fpg224 – Sven Lorenz im Interview: Was Sie als Unternehmer von Ihrer Bank erwarten können – und was nicht!
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Heute sprechen wir über Unternehmensführung und Unternehmensfinanzierung. Hierzu habe ich mir meinen Podcastkollegen und Ex-Banker Sven Lorenz eingeladen.
Wir reden über über Kredite und Versicherungen und über Banken und Bankgeschäfte. Wir suchen eine Antwort auf die Frage:
Was kann ich eigentlich als Unternehmer von meiner Bank erwarten – und was besser nicht?
Umgang mit Banken
Der Umgang mit Banken ist für einen Unternehmer manchmal recht schwierig. Die Bank Dein Freund und Helfer? Na – häufig wohl eher nicht.
Spricht man mit Unternehmern über Banken, dann lassen viele kein gutes Haar an denen.
Sven Lorenz
In der heutigen Podcastfolge spreche ich deshalb mal mit Sven Lorenz und zwar darüber, was man als Unternehmer von Banken wirklich erwarten.
Worauf sollte man als Unternehmer bei Krediten, Versicherungen und prinzipiell beim Umgang mit Banken achten.
Sven Lorenz war längere Zeit angestellter Top-Manager bei einer Bank und kennt deshalb das Bankgeschäft als Insider.
Heute ist er Investor, Autor und Podcastkollege. Aber in allererster Linie ist er Unternehmer mit seiner eigenen Beratungsfirma für Vermögensverwaltung.
Im Interview sprechen wir unter anderem über:
- Gelebte Werte in Banken
- Sollte man heute noch jemandem raten, bei einer Bank zu arbeiten oder eine Ausbildung dort zu machen?
- Was sollte man als Unternehmer beim Umgang mit Banken beachten?
- Welche Versicherungen sind für Unternehmer notwendig und sollte man die bei einer Bank abschließen?
- Was sind die größten Fehler, die kleine und mittelständische Unternehmer hinsichtlich Unternehmensfinanzierung machen?
Weiterführende Links
- Webseite von Sven Lorenz
- Podcast von Sven Lorenz
- Buch: The Big Five For Life – Leadership’s Greatest Secret
Das inspirierende Zitat
„Eine Bank ist eine Institution, die Ihnen Geld leiht,
wenn Sie beweisen können, dass Sie es nicht benötigen.“Bob Hope
Das transkribierte Gespräch mit Sven Lorenz
Geropp:
Sven, du hast 2015 einen sehr gut bezahlten Job als Top-Manager von einer Bank im Investmentbereich gegen ein eigenes Unternehmen getauscht. Und zwar hast du deine eigene Beratungsgesellschaft für Vermögensverwaltung gegründet, du bist Podcaster.
Ich habe aber auch gelesen, dass du deswegen dich verändert hast, weil du bei deinem früheren Arbeitgeber, dieser Bank, dich nicht mehr richtig wohlgefühlt hast. Und zwar die Werte, denen du folgst, die wurden nicht mehr so durch die Bank repräsentiert, wie du dir das vorgestellt hast. Was sind das für Werte, die eine Bank haben sollte?
Lorenz:
Ja, lieber Bernd, da könnte ich jetzt wahrscheinlich einen epischen Vortrag dazu halten, aber ich glaube, das würde jetzt hier im Podcast zu weit führen, ich versuche es mal ein bisschen einzugrenzen.
Praktisch jeder, der schon mal bei einer Bank als Kunde gewesen ist, und ich glaube, das sind 99 Prozent der Menschen, wenn wir mal die ganzen Kinder weglassen, dann erwartet man ja in aller Regel, dass man verstanden wird und dass sich jemand, der sich im Bereich Finanzen auskennt, zumindest in der Theorie, für meine persönlichen Finanzen interessiert.
Und 90 Prozent der Menschen haben in Bezug auf Finanzen einfach nicht die Expertise, die ein Banker mit seiner Ausbildung bekommt. Und Banker werden auch über ihre gesamte Zeit der Karriere regelmäßig weiter ausgebildet und es wird immer neues Knowhow vermittelt.
Das heißt, ein ganz normaler Angestellter in einem Bürojob oder ein Handwerker wird finanziell nie das Knowhow besitzen, was ein Banker hat. Also begibt er sich vertrauensvoll zu dem Banker und erwartet natürlich jetzt, dass er begleitet wird. So.
Und ich stelle mir Begleitung eines Kunden immer so vor, dass es mich als Person, als Berater interessieren muss, wo will denn mein Kunde eigentlich hin? Und dann möchte ich wissen, was hat denn der für Ziele?
Was hat denn der für finanzielle Ziele im Leben und nicht, wie groß darf mein Schuldenberg sein, sondern wo will ich denn im Vermögensbereich mal hin?
Ich habe ja irgendwie nur dieses eine Leben und wie attraktiv soll sich dieses Leben denn für mich darstellen anhand der Möglichkeiten, die ich habe als Kunde?
Und das ist etwas, das findet in der Theorie in einer Bank tatsächlich statt. Es gibt sogenannte Bedarfsanalysen, die werden heute auch mit technischer Unterstützung in irgendwelchen Tools durchgeführt.
Das Spannende ist nur, dass häufig hinter diesen Analyse-Tools auch eine Beratungsempfehlung steckt und dort stecken in aller Regel Algorithmen dahinter, wo man sagen kann, es wird sowieso immer das Produkt ausgeworfen, was der Kunde sowieso nicht hat und was im Zweifel sehr, sehr gut ins Produktportfolio der Bank passt. Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt ist, dass//
Geropp:
//Ganz kurz, damit ich das Verständnis habe, es gibt ja einmal die Bank und es gibt die Investmentbank. Wir reden jetzt wirklich von der normalen Bank, also auch von der Sparkasse oder//
Lorenz:
//Ja, ja.//
Geropp:
//auch einer Volksbank, die so getriggert sind, wie du das sagst. Die tun so, ich formuliere es mal mit meinen Worten, die tun so, als ob sie dich wirklich beraten wollen und dir Gutes tun wollen, aber im Endeffekt wollen sie dir nur was aufschwatzen, mal hart formuliert.
Lorenz:
Es ist genau der Punkt, weil Investmentbank muss man explizit trennen, kann ich dir aber gleich noch was dazu sagen. Wenn wir dieses Thema haben, ja, Produkt aufschwatzen, man muss dazu wissen, Banken verdienen seit vielen Jahren kein Geld mehr, zumindest nicht mit klassischen Bankprodukten.
