fpg318 – Tabus und versteckte Regeln im Unternehmen
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Heute sprechen wir über Tabus, über versteckte Regeln und über Machtspiele in Unternehmen.
Die offenkundigen Regeln
Wenn eine Führungskraft in einem für sie neuen Unternehmen startet, dann hat sie sich meist gut vorbereitet.
Denn eine gute Führungskraft hat sich schließlich ausgiebig über ihren neuen Arbeitgeber erkundigt, sei es auf der Webseite oder über Social Media und Pressemitteilungen. Außerdem hat sie das Unternehmen ja im Bewerbungsgespräch schon kennen gelernt.
Vielleicht hat sich die Führungskraft auch schon auf Linkedin und Xing mit den neuen Kollegen vernetzt.
Und dann am ersten Tag erhält sie ja sowieso noch weitere Informationen. Sie glaubt also gut vorbereitet zu sein und zu wissen, worauf es zu achten gilt und wie das für sie neue Unternehmen so funktioniert. Sie denkt zu wissen, wie der Laden läuft.
Wirklich? Wenn das mal so wäre…
Das Problem ist: Mit all diesen Infos kennt sie nur die eine Seite der Medaille, nämlich die offizielle, also Strukturen und Regeln, die in einem Handbuch oder auf einer Webseite stehen.
Die ungeschriebenen Regeln
Es gibt aber auch eine Vielzahl von unsichtbaren Spielregeln, also ungeschriebenen Gesetzen, die „Do’s“ und Dont‘s“ eines Unternehmens.
Darüber habe ich schon mal gesprochen und zwar in der Podcastfolge: Hidden Rules im Management
Wenn Sie die als Neuer nicht kennen bzw. erkennen, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie in Fettnäpfchen treten – und zwar manchmal sogar ohne dass Sie es direkt merken.
Jetzt sollte man ja denken: Die Unternehmen hätten ein großes Interesse, dass genau sowas nicht passiert. Das stimmt auch, das haben die auch.
Es ist aber gar nicht so einfach, denn die unsichtbaren Regeln sind den Mitarbeitern und der Geschäftsführung häufig gar nicht bewusst.
Vieles ist für langjährige Mitarbeiter vollkommen normal. Über bestimmtes Verhalten denkt keiner mehr drüber nach. Darauf angesprochen kommt dann:
„Aber das macht man doch so. Das weiß man doch!“
Ähhh. Nein. Das macht man nur hier so – in Ihrem Unternehmen oder in Ihrer Branche.
Manches Verhalten, was in einem Konzern oder einem alteingesessenen Familienunternehmen vollkommen tabu ist, das kann in einem Start-Up Unternehmen OK oder sogar erwünscht sein.
Hier mal ein Paar Beispiele.
Duzen oder Siezen?
Wen duzt man und wen nicht?
Stellen Sie sich vor, Sie kommen aus der Start-Up Szene. Jetzt starten Sie als Gruppenleiter in einem Konzern. Dort duzt man sich in der Abteilung, aber man duzt nicht den Bereichsleiter oder gar den Vorstand.
Wenn Sie jetzt die falsche Person an Ihrem ersten Tag duzen, ist das ungünstig.
Aber heutzutage hat sich das doch geändert. Das ist doch nicht mehr wie früher. Doch, in manchen Unternehmen ist das noch so. Gehen Sie nicht davon aus, dass das, was Sie kennen, jetzt auch in dem neuen Unternehmen gilt.
Wer sitzt wo?
Anderes Beispiel: Sie sind neuer Mitarbeiter. Jetzt steht Ihre erste Abteilungsbesprechung an.
Es ist Montag morgen viertel vor 8 und Sie sind als Erster im Meeting-Raum. Sie setzen sich auf einen der Stühle und warten auf die anderen.
Jetzt kann es sein, dass Sie sich auf den Stuhl gesetzt haben, auf dem üblicherweise der Abteilungsleiter sitzt. Das wussten Sie nicht, weil der Tisch ist kreisrund. Keiner der Stühle ist hervorgehoben. Sie wissen es einfach nicht besser.
Die Mitarbeiter und auch der Abteilungsleiter kommen jetzt rein. Niemand weist sie darauf hin, aber seien Sie sicher, dass es bemerkt wird. Sie haben – ohne es zu wollen – eine Erwartung nicht erfüllt, nämlich die unausgesprochene Erwartung, sich nicht auf den Stuhl des Chefs zu setzen.
Sie haben einen Fauxpas begangen. Ist das schlimm? Das wissen Sie nicht. Es kann sein, dass dieser Abteilungsleiter es mit Humor nimmt und es als belanglos abtut. Es gibt keine Sanktion. Es wird aber bemerkt.
Passieren noch weitere solche Fauxpas, dann kann es ganz schnell sein, dass sich die Führung und die Kollegen eine Meinung über den Neuen bilden:
„Der ist ja ganz nett, aber der passt nicht zu uns. Der passt nicht hierher.“
Für jemanden, der in der Probezeit ist, ist das nicht günstig.
Wie könnte man das ändern?
