Beispiel: die Angst vor dem Konkurs der eigenen Firma:
Was passiert denn genau, wenn mein Unternehmen Pleite geht? Sich wirklich auszumalen, was im schlimmsten Fall passiert und welche Optionen ich dann habe, ist hilfreich.
Mir hat diese Herangehensweise in schwierigen Situationen schon häufiger geholfen, weil die diffus vorhandene Angst dadurch beherrschbarer wird.
Man schaut in das schwarze Loch. Man zwingt sich, genau zu definieren, vor was habe ich genau Angst? In welcher Situation befinde ich mich im schlimmsten Fall?
Und auf einmal erkennt man, dass es auch dann irgendwie weitergehen wird und man auch in ganz schlimmen Situationen immer Optionen hat.
Allein die Erkenntnis, Handlungsspielräume zu haben, reduziert Angst. Das ist zumindest meine Erfahrung.
Übernehmen Sie konsequent Verantwortung!
Ich halte es auch für günstig immer und in allen Situationen konsequent Verantwortung für mich und mein Tun zu übernehmen.
Ich versuche dabei folgendermaßen zu denken:
Alles, was mir im Leben passiert, ob positiv oder negativ, beruht auf meinen früheren Entscheidungen. Deshalb übernehme ich Verantwortung für meine Entscheidungen und damit auch Verantwortung für mein Leben.
Dies in aller Konsequenz anzuerkennen, fällt vielen schwer. Mir auch.
Gibt es nicht auch Dinge, für die ich nichts kann? Eine schwere Krankheit oder ein unverschuldeter Unfall?
Vielleicht. Darüber lässt sich streiten, aber trotz allem ist es auch in solchen Situationen günstig, für sein Leben die Verantwortung zu übernehmen. Es hat keinen Sinn sich darüber zu beschweren und zu sagen:
„Ich kann ja nix dafür.“
Wenn ich die Verantwortung für alles übernehme, was mir passiert, dann bin ich im „Driver Seat“. Dann sind meine Gedanken so gepolt, dass ich immer denke:
„Was kann ich ändern, damit es besser wird?“
Und nicht:
„Ich armer Tropf. Mir muss doch jemand helfen.“
Wenn Sie konsequent Verantwortung übernehmen, kommen sie raus aus der Opferrolle. Sie machen sich nicht abhängig von anderen, nicht von den Umständen, nicht von der Politik, nicht von Kunden und auch nicht von Ihrem Chef.
Sie haben immer eine Wahl und Sie entscheiden.
Gerade als Unternehmer sollten Sie so denken. Alles was Ihrem Unternehmen passiert, liegt in Ihrer Verantwortung.
Besser agieren, als reagieren. Besser Sie antizipieren und ändern die Dinge, die Sie ändern können, als sich über Dinge zu beschweren, die Sie nicht ändern können.
Wie helfen Sie anderen?
Was können wir nun tun, um anderen in unserem Umfeld zu helfen, die eigenen Ängste zu reduzieren?
Zeigen Sie anderen durch Ihr tägliches Handeln, dass Sie Eigenverantwortung übernehmen.
Wenn jemand sieht, dass ein anderer mutig vorangeht und Verantwortung übernimmt, dann ist das inspirierend.
Es zeigt, dass Schwieriges möglich ist:
„Hier bezwingt jemand in meinem Umfeld die Angst, die ich vielleicht auch habe.“
Das heißt: Vorbild sein hilft anderen dabei, auch mutig voranzugehen.
… und was ist jetzt mit GenZ?
Kommen wir nochmal zurück auf die Generation Z.
Die Ergebnisse verschiedener Studien besagen, dass junge Erwachsene der Gen Z nach Sinnerfüllung suchen. Sie möchten nicht „nur einem Job“ nachgehen.
Fragen Sie sich: Warum soll ein Mitarbeiter der Generation Z für Sie arbeiten?
Insbesondere als Unternehmer lege ich Ihnen nahe: Lamentieren Sie nicht über Probleme sondern sprechen Sie über konstruktive Lösungen und begeistern Sie mit einer mitreißenden Unternehmensvision.
Das inspiriert und hilft durch die positive Aussicht in die Zukunft allen in Ihrem Umfeld weniger ängstlich zu sein.
Wenn Sie dann noch in Ihrem Unternehmen mit Vertrauen führen, Verantwortung übergeben, dabei aber auch konsequent Grenzen klar aufzeigen, bin ich mir sicher, dass sich auch in der Generation Z mutige und motivierte Mitarbeiter für Ihr Unternehmen finden.
Schnullis gab es schon immer – in jeder Generation. Aber eben auch leistungsorientierte Mitstreiter. Wenn Sie die wollen, bieten Sie denen das richtige Umfeld.
Wenn Sie Unternehmer sind und Probleme haben, ein solches Umfeld zu schaffen, nehmen Sie Kontakt mit mir auf. Schicken Sie mir einfach eine E-Mail an info(at)berndgeropp.de
Das inspirierende Zitat
„Leiden ist einfacher als Handeln.“
Sigmund Freud
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