Das kannst du daran sehen, früher war es mal so, du hattest einen ganz normalen Referenzzins im Markt, das war der 3-Monats-Euribor zum Beispiel, und der hatte irgendwie einen Wert von drei Prozent. Und wenn jetzt jemand Geld hatte und es zur Bank gebracht hat, dann hat die Bank gesagt:
„Okay, wir zahlen dir halt, keine Ahnung, zwei Prozent.“
Dann hat die Bank das Geld weiter angelegt bei der Bundesbank, die Bundesbank hat der Bank drei Prozent gezahlt, die Bank hat dem Kunden zwei Prozent wiedergegeben, also blieb ein Prozent bei der Bank hängen. Das war klassisches Einlagengeschäft.
Man konnte natürlich auch das Geld, was man vom Kunden, vom Anleger bekommen hat, nehmen und konnte es andere Bedürftige verleihen. Also das ist dann so das richtige Bankgeschäft, ja?
So, und da musste man nur gucken, das nennt sich dann Fristentransformation, dass du also, wenn du der Bank als Anleger das Geld für drei Monate gibst, dann kannst du dieses Geld im übertragenen Sinne auch nur für drei Monate an jemanden anders verleihen. Ja?
So, damit das also miteinander harmoniert. Das war mal ganz früher typisches Bankgeschäft. Und weil du natürlich nicht wusstest, ob der Kreditnehmer nach drei Monaten in der Lage ist, den Kredit auch zurückzuführen, okay, bei drei Monaten ist das noch ein überschaubares Risiko, musste der Kreditnehmer natürlich einen Aufschlag zahlen.
Also die Bank hat irgendwie die drei Prozent ja trotzdem gehabt als Verrechnungszins. Und jetzt hat die Bank gesagt:
„Okay, wenn ich jemandem jetzt einen Kredit ausgebe, dann nehme ich dafür sechs.“
Und dann blieben drei Prozent zum Referenzzins hängen, ja, und wir lassen jetzt mal diese ganzen Geld- und Briefspannen weg dabei. So, das heißt also, die Bank hat klassisch im Einlagengeschäft Geld verdient. Das ist ja seit zehn Jahren nicht mehr existent.
Wir haben so eine niedrige Zinsphase, dass im Prinzip im klassischen Einlagen- und Kreditgeschäft die Banken kaum noch Geld verdienen. Und, gut, im Ratenkreditgeschäft verdienen sie noch gutes Geld, aber bei der Baufinanzierung wird es dann schon schwieriger. Also aus dem Bereich verdienen Banken kein Geld mehr. Banken haben auch über viele, viele Jahre aus dem Investmentbereich Geld verdient.
Das Problem ist, dass natürlich der Markt immer transparenter wurde, die Regulatorik hat Einzug gehalten und in dem ganzen Kontext sind natürlich auch Produkte nicht mehr so einfach zum Tauschen möglich gewesen.
Früher hat man ja dem Kunden gesagt:
„Kauf mal heute ein Investment von A“,
und hat dabei fünf Prozent Ausgabeaufschlag genommen und noch ein bisschen Bestandsvergütung bezahlt bekommen. Und ein halbes, dreiviertel Jahr später hat der Banker dem Kunden gesagt:
„Hey, wir haben uns ein bisschen vertan bei der Auswahl des Fonds. Der läuft nicht mehr so super, aber weißt du was, keine Sorge, ich habe eine Alternative im Gepäck und lass uns doch mal gucken. Lass uns mal den tauschen.“
Natürlich lief dieser Tausch, weil der Kunde keine Ahnung hatte, direkt wieder mit der Belastung eines neuen Ausgabeaufschlags ab. Und es gab so einen unrühmlichen Witz zwischen Bankern in Bezug auf Kunden, der ging ungefähr so:
„Lieber Kunde, wie verdienst du bei uns eigentlich ein kleines Vermögen? Bring mir ein großes.“
So lief das aber irgendwie so über die 90-iger und Anfang 2000 bis zur Finanzmarktkrise lief das genauso ab, ja? Nur ist es eben halt so, dass die Banken auch nie viel dazugelernt haben, weil, und das ist so das Thema Werte wieder, wenn du ein Problem hast mit deiner Gesundheit, Bernd, dann// Na, nehmen wir mal, du hast Zahnschmerzen, dann gehst du nicht zum Allgemeinarzt, dann gehst du zu einem Fachzahnarzt. So.
Wenn du heute ein Problem hast mit einer Grippe, dann gehst du zum Allgemeinarzt, wenn du irgendwelche Probleme mit deinen Knochen hast, gehst du halt zum Orthopäden. Du weißt, was für ein Arzt ist für dich wichtig zur Lösung deiner Probleme.
Der Banker hatte früher auch mal so was. Das nannte sich dann Spezialisten. Ob das jetzt ein Kreditspezialist war oder ein Investment-Anlage-Spezialist war, also als Kunde konntest du dir sicher sein, dass du mit jemandem sprichst, der in seinem Fachgebiet ein Profi ist.
Heutzutage gibt es das nicht mehr. Spezialisten sind zu teuer. Ich musste während meiner Zeit in der Bank musste ich den größten Teil, ich habe irgendwie so 150 Mitarbeiter im Ergebnis geführt und von denen waren natürlich einige Spezialisten, und ich musste meine Spezialisten abbauen.
Das war einer meiner Aufträge, die in meiner Zielvereinbarung standen. Spezialisten abbauen heißt, ich entziehe meinem Kunden den Zugriff auf individuelle Lösungen für ein individuelles Problem.
Aber jeder Kunde ist nun mal individuell, er hat ein individuelles Thema. So, das Problem in den Banken ist, durch die geringen Verdienstmöglichkeiten im standardisierten Bankgeschäft muss man sich natürlich auf andere Einkommensgrößen fokussieren.
Also haben Banken natürlich gesagt:
„Wir müssen massenfähige Produkt entwickeln“,
so hast du zum Beispiel heute einen massenfähigen Ratenkredit. Den kriegt jeder. Standardisierte Laufzeiten, standardisierte Konditionen und natürlich standardisierte Größen.
So, und das sorgt dafür, dass Individualität beim Kunden nicht mehr ankommt. Und ich war Zeit meines Lebens, als ich selbst noch in der Beratung und als Verkäufer in der Bank unterwegs war, immer Spezialist.
Und ich weiß, wie sehr es Menschen schätzen, wenn sie mit jemandem sprechen, der in diesem einen Beratungsthema eine 100-prozentige Kompetenz hat. Und das wird den Kunden heute nicht mehr gegeben. Kunden kriegen heute einen Bauchladenverkäufer vorgesetzt.