Naja, die jenigen, die ständig mit neuen Mitarbeitern zu tun haben und auch im Recruitingprozess immer involviert sind, das ist die Personalabteilung, also Human Resources oder HR.
Wenn es also einen Bereich gibt, der am ehesten die ungeschriebenen Gesetze kennen und erkennen sollte, dann ist es die Personalabteilung.
HR könnte die neuen Mitarbeiter auf mögliche Fauxpas vorbereiten. HR könnte auch der Geschäftsführung mal die Augen öffnen und die versteckten Regeln zur Sprache bringen.
Dazu müsste aber die Personalabteilung auch wirklich von der Geschäftsführung gehört werden und bei Ideen und Strategien auf Augenhöhe involviert werden.
Das scheint mir aber in vielen Unternehmen leider nicht der Fall zu sein. Häufig hat HR nur eine administrativ unterstützende Funktion.
„Die sollen sich um die Verträge kümmern und neue Mitarbeiter akquirieren – und gut ist es.“
Der Personalleiter traut sich nicht bei der GL die von ihm erkannten ungeschriebenen Regeln anzusprechen und vielleicht sogar in Frage zu stellen. Das kommt nämlich nicht gut.
Personios HR Studie 2023
Dazu passt übrigens das Ergebnis der HR Studie von personio.
Ein Ergebnis dort ist:
„69 % der C-Level Führungskräfte sagen, dass die Bedeutung der Personalabteilungen in der Zukunft steigen wird. Aber 50 % geben auch an, dass ihr HR-Team kaum in der Geschäftsstrategie eingebunden ist.“
Wenn Sie sich für die Studie interessieren, einfach hier klicken.
Ein kleiner Disclaimer hier: Personio ist Sponsor dieser Podcastepisode.
Personio bietet eine ganzheitliche HR-Plattform an. Letztes Jahr besuchten mein Mitarbeiter Alex und ich Personios Headquarter in München.
Dort haben wir uns die Software mal im Detail vorstellen lassen – und waren ziemlich begeistert. In Podcastfolge 288 habe ich da schonmal detailliert drüber gesprochen.
Ich empfehle die Software gerne, weil damit alle Prozesse und Bereiche des Personalwesens erfasst und bearbeitet werden: vom Recruiting- und Onboarding über die digitale Personalakte bis hin zu Zeiterfassung und Lohnabrechnung mit DATEV.
Alles in einem System und vor allem alles zugeschnitten auf KMU’s – nicht auf bürokratisches Konzernumfeld.
Das finde ich sehr gut, denn funktionierende digitale Prozesse sind heutzutage entscheidend.
Wenn Sie sich für die aktuellen Trends im Human Resources interessieren, empfehle ich Ihnen, sich Personios HR-Studie herunter zu laden und zwar unter https://www.personio.de/ueber-uns/presse/hr-studie-2023/
Scheinbar banale Verhalten und Situationen
Es sind häufig die scheinbar banalen Dinge, die zu unnötigen Schwierigkeiten führen und Sie in die Bredoullie bringen können.
Ist es ok kurze Hosen und Röcke zu tragen? Wann darf man mit Jeans kommen und wann und ab welcher Position trägt man besser vernünftige Hosen?
Im Sommer ist es natürlich ok mit FlipFlops ins Büro zu kommen – aber doch nicht, wenn Kunden anwesend sind.
Aha.
Oder wie sieht es mit dem Informationsaustausch und dem Reporting aus?
Ich kenne ein Unternehmen, in dem war es selbstverständlich, dass E-Mails des Chefs so schnell wie möglich gelesen und beantwortet werden. So schnell wie möglich? Ja, genau.
Was das heißt? Na, länger als 20 min wollte der Chef nicht warten, sonst gab es Stress.
Ist das sinnvoll? Die Frage stellte sich da nicht. Natürlich gab es offiziell die schriftliche Vereinbarung im Unternehmenshandbuch, dass E-Mails spätestens nach 24 Stunden beantwortet sein sollten, aber halt nicht die vom Chef. Das stand da natürlich nicht.
Sie sehen, die Erwartungshaltungen an die Kommunikationsregeln, sei es in Meetings, per E-Mail, Chat oder Telefon können sehr unterschiedlich sein.
Auch interessant:
Achten Sie mal darauf: Wenn etwas kompliziert erscheint und es in Ihren Augen scheinbar eine ganz einfache Lösung gibt, an die hält sich aber niemand.
Obwohl die vielleicht sogar im Unternehmenshandbuch so geschrieben steht. In solchen Fällen hat das fast immer einen guten Grund – und der hängt meist mit einer versteckten Regel zusammen und mit etwas, was in der Vergangenheit passiert ist.
Bevor sie also als neue Führungskraft etwas ändern, versuchen Sie erstmal zu verstehen, warum bisher bestimmte Dinge kompliziert und nicht einfach gehandhabt wurden.
Kennen und verstehen Sie die Spielregeln. Erst dann sollten Sie entscheiden, wie Sie sich verhalten. Sie sollten eine Ahnung davon haben, welche Konsequenzen es nach sich ziehen kann, wenn Sie etwas ändern.