Die sind mit extrem hohen Zielen unterwegs für verschiedenste Produkte. Das hat natürlich auch was damit zu tun, dass Banken auch Vertriebsvereinbarungen haben mit Versicherungsgesellschaften, Bausparkassen et cetera und natürlich entsprechend genügend Provision in den Topf muss, damit man gutes Geld verdient.
Und die Währung, Bernd, in einer Bank heute ist nicht Geld. Weißt du, was die Währung heute ist in der Bank?
Geropp:
Nein.
Lorenz:
Kundenbindung. Und wie erzeugst du Kundenbindung? Verkaufe einem Kunden, der dir heute einen Überschuss von 200 Euro offeriert nicht ein Produkt, mit dem er sein finanzielles Ziel erreichen kann, sondern verkaufe ihm Produkte zu je 50 Euro monatlicher Prämie oder Rate.
Weil wenn der vier Produkte hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde wechselt viel, viel kleiner, als wenn der sich nur um ein Produkt zum Wechseln kümmern muss. Das ist das Spiel mit der Bequemlichkeit des Kunden.
Je mehr Produkte ein Kunde bei einer Bank hat, das gilt im Übrigen nicht bloß für Banken, ich meine, Banken sind auf den Zug aufgesprungen, ja? Also Kundenbindung ist prinzipiell natürlich immer ein gutes Instrument, um möglichst lange Lifetime-Values zu haben.
Aber es ist eben halt etwas, was nicht im Interesse des Kunden passiert, weil der Bedarf da ist, sondern da steckt ein anderes System dahinter. Und das hast du//
Geropp:
//Wenn ich mir das so alles anhöre, Sven, wird mir ganz schlecht. Kannst du guten Gewissens heute noch irgendjemandem empfehlen, bei so einer Bank seine Karriere zu starten?
Lorenz:
Ha, das ist jetzt eine echt gemeine Frage. Ich will es mal so sagen, ich glaube, dass eine Bank prinzipiell als Ausbildungsinstitut, dem, der sich für Geld, Finanzen und Weiterbildung interessiert, eine sehr, sehr gute Startoption bietet. Du musst eins wissen, zumindest ist das meine Berufserfahrung, in Zeiten der Digitalisierung und des sukzessiven Abbaus von Mitarbeiterkapazitäten in den Banken hast du natürlich auch ganz, ganz schlechte Chancen, als Auszubildender übernommen zu werden.
Und wenn du überhaupt übernommen wirst, dann überleben eh nur die am stärksten vertrieblich einsetzbaren Mitarbeiter. Aber ich habe ja selbst festgestellt, als ich mit 42 gesagt habe, ich starte nochmal komplett bei Null mit einem eigenen Business in diesem Markt, dass mir das auch sehr, sehr gut gelungen ist, und von daher kann ich mir gut vorstellen, dass eine Ausbildung in einer Bank, so unwahrscheinlich die Übernahme nachher vielleicht auch aus heutiger Sicht sein mag, definitiv für Menschen mit Interesse an Finanzen, an Finanzdienstleistung, aber eben auch an Kundenorientierung und Wertschöpfung, dass das definitiv eine gute Basis sein kann, um sich da mit Wissen auszustatten.
Geropp:
Also du kriegst, wenn ich richtig verstehe, die Ausbildung dort schon mit. Du kriegst den Background mit und kriegst ganz anders mit, wie Banken ticken, wie das ganze Finanzsystem tickt, was nach außen die normalen Leute so häufig gar nicht richtig verstehen?
Ich bin aber nach wie vor, so, wenn ich dir zuhöre, habe ich das Gefühl, die Chance, dass wenn ich zu einer Bank gehe, egal welcher Bank, dass ich über den Tisch gezogen werde als normaler Kunde, Bürger, ist relativ hoch?
Lorenz:
Na ja, gut, das ist natürlich jetzt eine andere//
Geropp:
//Hart formuliert.//
Lorenz:
//Geschichte. Also eine Karriere bei einer Bank ist ja das eine, dann bist du halt Mitarbeiter. Ich schätze, die Wahrscheinlichkeit, dass die Bankenwelt von heute auf Dauer so verbleibt, ja, also mit physischen Filialen und all dem Drum und Dran, das wird sich in den nächsten zehn, 15 Jahren extrem zurückfahren, da wird die Digitalisierung ihre Hausaufgaben machen. Ganz bestimmt.
Und wenn die Banken nicht schnell schalten, dann werden die auch unter die Räder kommen. Das siehst du zum Beispiel schon mal daran, dass gerade die beiden ehemals größten Bankhäuser in Deutschland über eine, nennen wir es mal Zwangsfusion, nachdenken, um überhaupt noch eine Rolle zu spielen im deutschen Markt, ja?
Während früher kein deutsches Bankeninstitut an der Deutschen Bank vorbeikam, haben die seit sieben, acht Jahren ja nur ins Klo gegriffen, muss man mal so deutsch sagen, und haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Genauso ist es mit den anderen Instituten, Digitalisierung haben die völlig verpennt, zumindest in der Umsetzung.
Im Knowhow nicht, aber in der Umsetzung extrem. Aber da gibt es ein paar andere Hausaufgaben wie Betriebsräte et cetera, die da natürlich auch eine Rolle spielen als Bremser dieser Entwicklung, aber ist eine andere Geschichte. Als Kunde heute zu einer Bank zu gehen, zumindest wenn es darum geht, deinen Vermögensaufbau sicherzustellen, sich darum zu kümmern, dass du dein finanzielles Ziel erreichst, so du es überhaupt kennst, ja?
Das ist ja für viele Kunden schon mal schwer, es für sich persönlich herauszuarbeiten, ist die Bank für mich nicht die Adresse, mit der ich arbeiten würde. Ein Konto, eine Kreditkarte, also die typischen Dinge, die man so braucht, um seinen Zahlungsverkehr abzuwickeln, da kann man zur Bank gehen. Mittlerweile gibt es ja auch über die das möglich ist. Aber ich glaube, die klassische Bank für die Themen des täglichen Bedarfs sind nicht mehr opportun.
Geropp:
Gut, sprechen wir mal über den Unternehmer, der für sein Unternehmen zum Beispiel einen Kredit braucht oder der halt sein normales Girokonto über eine Bank laufen hat.
Was würdest du dem raten, jetzt nicht hinsichtlich seines privaten Aufbaus, sondern hinsichtlich seines Betriebs, seines Unternehmens, wo er halt einen Kredit braucht, weil er Maschinen kaufen muss oder Ähnliches. Worauf sollte so ein Unternehmer unbedingt achten, wenn er mit einer oder mehreren Banken zusammenarbeitet?
Lorenz:
Okay, da gibt es ein paar Sachen, auf die man da achten sollte, von Anfang an auf jeden Fall nicht nur mit einer Bank zu arbeiten. Egal wie der Zahlungsverkehr aussieht und egal wie groß die Umsätze sind, die man über eine Bank macht. Jede Bank möchte natürlich gern von jedem Unternehmen den Umsatz gern ausschließlich alleine abwickeln, das ist normal, weil daraus entsteht auch für die Bank Ertrag.
Allerdings ist es so, wenn du als Unternehmer mal irgendwann einen Kredit haben willst, dann gibt es sehr, sehr verschiedene Einflussfaktoren auf die Genehmigung und auf die Konditionen. Und unter anderem spielt ein wichtiger Part eine Rolle und der heißt Kontoführung. Das heißt also, wenn du ein Konto bei einer Bank hast als Unternehmer, ist es für die Bank natürlich extrem wichtig über einen möglichst langen Zeitraum rückwirkend deine Kontoführung bewerten zu können, ja? Also hast du häufig deinen Barkredit in Anspruch genommen?
Hast du deine Rechnungen häufig, also gut bezahlt? Also all die Determinanten, die für eine Bank wichtig sind in der Bewertung der Qualität einer Kundenbeziehung, möchten die so lange wie möglich rückblickend betrachten können.
Deswegen ist es von Anfang an wichtig, wenn man sich sowieso nicht nur abhängig von einem Institut machen will, mit mehreren Instituten die Geschäftsbeziehung von Anfang an zu starten und denen dann auch entsprechend unterschiedliche Umsätze zuzuweisen.
Es gibt heutzutage wahnsinnig schnelle und leistungsfähige Cashpooling-Tools, die du verwenden kannst, um die Zahlungsströme in deiner eigenen Buchhaltung dann zusammenzuführen, wo es völlig egal, bei wie vielen Banken du ein Konto hast, am Ende hast du sozusagen ein Cashpooling-System, wo du deine Zahlungsabwicklung über deine eigene Buchhaltung dann trotzdem so steuern kannst, als hättest du nur ein einziges Konto. Das ist dann relativ simpel.
So, wenn du jetzt dann mit einer Bank einen Kredit haben willst, dann solltest du natürlich auch auf deine Zahlen achten. Also das ist so für mich ganz, ganz wichtiger Bestandteil, wenn du heute eine unternehmerische Tätigkeit beginnst, solltest du von Anfang an, auch wenn du es aktuell kategorisch für dich ausschließen magst, solltest du von Anfang an im Hinterkopf die Option einer Expansion haben.
Du weißt nie, wie erfolgreich kann dein Unternehmen eigentlich werden und wenn es erfolgreicher wird, als du es am Anfang vielleicht vermutest, kann es sein, dass du irgendwann vielleicht auch mal Fremdkapital aufnehmen musst, um Expansion betreiben zu können. Das ist vor allen Dingen natürlich für das produzierende Gewerbe wichtig.
So, und wenn das dann so ist, dann kommt natürlich der Banker und lässt sich mal deine Bilanzen zeigen. So, und wenn du dann die Bilanz anguckst und der Banker sagt:
„Na ja, also dein Cashflow ist ja super und dein Umsatz auch, aber dein Gewinn ist grottig“,
ja? Dann wird das schwer mit einem Kredit. Und das, was bei den meisten Unternehmern den Gewinn grottig aussehen lässt, sind Steuerspielereien.
Denn natürlich, keiner zahlt gern Steuern, das liegt in der Natur des Menschen, dass er natürlich möglichst viel von dem, was er vereinnahmt, auch behalten will. Und wenn du als Unternehmer natürlich am Anfang dieses Spiel spielst und sagst:
„Ja, rechne mir mal da eine Abschreibung rein und rechne mir mal da eine Rückstellung dazu und ich will die natürlich möglichst lange ziehen“
et cetera pp und der Gewinn sieht über eine lange Zeit ziemlich mickrig aus, dann fragt dich die Bank natürlich nach der Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens. Bist du in der Lage einen Kredit zu bezahlen.
Das heißt, wenn du Steuern sparen willst und irgendwelche Steuertricks anwendest, dann musst du einfach als Unternehmer wissen, dass dich das spätestens im Moment einer gewollten Kapitalaufnahme bei einer Bank killen wird. Also am Anfang diesen Quatsch gleich lassen, man macht doch als Unternehmer nicht den Schritt in die Freiheit, um am Ende des Tages dann wieder von einer Bank abhängig zu sein.
Geropp:
Du hast recht.
Lorenz:
Dann lieber genügend eine clevere Strategie anwenden und sagen:
„Okay, meine Überschüsse, die ich habe, logischerweise werden die voll versteuert, gar kein Thema.“
Du hast ja im Prinzip, wenn du eine Kapitalgesellschaft hast, kannst du es ja sogar noch ein bisschen clever machen über Holdingstrukturen und so weiter und so fort. Aber das investierte Kapital oder das Kapital, mit dem du dann Investionen tätigen willst, da hast du schon einen großen Anteil als Eigenkapital im Unternehmen, und das kannst du ja auch investieren, solange du nicht wirklich expandieren willst, kannst du dein Vermögen doch arbeiten lassen.
Brauchst du halt einen cleveren Banker oder einen cleveren Berater, der dich dabei unterstützt.
Geropp:
Das heißt, wenn ich dich richtig verstehe, sagst du:
„Okay, lass halt genügend Geld auch als Cash in deinem Unternehmen beziehungsweise das kannst du ja dann auch vom Unternehmen her anlegen. Lass dir nicht alles auszahlen.“
Verstehe ich dich da richtig?
Lorenz:
Definitiv. Definitiv. Guck mal, als Kapitalgesellschaft zahlst du einen wesentlich geringeren Steuersatz als das was du dir entnimmst. Also zumindest auf den Betrag, den du dir entnimmst, wenn du Spitzensteuersatz bezahlst, ja? So.
Und natürlich ist die Wertschöpfung innerhalb eines Unternehmens viel, viel größer, wenn du das Kapital zurückstellst und dann zu Investitionszwecken nutzt, ja? Gut, in einer Zeit von heute, wo du extrem niedrige Fremdkapitalkosten hast, hast du natürlich auch den Leverage-Effekt, der dich weiterbringt, um dann am Ende darüber auch einen Hebel zu erzeugen, je nachdem wie deine Wertschöpfung aussieht.
Aber es ist nie gut, wenn du zu einer Bank gehst und sagst:
„Ich brauche hier eine 90-Prozent-Finanzierung für eine Maschine.“
Banken bewerten natürlich auch Maschinen, und jetzt unter uns beiden können wir ja ehrlich sagen, da glaubt doch niemand dran, dass eine Bank eine Maschine selbst im Insolvenzfalle tatsächlich verwertet bekommt.