7 Tipps für versteckte Regeln
Wenn Sie neu als Führungskraft im Unternehmen sind, dann habe ich folgende 7 Tipps für Sie hinsichtlich der versteckten Regeln:
1. Fragen Sie!
Klingt banal, ist aber sehr effektiv. Wenn Sie neu in einem Unternehmen sind und die Regeln noch nicht kennen, fragen Sie danach. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Kollegen zu fragen und fragen Sie vor allem Ihren Chef nach seinen Erwartungen an Sie und nach möglichen Fallstricken.
2. Hören Sie genau zu!
Was wird wann und wie beispielsweise in Meetings gesagt und über was wird nicht gesprochen.
3. Beobachten Sie, was gesagt und getan wird!
In wie weit wird Gesagtes und Versprochenes auch wirklich umgesetzt. Wer ist konsequent in seinem Tun, wer nicht. Überlegen Sie, warum das so sein könnte.
4. Beobachten Sie, wer was tut und wer nicht!
Wer ist still, hört nur zu und bleibt im Hintergrund. Wer ist eher unterwürfig oder aggressiv? Wer sitzt wie da? Wie verhalten sich die Menschen untereinander? Wie reagieren sie aufeinander?
Versuchen Sie zwischen den Zeilen zu lesen. Wenn Sie das trainieren, erkennen Sie mit der Zeit, wenn etwas nicht stimmig ist. Sie bekommen so sicher nicht alles mit, aber Sie bekommen ein Gespür dafür, ob etwas nicht stimmt.
5. Verstehen Sie die Ziele und die Erwartungen der Beteiligten!
Durch das Zuhören, Beobachten und Fragen stellen erhalten Sie einen Einblick in die Ziele und Erwartungen der Beteiligten. Verhalten die sich stimmig mit diesen Zielen und Erwartungen? Passt das? Wenn nicht könnte es daran liegen, dass Ihnen hier noch wichtige Infos fehlen hinsichtlich der Person oder der versteckten Regeln.
6. Machen Sie sich klar, wer welche Rolle spielt!
Welche Rolle ist Ihnen zugewiesen? Welche Rolle spielen Sie? Was ist Ihnen in dieser Rolle erlaubt und was nicht? Sie können aus Ihrer Rolle aussteigen und gegen bestimmte Regeln verstoßen, aber Sie müssen das bewusst machen.
Sie müssen das Spiel kennen und wissen, welche Auswirkungen das haben kann. Dazu müssen Sie aber die Spielregeln wirklich kennen und sich über Ihre Ihnen zugewiesene Rolle im Klaren sein.
7. Fragen Sie sich immer nach dem Warum!
Wenn etwas kompliziert erscheint und es in Ihren Augen scheinbar eine ganz einfache Lösung gibt, an die sich aber niemand hält, dann hat das fast immer einen guten Grund – und der hängt häufig mit einer Hidden Rule zusammen. Bevor sie diese Regel brechen, versuchen Sie zu verstehen, warum es diese Regel gibt.
Bonus Tipps
So, das waren 7 Tipps. Ich habe aber noch einige Bonustipps für Sie.
Die gelten egal in welchem Unternehmen. Es handelt sich um Erwartungen, die an Sie als Führungskraft gestellt werden, die aber nirgends aufgeschrieben sind.
Gerade Mitarbeiter, die das erste Mal in eine Führungsrolle kommen, sollten diese beherzigen, wenn sie erfolgreich sein wollen.
Bonus 1: Kommen Sie mit Lösungen nicht mit Problemen!
Natürlich will Ihr Chef informiert werden, wenn ein schwerwiegendes Problem auftritt. Aber er will auch, dass Sie Probleme selbstständig lösen oder schon gelöst haben oder zumindest, dass Sie mehrere Lösungsvorschläge unterbreiten.
Bonus 2: Die Zielerreichung Ihres Teams ist entscheidend!
Als Führungskraft sind Sie nicht mehr nur für die eigenen Ergebnisse sondern für die Erreichung der Teamziele verantwortlich. Es geht also nicht mehr nur um den eigenen Output, sondern darum, Ihr Team dazu zu bringen, Ziele zu erreichen. Daran werden Sie gemessen.
Bonus 3: Lassen Sie sich nicht als Betriebsrat aufstellen!
Sie müssen sich entscheiden, wem gegenüber Sie loyal sind. Wer sich für den Betriebsrat aufstellen lässt oder sich in der Vergangenheit hat aufstellen lassen, der hat sich entschieden, für die Belegschaft zu kämpfen.
Das ist ok, aber die Loyalität einer Führungskraft gilt dem Arbeitgeber, also dem eigenen Chef oder der Geschäftsleitung, nicht der Belegschaft. Sie müssen sich entscheiden auf welcher Seite Sie stehen.
Sie finden das nicht richtig? Tja so sind aber die Spielregeln. Und wie gesagt, offiziell gibt es diese Regel nicht. Niemand wird Ihnen verbieten, sich als Betriebsrat aufstellen zu lassen.
Aber Sie können davon ausgehen, dass, wenn Sie das tun, es empfindliche Konsequenzen für Sie haben wird!
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