Bank haben sich ja auch vor vielen Jahren schon verabschiedet von der sogenannten Sicherungsübereignung aus der Fahrzeugfinanzierung.
Was nützt dir das, wenn der Kunde pleite ist und du hast hier, keine Ahnung, 5.000 Fahrzeuge auf dem Hof? Wer soll sich denn darum kümmern die zu verkaufen, ja? Deswegen hat sich diese Welt auch verändert.
Geropp:
Vielleicht ganz kurz da, wie sieht es mit der eigenen Immobilie dann aus des Unternehmens? Also wenn das Unternehmen dann in Immobilien sein Geld eingesetzt hat. Wie siehst du das?
Lorenz:
Na ja, also ich sage mal, wenn du als Unternehmer sagst, es ist mir wichtig, ich habe die Immobilie selbst, ich bin nicht auf gemietetem Grund, ja, das ist ja auch im Social Media-Bereich ist es ja heute eine sehr spannende Aussage, wo man sagt:
„Baue nie dein Haus auf gemietetem Grund.“
Wenn du sagst, es gehört für dich natürlich auch zur Festigkeit des Unternehmen, zur Stabilität des Unternehmens, dass du nicht abhängig bist von einem Vermieter, dann willst du dir eine eigene Immobilie hinstellen, ja, dann mach das. Wenn es der Cashflow des Unternehmens hergibt, dann ist das durchaus eine überlegenswerte Geschichte. Aber das ist, nach meiner Sicht, auch nur für bestimmte Unternehmensgrößen sinnvoll und auch nur für bestimmte Branchen.
Geropp:
Auch als Unternehmer muss man ja bestimmte Versicherungen, also jetzt nicht die privaten, sondern die fürs Unternehmen, abschließen. Was hältst du davon oder bei wem soll man die abschließen?
Wenn ich das richtig verstehe, bieten das ja auch Banken an. Wenn ich vorher gehört habe, wie du über die Banken gesprochen hast, glaube ich nicht, dass ich unbedingt eine Versicherung bei einer Bank kaufen würde oder abschließen würde. Wie ist da deine Meinung zu?
Lorenz:
Also man muss jetzt immer nochmal einen Unterschied machen, was du für ein Unternehmen hast, ja? Ich meine, abgesehen mal davon, ich habe es dir ja vorhin schon gesagt, ich bin ein großer Freund von Spezialisten.
Und alle bei Unternehmen, insbesondere Kapitalgesellschaften, hast du häufig natürlich auch Versicherungen, die du unbedingt benötigst.
Jetzt bin ich kein Versicherungsfachmann, das muss ich an der Stelle deutlich sagen, aber ich bin ziemlich sicher, dass es eine Menge Sachen gibt// Also Betriebshaftpflicht ist ja noch die harmloseste Variante davon, wo du dann Lieferungs- und Leistungs-Versicherungen, Kreditausfall-Versicherungen und, und, und benötigst, die ich immer nur mit einem absolut Versicherungs-Spezialisten für Unternehmen besprechen würde. Und die findest du nicht in der Bank.
Geropp:
Ja, das habe ich gedacht.
Lorenz:
Da gibt es auch die großen namhaften Versicherungsgesellschaften, und ich würde dir, ehrlich gesagt, auch niemals auf eine Online-Version abstellen, egal ob du eine GmbH mit drei oder mit 100 Leuten hast.
Hol dir einen Spezialisten und gehe zu einem der Branchenführer, ja? Will jetzt keine Namen nennen, aber ich glaube, wir wissen alle, wer da so in Deutschland gerade die Nase vorn hat bei Unternehmensversicherungen.
Und dann hast du auch ein gutes Gefühl dafür, weil der sagt natürlich dann ganz klar, in Abhängigkeit der Unternehmensgröße, der Ausrichtung der Branche, der Risiken dahinter ermitteln die dir dann deinen Preis.
Spannender ist das, und auch da natürlich ist für mich das Thema Spezialist// überhaupt spielt das eine Rolle, auch wenn ich zu den verschiedenen Modellen eine sicherlich geteilte Meinung habe, aber zum Beispiel viele Unternehmer versuchen ja ihre Altersvorsorge-Produkte in die unternehmerische, sagen wir mal, in die Kosten mit reinzunehmen und lassen sich dann irgend so eine Rürup-Rente aufschwatzen. Und ich sage das ganz bewusst aufschwatzen.
Ich habe da mal selber eine Podcast-Folge zu gemacht, zum Thema: Was ist denn eigentlich die Geschichte hinter einer Rürup-Rente oder hinter einer Riester-Rente, ja?
Die Geschichte ist ja die, und das ist das, was der Banker dem Kunden häufig erzählt, das ist so eine Verkaufsstory. Das Produkt ist deswegen super, weil du ja heute schon mal aus dem Brutto deine Beiträge bezahlst, wo du ja praktisch einen hohen Steuersatz hast, während, wenn du dann Rentner bist, ja eher einen niedrigeren Steuersatz hast und dann die verrenteten Auszahlungen auch nur mit einem niedrigeren Steuersatz besteuert werden.
Also der Logik konnte sich bisher auch noch kein Kunde tatsächlich entziehen. Aber wenn du einmal verstanden hast, was hinter dieser Logik steckt, dann ist es ja die Unterstellung, dass du im Alter definitiv ein viel, viel geringeres Einkommen hast als heute. Und das ist der einzige Grund, warum du dann einen niedrigeren Steuersatz hast.
Das heißt also, egal ob es der Selbstständige, der sich jetzt so eine Rürup leistet oder egal was du für Unternehmen hast, ja? Wenn du so ein Produkt nutzt und du sagst, der Steuereffekt von heute verjährt sich in die Zukunft oder verschiebt sich in die Zukunft und dann ist er ja geringer, der kauft heute die Tatsache ein, dass der im Alter nicht so viel Einkommen hat, um denselben Steuersatz zu zahlen wie er heute zahlt.
Geropp:
Ja, das ist, glaube ich, die Denke, die da übernommen wird eines Angestellten, bei dem das häufig ja der Fall ist, wenn er nicht ein großes Vermögen aufgebaut hat, oder?
Lorenz:
Genau. Und deswegen musst du ja auch immer überlegen, was für ein Typ von Berater versteht dein Problem? Ich mach mal einen ganz kurzen Exkurs, wenn es erlaubt ist, Bernd.
Geropp:
Klar.
Lorenz:
Warum kann ein angestellter Banker mit 5.000 Euro Brutto-Monatseinkommen oder 6.000 Euro Brutto-Monatseinkommen kein ausreichend kompetenter Ansprechpartner für jemanden mit 20 Millionen Vermögen sein?
Geropp:
Du sagst es schon, es ist ein Angestellter, der 5.000 Euro auf dem Konto hat. Das kann nicht funktionieren, der weiß gar nicht, worum es wirklich geht. Der hat das vielleicht angelesen, er hat es aber nicht vom Mindset her.
Lorenz:
Genau, ne? Also der hat ja eine ganz andere Denke. Der sagt:
„Okay, wenn ich drei Mal im Jahr mit meiner Familie in Urlaub fahren kann, dann ist das schon echt fett. Und ich kaufe mir alle fünf Jahre ein neues Auto und vielleicht kann ich mein Haus abbezahlen, und im Alter habe ich dann vielleicht 3.000 Euro netto übrig.
Dann spare ich noch ein bisschen und, ja, im Monat habe ich 300 Euro übrig, super.“
So. Der kann die Lebensumstände, die Notwendigkeiten, die Beweggründe für jemanden, der sich im Leben so ein Vermögen aufgebaut hat, das kann der gar nicht nachvollziehen.
Der kann in die Welt eines solchen Kunden überhaupt nicht eintauchen. Und deswegen versteht der natürlich auch nur bis zu einem bestimmten Punkt, wo der wirklich hinwill. Was für den auch opportun und sinnvoll ist, und deswegen wiederum, weil eben genau die Situation so ist, wie sie ist, braucht man sich nicht wundern, dass eben auch bei dieser Kundschaft am Ende nur standardisierte, von der Bank vorgegebene Produkte ankommen.
Große individuelle Lösungen gibt es auch da nicht. Also insofern, es zahlt immer wieder darauf ein, nimm dir für all die Themen, die du hast, einen Spezialisten, der hauptsächlich fokussiert auf diesem Thema der absolute Profi ist.
Geropp:
Sven, was sind denn aus deiner Sicht so die größten Fehler, die so ein kleiner mittelständischer Unternehmer macht hinsichtlich seiner Unternehmensfinanzierung? Also des Betriebs, des Unternehmens.
Lorenz:
Ja, also praktisch ist das die Art, wie er seine Konten führt. Also wenn jetzt ein normaler Unternehmer, nehmen wir mal einen kleinen mittelständischen Unternehmer, noch nicht mal eine Kapitalgesellschaft, ja? So ein Unternehmen.
Der weiß ja im Prinzip, dass jeder Umsatz auf dem Unternehmen sowohl für ihn privat als auch für das Unternehmen einfliegt. Das heißt also, wenn der sich nicht diszipliniert, sich auch nur ein entsprechendes Gehalt davon zu zahlen, überwiegt natürlich das Risiko, dass der sich mehr nimmt, als er am Ende kann oder als er sollte. Ist die eine Seite.
Das heißt also, wenn du nicht gerade mit einem cleveren Kontomodell arbeitest, wo du verschiedene Faktoren einbaust, sprich also mindestens ein Drei-Konten-Modell, wo du sagst, der gesamte Umsatz deines Unternehmens läuft in den Ausgaben oder in den Einnahmen über ein einziges Konto.
Und jetzt machst du aber eins, und das wäre so der erste Schritt, egal ob du das brauchst oder nicht, aber 50 Prozent der Umsätze sollten auf einem Unterkonto landen, dem du die Bezeichnung Steuern gibst, ja? Und zwar egal ob das, was du einnimmst schon mal eben zum Erhalt deines privaten Lebens reicht. Diszipliniere dich als Unternehmer, 50 Prozent deiner Umsätze als entsprechende Steuerrücklage erstmal hinzulegen. So.
Punkt Nummer zwei. Sorge dafür, dass von den anderen 50 Prozent 25 Prozent rausgehen für entsprechende Investitionsrücklagen oder für schlechte Zeiten. Und die anderen 25 Prozent müssen dafür halten, die Kosten zu decken. Also deine Kosten, die Arbeitnehmerkosten, die du hast, den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten et cetera. Das ist jetzt eine extrem harte Rechnung.
Also wer jetzt im Prinzip sagt:
„Okay, ich kriege ja mit meinem monatlichen Umsatz gerade mal so meine Kosten gedeckt“,
na, der hat sowieso ein Thema, ja? Aber Fakt ist, wenn diese übrigen 25 Prozent, die dein Daily Business finanzieren müssen nach dieser Rechnung, nicht ausreichen, dann weißt du, verdammt nochmal, du musst wachsen.
Du musst etwas dafür tun, dass dein Unternehmen mehr Umsatz generiert. Und nur dann wirst du auch die Sicherheit haben, dass dein Unternehmen überlebensfähig ist.
Ich springe jetzt mal zurück auf das Thema Steuerrücklage. Natürlich kannst du, wenn du einen guten Steuerberater hast, und ich würde als Unternehmer immer mit einer Buchhaltung arbeiten, die ich extern beschäftige, dann kannst du einmal im Quartal oder einmal im halben Jahr, je nachdem wie gut du wirtschaftest, natürlich mit deinem Steuerbüro eine Forecast-Rechnung machen und sagen:
„Guck dir jetzt mal bitte meine BWA an und sag mir mal, wie viel von der Steuerrücklage brauche ich denn jetzt tatsächlich?“
Sowohl für das aktuelle Kalenderjahr, aber auch in der Erwartung steigender Umsätze, wenn das Finanzamt mir dann kommt und sagt:
„Na ja, für das laufende Geschäftsjahr hätte ich dann auch gern nochmal ein bisschen was.“
Also natürlich verursachst du Kosten als Unternehmen und manchmal lassen sich diese Kosten nicht ausschließlich aus diesen 25 Prozent Rest für ein Daily Business bezahlen, aber es ist eben clever, wenn du dann in bestimmten zeitlichen Rhythmen sagst, wie sieht jetzt sozusagen meine Steuerrücklage im Verhältnis zu meiner BWA aus und kann ich einen Teil davon verwenden, um zu investieren, um zu wachsen, um etwas zu bewegen?
Das sollte opportun sein, das sollte man auch machen und man sollte das clever machen, aber es gibt viel zu viele Unternehmer, die heute in die Insolvenz gehen, es aber nicht müssten, nur weil sie sich beim Thema Steuer absolut vertan haben und nicht gehört haben, was der Steuerberater gesagt hat.
Geropp:
Also diese Fehler, von denen du jetzt gesprochen hast, sehe ich auch bei vor allen Dingen kleineren Unternehmen. Wenn jetzt jemand schon eine GmbH gegründet hat, 50 Mitarbeiter dabei hat, wie sehen da aus deiner Sicht die größten Schwierigkeiten hinsichtlich der Unternehmensfinanzierung aus?
Also meine Erwartung oder meine auch Erfahrung da ist, dass sie diesen Fehler, den du jetzt besprochen hast, den sehe ich eher bei den noch kleineren Unternehmen. Bei den größeren 50, 100 Mann, was sind da so die herausragenden Fehler, die es zu vermeiden gilt?
Lorenz:
Na ja, ich glaube, es kommt wiederum auf das Business an, und da ist jedes Unternehmen natürlich ebenfalls wieder extrem individuell, Bernd.
Geropp:
Ja, da hast du sicher recht.
Lorenz:
Denn es kommt natürlich auch drauf an, in was für einer Branche du bist. Lass mich mal so ein Beispiel konstruieren. Wenn du heute Unternehmer bist und du hast ein tolles Produkt und du stehst aber mit diesem Produkt extrem im Wettbewerb, dann kann es natürlich sein, dass irgendein Wettbewerber, gegebenenfalls wenn der größer ist als du, irgendwann möchte, dass du mit deinem Produkt am Markt nicht mehr existent bist, ja? So.
Und dann kriegst du halt eine Offerte, wo der sagt:
„Ich kaufe die Hütte von dir ab.“
Entweder, um dein Produkt weiterzuentwickeln oder um es einzustampfen. So. Und jetzt hat es natürlich ein paar entscheidende Kriterien.
Entweder sagst du, der Preis ist super oder ich treibe den jetzt noch ein bisschen hoch, weil ich hänge jetzt nicht emotional am Unternehmen oder am Produkt, oder es ist dir halt wichtig Spuren zu hinterlassen.
Wenn du jetzt so ein Typ von Unternehmer bist, der sagt:
„Ich habe mein Unternehmen nicht gegründet, um dann irgendwann mal zu verkaufen und einen Reibach zu machen, sondern ich empfinde eine Verantwortung für das Produkt, für den Markt, für die Menschen, die von dem Produkt Nutzen haben, aber eben auch für die Menschen, die durch mich einen Job haben“,
solltest du eine entsprechende Rücklage haben, um genau auf solche Offerten auch abwehren zu können.
Das heißt also, um in der Lage zu sein expandieren zu können oder eben auch mal eine Zeit lang im Preis eine entsprechende Strategie fahren zu können, die dich nicht in den Ruin treibt, aber die dafür sorgt, dass du deinen Mitbewerbern Anteile am Markt wieder abjagen kannst.
Also dass du eine Finanzierung im Background hast, die dich flexibel arbeiten lässt, vielleicht auch, weil du einfach wieder ein bisschen mehr Geld ausgeben musst für Marketing und Werbung. Also wenn du alles, was du als Unternehmer tun musst, um dich am Markt zu platzieren, ausschließlich aus Fremdkapital käme//
Geropp:
Das wäre hochgefährlich.
Lorenz:
//dann kannst du zumachen. Weil das sind natürlich alles immaterielle Kosten, denen kein physischer Gegenwert gegenübersteht. So, und das ist natürlich häufig auch ein Kriterium, wo Unternehmer das Risiko eines Barkredites unterschätzen.
Weil natürlich ist gerade eine Werbemaßnahme oder eine Marketingmaßnahme, die ist clever, die ist gut, insbesondere wenn du verstanden hast, wenn Social Media funktioniert, aber es ist natürlich auch ein Killer-Kriterium, weil wenn du das aus dem Barkredit bezahlst, dann musst du halt wissen, dass die Ergebnisse aus einer solchen Maßnahme natürlich nachgelagert kommen und die könnten einen zeitlichen Verzug mit sich bringen und den du heute noch nicht kalkulieren kannst.
Den kannst du zwar abschätzen, je nachdem mit wem du zusammenarbeitest und welchen Erfahrungshorizont die haben, aber praktisch kannst du es nicht auf den Punkt bestimmen. Also du weißt nicht, wann der Cashflow kommt, der dir schnellstmöglich auch das Rauskommen aus einer solchen Inanspruchnahme garantiert. So, bau dir eine, ich sage dazu immer gerne eine Kriegskasse auf.
Geropp:
Ja, also gerade zum momentanen Zeitpunkt, wenn man sich überlegt, dass es gerade in Deutschland, (unv.) seit 2008 eigentlich geht es den Unternehmen super.
Wir sind ja Export-Weltmeister, alles. Irgendwann geht das auch mal runter. Allein schon deswegen, glaube ich, brauchst du diese, wie du sagst, Kriegskasse, ne?
Lorenz:
Und es gibt natürlich noch ein paar weitere sehr, sehr attraktive Geschichten, die hängen dann allerdings wieder von der Innovationsfreude der Unternehmen ab und wie sehr die Mitbestimmung im Unternehmen akzeptieren würden.
Seit ein paar Jahren hat sich ja das Thema Crowd-Investing und Crowd-Funding stark entwickelt. Häufig wird das natürlich für Startup-Unternehmen genutzt, allerdings ist es eben durchaus auch, wenn du eine wahnsinnig neue Innovation an den Markt bringen willst, für das du glaubst zumindest, es ist eine extrem breite Zielgruppe ansprechen zu können, dann kannst du mit diesem Produkt oder mit der Planung eines solchen Produkt natürlich im Markt Werbung dafür machen und dass sich diese Crowd halt an diesem Produkt beteiligt, an der Wertschöpfung dieses Produkts oder an der Entstehung des Produkts.
Und im Gegenzug kriegen die dann eben entweder eine Rendite, wenn es ein Crowd-Investing ist, oder sie kriegen halt irgendeinen materiellen Gegenwert, wenn es ein Crowd-Funding ist. Und darüber sollte man nachdenken, wenn man sagt, okay, man will vielleicht auch bankenunabhängig eine Finanzierung auf die Beine stellen und das Geschäftsmodell dahinter erlaubt es einem, schnell und flexibel auch zurückzuzahlen.
Geropp:
Sven, ich weiß, dass du ja erfolgreichen Unternehmern hilfst, die ihr eigenes Geld anlegen. Also jetzt versteuertes Geld, was sie privat jetzt anlegen.
Mich würde mal interessieren, was zeichnet diese erfolgreichen Unternehmer aus? Was, aus deiner Sicht, wenn du die so beobachtest, was ist es, was die erfolgreich macht?
Lorenz:
Das ist eine sehr, sehr spannende Geschichte. Ich habe mich dazu natürlich auch immer wieder mit meinen Kunden unterhalten, was sie so für sich als die Determinanten sehen, die einen hohen Einfluss auf ihren Erfolg hatten. Und was ich beobachten konnte, was mir aber auch immer wieder gespiegelt wird, ist natürlich planvolles Verhalten.
Also es gibt keinen der Unternehmer, für die ich tätig bin oder keinen der Kunden, für die ich tätig bin, nicht jeder ist noch ein Unternehmer. Die haben vielleicht auch teilweise ihre Unternehmen schon verkauft, konnten mir aber immer wieder bestätigen, dass sie einem entsprechenden Plan gefolgt sind, weil Vermögen kannst du auch planen.
Und finanziellen Erfolg kannst du planen, nur kriegst du das halt eben nicht in der Schule gelehrt, ne? Da musst du dich halt mit jemandem zusammensetzen, der sich damit auskennt. Aber du kannst es tun. Es gibt so diese schöne Geschichte, die ist auch total nett, so die über Bill Gates rumgeistert oder über die Aldi-Brüder, ja?
Wenn es darum ging, dass man zunächst ja erstmal nur einen besonderen Value schaffen wollte und dass man mit dem großen Thema Geld verdienen gar nicht wirklich geplant hatte und das Geld folgte dem Erfolg, ja?
Also Bill Gates wollte halt in seiner Garage etwas schaffen, was für die Welt Erleichterung schafft. Er hatte niemals im Leben daran gedacht, ein Milliardär zu werden, ja? So. Bis zu einem bestimmten Punkt ist diese Geschichte auch super-romantisch, ja, aber auch Bill Gates ist ein Unternehmer gewesen.
Und ab dem Moment, wo er gemerkt hat, dass das Produkt funktioniert, steckte ein finanzieller Plan dahinter, sonst kannst du kein Unternehmen führen, ja? Also wie du dir Ziele setzt und wie du diese Ziele mit Mitarbeitern diskutierst und wie du sie daran beteiligst und all diese ganzen Geschichten. Das heißt also, hinter jedem erfolgreichen Unternehmer steht ein finanzielles Ziel, was er erreichen will.
Ob das jetzt das Ziel ist, dass der sagt:
„Ich will privat so ein großes Vermögen besitzen“
oder ob der einfach sagt:
„Ich möchte eine gewisse Bedeutsamkeit erreichen“,
ne? Wie viele Unternehmer kennt man heute in Deutschland, wo du sagst:
„Ja, stimmt, das ist der, der hat die und die Firma.“
Da weiß kein Mensch, wie reich der ist oder ob der überhaupt reich ist, aber der hat eine gewisse Bekanntheit und der wird gefragt, wenn es um irgendwelche bahnbrechenden Informationen geht, die man mal bewerten soll, ja?
Bei NTV oder sonst irgendwo. Also da hat ja jeder auch seinen eigenen Trigger.
Geropp:
Die eigene Motivation, meinst du, in dieser Richtung?
Lorenz:
Genau, ne? So, also für viele ist das Thema Wertschöpfung spielt eine Rolle, etwas für andere Menschen zu tun. Etwas von Wert zu schaffen, wertvoll sein. Also überall steckt der Begriff Wert drin, das heißt also auch, Menschen, die besonders erfolgreich sind, folgen konsequent einem inneren Wertesystem und da spielen eben Ehrlichkeit eine Rolle, da spielt auch eine Rolle Loyalität, Diskretion.
Es spielt aber auch eine Rolle innovativ zu sein. Auch zu teilen. Es gibt viele Unternehmer, die sagen:
„Alles bei mir“,
ja? Die werden nie erfolgreich, wenn sie nicht bereit sind zu teilen. Weil es gibt nicht nur einen Vater des Erfolges, es gibt viele, ja? Viele erfolgreiche Unternehmer zum Beispiel haben Beteiligungsprogramme für Mitarbeiter ins Leben gerufen, weil die einfach sagen:
„Wir möchten, dass jeder, der an der Wertschöpfung beteiligt ist, das auch fühlen kann, wenn unser Unternehmen wächst. Wir wollen, dass die mit Stolz sagen, wir waren ein Teil davon.“
Übrigens man könnte ja mal die Frage stellen, warum sitzen auf Konzernebene heutzutage nur noch Vorstände, die nicht der Gründungsfamilie des Unternehmen angehören, ja?
Keiner von denen fühlt sich verantwortlich für den unternehmerischen Erfolg, die fühlen sich verantwortlich für ihr eigenes Vermögen, weil die Verträge sowieso nur fünf Jahre laufen.
Geropp:
Ja, und sie sind angestellt, sie sind keine Unternehmer. Selbst der Vorstandsvorsitzende.
Lorenz:
Genauso ist das, ja? So. Aber wenn dir ein Unternehmen gehört und du sagst:
„Hey, Leute. Stellt euch mal vor, in drei Jahren sind wir doppelt so groß wie heute, wir erreichen viel mehr Menschen. Wir können das Leben von anderen verändern in einem sehr positiven Bereich. Und wollen wir das gemeinsam anpacken?“
Und die Mitarbeiter sagen:
„Ja, wollen wir“,
dann hast du damit natürlich eine ganz andere Motivation, wenn du den Mitarbeitern sagst:
„Und wenn wir das Ziel erreichen und in den Zwischenschritten A, B und C, dann seid ihr dran beteiligt.“
Es gibt ein schönes Buch, das romantisiert diese Einstellung von erfolgreichen Unternehmer etwas, aber im Kern steckt da ganz viel drin.
Das Buch kennst du bestimmt auch, das ist von John Strelecky und heißt The Big Five for Life und beschreibt eigentlich mal, wie ein idealer Unternehmer sowohl sein Unternehmen als auch die Rekrutierung seiner Mitarbeiter ausrichtet, ja? Also das mal nur so als so eine Essenz.
Geropp:
Ja, aber das packe ich gern in die Shownotes. Das finde ich auch wirklich lesenswert, ja. Sven, ich möchte mich herzlich bei dir bedanken, das war ein ganz tolles Gespräch, du hast sehr viele spannende Inhalte geliefert hinsichtlich Banken, hinsichtlich Finanzierung und vor allem jetzt zum Schluss auch hinsichtlich Mindset.
Ich möchte, gerade jetzt auch noch in dem Interview mit dir, nochmal besonders darauf hinweisen, dass jeder, der sich mit Finanzierung persönlich wie auch für das Unternehmen interessiert, unbedingt deinen Podcast anhören sollte. Wenn man sich da weiterbilden will, ist das der Podcast, der mir direkt einfallen würde. Sven, ich möchte mich herzlich bei dir bedanken, dass du dabei warst. Richtig gut, vielen, vielen Dank.
Lorenz:
Sehr gern, lieber Bernd.
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